Im Wald, und lauter Bäume

Es ist erstaunlich, wie viel Arbeitskraft ein alter Mensch erfordern kann, der mittags wie ein Häufchen Elend im Bett liegt und sagt "Ich glaube, ich schlafe jetzt hinüber", und dann bis zum Abend ein Hörgerät verloren (Suche auf allen Vieren), telefonisch drei Arzttermine arrangiert (anrufen und zwei davon absagen) und den TV-Kopfhörer kaputtgemacht hat.  Mal abgesehen vom Essen kochen, das bei ihr bekanntlich einem Lotteriespiel gleichkommt, musste ich diese Woche drei Mal zum örtlichen TV-Laden gehen und mehrmals dort anrufen, bis erst der Fernseher repariert und dann ein neuer Kopfhörer besorgt war. Dazu kommt noch das Kaffeekochen für die zahlreichen Besucher - alles Dinge, die nicht unter dem Begriff "Pflege" laufen und Lebenszeit kosten. Ich denke an meine Schwester in ihrer wohlverdienten Auszeit in Portugal, die das sonst immer so stemmt: Ihr Projekt ist ja bekanntlich "meine Mutter überleben". So ganz nebenbei backe ich Plätzchen, um Mums schwindenden Appetit anzuregen, denn wenn sie in einer Minute sterben will, fragt sie in der nächsten "Host du was zum Essen für mi?" Zum Glück kommen die Extras aber nicht immer so geballt wie gestern.
Gestärkt war ich nach einem frühmorgendlichen Spaziergang im schwindenden Nebel in den "Pflegetag" gegangen, und habe den Tag mit einem Sprung in den Steinsee abgeschlossen.
Endlich Sonne!
Amazing, how much effort is involved in making an old infirm person comfortable. I am not even talking about the physical care, which is partly done by the care services. Some days she lies on her bed, a shrunken little figure, claiming "I think I am fading away". A few hours later, she has managed to lose her hearing aid (involves crawling on the floor on all fours - remember, I am no spring chicken myself!), made three phonecalls for doctor's appointment (two of which I cancel immediately) and broken her earphones - essential for watching TV.
So, apart from cooking her food - which is a time-waster at the best of times, when she claims she is not hungry - I had to hunt down the local TV lord begging for a new pair of earphones, which took three working days. Plus there is the endless rounds of visitors that need to be given coffee etc. - all these things that don't even count as "caring". Last night she lay on her bed "I don't think I can eat anything", only to ask, five minutes later "haven't you got anything for me?". I have a feeling she isn't ready just yet for the long good-bye. And I think of my sister whose motto in life is: I want to outlive my mother.
I went for a lovely long walk, bidding good-bye to the oppressing fog and a big hello to the sun.
So, I made her a quick batch of her favourite biscuits. Job done.
 Das sind Mütterleins Lieblingsplätzchen, die gehen immer: einfache Mürbteigkekse nach der Formel 3:(Mehl) 2:(Butter)1:(Zucker) mit Zitronenguß.  
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These are my Mum's favourite biscuits, easy to make, easy to eat, following the 3:(flour) 2:(butter)1:(sugar) formula and topped with a lemon icing.

Comments

  1. du verdienst dir jetzt alle sprossen auf der himmelsleiter!
    und deine ewiglebenkekse schauen köstlich aus.
    alles liebe zu dir
    ingrid

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  2. am schönsten finde ich "Kaffee kochen für die zahlreichen Besucher", das würde mich als Pflegetochter für alle Mühen entschädigen ;-)
    toll, was ihr beide so leistet,
    lg

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  3. Euer Mütterlein genießt Betreutes Wohnen de luxe.
    Das gibt Punkte im Himmel für euch beide!

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  4. ich bewundere euch beide zutiefst und ich liebe deine kekse :)))

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  5. Kekse geh´n immer :O)
    Wie schön.

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  6. Danke dass ich dafür, dass ich übers Mütterlein rumätze, in den Himmel komme!
    Betreutes Wohnen de Luxe - das werde ich ihr demnächst erzählen.

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  7. ja, ich versteh aus eigener Erfahrung gut, was du uns schilderst. Hauptsache ihr verliert nicht den Humor!!
    Liebe Grüße und alles Gute,
    das Wetter wird in den nächsten Tag schön bleiben
    ganga

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  8. Hejo, diese Plätzchen, genau die gleichen machte uroma Ida, Oma Grete u. meine Mama Berta auch...
    bessere gibts nicht :)
    schön hier zu lesen
    Merci für die zauberhaften Waldfotos :) links Bäume, rechts Bäume, und dazwischen Zwischenräume ;)

    herlichst
    Brigitte

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  9. Ich kenn das von meinem Vater (selber Jahrgang wie euer Mütterlein), die gleichen Themen, das gleich Trara mit dem Essen. Ein Hoch den Betreuerinnen (bei uns eine 24-Stunden-Betreuung..), ich würd das nicht stemmen.... Ich wünsch dir eienn wunderbaren Tag und eine gut gelaunte Mutter, liebe Grüße von Bettina

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  10. Hab ich mir schon gedacht, dass diese Geschichte vielen bekannt ist. Jetzt ist ein neuer Kopfhörer da, Hörgerät funktioniert wieder und Sauerkraut mit Blut-und Leberwurst wurde ratzeputz aufgegessen. Man mag halt nicht alles was auf den Tisch kommt ;-)

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  11. Herrlich, liebe Ilse - du wirst dir das Himmelreich doppelt und dreifach erwerben... ;-)

    Im Ernst, ich bewundere dich für deine Geduld und den Humor im Umgang mit deinem "Mütterlein".

    Ob ich das könnte...

    Sei herzlich gegrüsst von
    Brigitte

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  12. Ihr seid bewundernswert, Du schreibst so schön!
    Ein Sprung in den Steinsee? Gut, gestern war es ein bisserl warm, aber in ein See springen puhhh, das wäre mir zu kalt
    viele Grüsse
    Elisabeth

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  13. Wie schön du es schaffst, das Licht einzufangen. Es muß irgendwie mit dir zusammenhängen.

    Und da stimme ich dir übrigens bei Inés drüben zu: 70 ist noch nicht alt! Das weiß ich deshalb so genau, weil mein Habib ja bekanntermaßen deutlich älter ist wie ich... Wobei die Zahl *mordsmäßig* von der Person abhängt ;)

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