Entrüpelung

Seit meiner Schulzeit hege ich eine dauerhafte Liebe zur Sprache und zur Grammatik. Ich mochte zum Beispiel Latein sehr gerne, neben Englisch das einzige Fach in dem ich auch mal Einser schrieb. Mit Bayrisch als Muttersprache, erkannte ich schnell dass ich mich auf englisch viel freier ausdrücken konnte als auf Hochdeutsch. Es macht mir Spaß, Sprachen zu lernen und allmählich zu verstehen, wie sie funktionieren. Als Oberschülerin versuchte ich es sogar mit Hebräisch, es blieb mir aber nur der eine Satz: „Ich bin Einwanderer aus dem Jemen“. Ich liebe „falsche Freunde“, wie zum Beispiel das spanische Wort „constipado“ nur einen harmlosen Schnupfen beschreibt, während „constipated“ im Englischen lieber nicht bei Tisch erwähnt werden sollte. Meine Leidenschaft teile ich mit meiner lieben Freundin B., die einzige, mit der ich mich angeregt über Satzstrukturen und Zeichensetzung unterhalten kann. Konsequenterweise führt sie auch eine erfolgreiche und gar nicht mal kleine Sprachenschule. Aber scheinbar gibt es doch ein breites Interesse an Grammatikthemen, wie ja das Bastian-Sick-Phänomen zeigt. Die britische Vorkämpferin für Zeichensetzung (die insbesondere das Apostroph auf dem Kieker hat) ist übrigens eine Frau namens Lynne Truss, deren Büchlein „Eats, shoots and leaves“ ich immer in der Handtasche herumtrage, um bei langen S-Bahnfahrten was zum Lachen zu haben. Ich freue mich auch immer, wenn ich seltsame Schreibweisen finde. Since my earliest school days I have loved language and grammar. My first language is Bavarian, and when I started learning English at school I realised that this was the language in which I could express myself – better than in stiff “Hochdeutsch”. My younger sister was keenly admiring my command of words like “yellow” and “dog”, and soon we had our own secret English language. I adored Latin at school and always got good marks for it. Learning languages got easier every time I started on a new one: Russian, French, even Hebrew (although the only sentence etched in my memory is “I am an immigrant from Yemen”). I am enchanted by similarity and divergence in different languages: in Spanish, when you are “constipado” you need a tissue – in English, if you are constipated, you don’t. My love for grammar is clearly shared by many, just look at the amazing success of the book „Eats, shoots and leaves” by Lynne Truss. It is very funny, and made me understand at last where to put commas. Her pet hate is the so-called greengrocer’s apostrophe (to be admired in my Mango picture above).

Comments

  1. Zugegebener Maßen bin auch ich eine Sprachverrückte. Allerdings ist, und das obwohl ich schreibe, meine Interpunktion sehr desolat.
    Was mich neben diesen reizenden Verschreibern auch immer wieder fasziniert, ist die Sprachvermischung.
    Neulich im EKZ kamen mir zwei Männer entgegen. Einer sagte zum anderen:
    Echt geile Mall, hier. Tolles Shopping Feeling mit astreinen Chill out Possibilities.
    Diese zwei Sätze haben mir noch Tage lang ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.

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  2. die astreinen chillout possibilities klingen echt vielversprechend ;-)

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  3. bin ein fan von falschen apostrophen. kann ich mich ganz doll aufregen wenn ich einen seh. kommt nicht so sehr von sprache, sondern vom schriftsatz bei mir. falsche apostrophen sind eine optisch-typografische katastrophe. zumal die leute, die sie verwenden, auch noch das falsche zeichen dafür nehmen. falsch: anita`s stüberl. richtig: ich find's lustig.

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  4. @Karin: Jetzt habe ich auch was zum Schmunzeln. Astrein!

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  5. Oh, hier in unmittelbarer Nähe der niederländischen Grenze ist das eine ganz lustige Sache geworden mit dem Apostroph; denn die lieben Nachbarn handhaben das noch wieder anders. Bei denen ist richtig, was bei uns falsch ist. Und, ohweh, ich musste mich belehren lassen, dass gerade der Titel eines Geschäftes als Eigenname geschrieben werden kann, wie's beliebt. Für eine Sprachliebhaberin wie mich, mit drei schulpflichtigen Kindern, die ja auch Recht-schreiben lernen müssen, ist das nur eines: ent-setz-lich!

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  6. Ich finde Wortschöpfungen toll. Und wenn es dann Erfindungen wie Bergsteigersteak oder Touristenwurst sind, muss ich auch fotografieren. Ich stell mal ein Schild in mein flickr (b:ate) ein.

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  7. Oh ja: Eats, Shoots and Leaves liebe ich auch sehr. Zumal Frau Truss darin zugibt, dass wir Sprachfrickler nicht leicht zu mögen sind.

    Dummerweise habe ich mir in den vergangenen Jahren zusätzlich eine Typografie-Überempfindlichkeit zugezogen. Jetzt rege ich mich unter anderem nicht mehr nur auf, wenn ein Apostroph falsch gesetzt ist, sondern auch, wenn ein typografisch falscher verwendet wird (´ statt ').

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  8. ah - da kann sich die Kaltmamsell mit der Ingrid Jahn zusammentun, auf der Jagd nach dem falschen Apostroph!
    Und B:ate - mir reicht schon das Jägerschnitzel!

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  9. Dann hast findest du sicher hieran Freude: http://www.deppenapostroph.de/

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  10. Schnickschnackschnuck - du hast recht, es war eine Freude. Besonders der Apostrophenalarm.

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  11. Hier mal eine Meldung aus dem Tal der unbekümmerten...das ist ein wirklich schöner Text, der mich erfreut hat, semikolon auch die Kommentare sind sehr lustig und die "englischen Männer" erst recht. Und doch sitz ich jetzt hier mit aufgerissenen Augen und denke an all die Sprachsünden sie ich täglich begehe, und zwar, das geb ich zu, aus mangelnder Leidenschaft mir das nötige Wissen dauerhaft anzueignen. Statt Kommasetzungkenntnis ist wüste Einöde in meinem Hirn, ich bin verliebt in das " ; " und setze es wann und wie es mir gefällt, die Sache mit dem Apostroph ist ein ganz frischer Schrecken, und wo ich all dies hier lese denke ich nun viel an die erwähnte Sprachschule. (...und an meinen Blog, in dem ich das Desaster öffentlich mache... )

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  12. Smilla - in den Kommawüsten geht es oft lustiger zu als in der apostrophisch korrekten Straflagern!

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