Die Banalität des einfachen Lebens.

Ich habe immer häufiger das Gefühl, nichts zu erzählen zu haben. Ich will weder beim Euro in Griechenland noch beim Gezanke um den Klimawandel mitreden, mich interessiert auch nicht wirklich ob Frauen in den Chefetagen sitzen. Das Lesen von Zeitungen mit all den Schreckensnachrichten von Sudan bis Weißrussland, den Horrorgeschichten von Kambodscha bis nach New Orleans führt nur zu machtloser Empörung und Trauer. Die Leute werden dick oder dünn sein, rauchen oder Fleisch essen, egal ob ich dazu was zu sagen habe oder nicht. Ich habe mich in meiner Parallelwelt eingerichtet, in der ich so bescheiden wie möglich lebe und versuche niemanden unnötig zu ärgern. Wo ich genüsslich koche und jeden Spaß mitnehme, der sich bietet. Am Wochenende schlief ich zum Beispiel dank des Geburtstages einer Freundin im Hotel Kaiserin Elisabeth in Tutzing, dann kamen Freunde zum Essen auf unsere Terrasse und es hat am Abend so ungeheuerlich geblitzt, dass wir weder Tatort noch Telefon mehr hatten und uns nachher unter dem Regenbogen suhlten. Heute war ich bei Ikea und habe mir den schönsten Teppich gekauft, inklusive Kottbüllar, alles. Und nachher im Steinsee gebadet. Nachts liegen wir auch mal wach und machen  uns Sorgen. So schön, so banal, so freundlich kann das Leben sein. Aber wen soll das interessieren? Gibt es noch interessante Geschichten?
My home-made peach tart on shortcrust pastry
Meine Pfirsichtarte auf Mürbteig
  
Fischbrötchen auf Reiberdatschi, "Hugo" aus Hollersirup, Sekt und Mineralwasser am Starnberger See.
Salmon on latkes canape, the drink is calle Hugo and is made with red elderberry sirup, bubbly and mineral water, served by the lakeside. This is the life,verdad?
 
Schoko-Kirschkuchen gemacht von Hausfrauen aus dem Landkreis, gekauft bei einem Hofflohmarkt.
Getränk: Hollersirup mit Mineralwasser und Minze
Chocolate and cherry cake made by local women at a local farm, gloriously like a WI bazaar in England.
The drink is good old home-made elderflower cordial with mineral water and mint
Rainbow behind our house on Sunday night, after another epic thunderstorm 
Breakfast - Frühstück im Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing
waiting for dinner to be served, Starnberger See, in glorious Bavaria
I often wonder recently what blogging is all about. I have no truths, no opinions to put forth. I don't seriously think about the fate of the euro, nor does it seem worth adding my opinion about the climate change. Reading the newspapers provokes just one wave of feeble powerlessness after the other. Should I worry about the pink princess backlash? Is there anything the fuck I can do about it? Do I care? I seem to move from one stage of retreat to the next, and it feels better each time. I live modestly but grandly, small flat, small car, all lovely, all shared, my consumerism is sporadic and mostly second-hand. I try not to annoy anyone unduly and I cook and improve all the time. Sometimes a bright offer of luxury flares up - I spent last weekend in a wonderful old hotel by a lake and had a grand dinner at a birthday party. Then there are thunderstorms and rainbows to add some excitement. I bought a beautiful carpet for my living-room, and sometimes I lie awake at night, worrying. This is how my life is, beautiful, banal, precious. But does it need to be shared with the world? Is one kind of tale more interesting than another? At least you won't read it in the News of the World, ever again.
Und so sah unsere Strasse aus nach dem großen Regen am Sonntag abend.
And this is what our road looked like after the deluge on Sunday night.

Comments

  1. Ich verstehe alles was Du nich willst und auch Dinge die Du willst:)Ich bin Dir sehr aenlich in diesen Gedankengang.
    Solange Du den Regenbogen findest,und der Kuchen gut schmekt hat Leben doch Sinn:)

    ReplyDelete
  2. Aber genau das möchte ich doch bei dir lesen, das Schöne am alltäglichen Leben, was eben bei dir immer viel Herz hat und bunt ist. Für die (schlechten) Nachrichten und Debatten gibt's ja die Zeitung, das Radio und TV, wenn man's unbedingt will. Also bitte nicht aufhören zu bloggen! Oder ist das sowas wie eine Midblogcrisis?

    ReplyDelete
  3. ....das ist doch wunderbar so, ja schad, dass wir uns fragen müssen, wen soll das interessieren.........mich zB. interessiert das, denn mit dem Rest geht es mir genau so.......zum Glück gibt es Parallelwelten, meine ist auch sehr ruhig im Moment und sehr heiss ......!!

    gruß aus dem heissen Wien !

    wir warten noch auf Regen und Regenbogen !!

    ReplyDelete
  4. Tja, manchmal frage ich mich das auch. Wozu schreibt frau einen Blog? Andererseits wird Dein Blog, der Teil deines Lebens, den Du uns hier miterleben/erlesen läßt, doch von ziemlich vielen Menschen gelesen.
    Was sicherlich an eben Deinem Schreibstil liegt, an dem was Du uns zu lesen gibst und natürlich an den leckeren Sachen, die es zu gucken gibt.
    Vielleicht eine bewußte Schreibpause (privat) einlegen und einfach nur den Sommer genießen?
    Sich Sorgen machen ist zermürbend. Ich hoffe, das sich die Sorgen (von morgen oder übermorgen) auch in der Nacht verdünnisieren.

    Oona

    ReplyDelete
  5. ja, das ist es. einfach nur einfach.
    liebgrüßt aus der einfachheit
    ingrid

    ReplyDelete
  6. So habe ich auch schon oft gedacht. Aber: Deine Welt ist in der Welt und nicht parallel zu ihr. Was in der Zeitung steht, ist nicht absolut, nicht unverrückbar und deshalb auch nicht ausschlaggebend. Und was interessiert oder nicht ist ohnehin relativ. Also. Ich sage jetzt nicht: Alles ist gut. Das meine ich nicht.

    ReplyDelete
  7. Interessante geschichten? Ja, die gibt es! Erzähl doch zum Beispiel mal, was es mit dem oberen Seefoto auf sich hat. Das sieht ja vielleicht klasse aus. Da möchte ich jetzt auch sitzen und Kuchen essen.

    ReplyDelete
  8. Ich finde du hast auch ohne permanentes kommentieren der desolaten Weltsituation, viel interessantes, leckeres und lustiges zu Erzählen. Jedenfalls lese ich gerne was so vorgeht in der Ilsewelt.
    Alles Liebe Karin

    ReplyDelete
  9. ... danke, dein blog (plus 1-2 noch) und das tagebuch deiner schwester sind für mich der einzige "aktive/passive" kontakt nach "außen" - i love this little real wonderful life.

    gruß c.

    ReplyDelete
  10. Du sprichst mir aus der Seele. Ändern können Du und ich eh wenig, Griechenland werden wir nicht retten usw. Also engagiert man sich da, wo's Sinn macht, sonst kommt man eh nicht 'rum - und genießt in der neu gewonnenen Zeit das Leben. Gerade das normale, das eigene Leben vergisst man oft, und banal ist das nicht.

    Deshalb lebe ich auch auf dem Land.

    ReplyDelete
  11. Liebe Ilse,

    bitte erzähle Deine Geschichte einfach weiter! Ich zehre sehr von Deiner Küchenkreativität und von den schönen Nachrichten aus Deinem Winkel der Welt! Für mich sind gerade die einfachen die guten Geschichten....

    ReplyDelete
  12. Und doch ist es genau das, was zählt: Wie schaut das Leben, das ganz banale Leben der anderen aus? Wie gestaltet eine Frau wie du ihre Welt? Ideen und Möglichkeiten scheinen beim Lesen und Schauen auf. Und natürlich: Die Koch- und Backexperimente, immer ein Vergnügen!

    ReplyDelete
  13. liebe ilse

    so ähnlich gehts mir auch. sich dauernd zu empören schwächt die freude am eigenen leben und macht, ehe mans sichs versieht, bitter. schlussendlich ists doch die kleine welt um einen herum in der man was bewegen kann. dem weltgeschehen kann man mehr oder weniger nur (hilflos) zuschauen … das zweite bild von oben: wunderbare farben, toller ausblick, geniale stimmung!

    anne/planet112

    ReplyDelete
  14. mir ging sowas ähnliches durch den kopf - weil ich mich auch in letzter zeit dank der bilder in den pinakotheken und der reise nach frankreich viel mit geschichte beschäftigt habe. fazit: an den machtstrukturen ändert sich niemals irgendetwas. es fallen immer wieder menschen auf die sich dagegen stellen, aber es nützt nichts. und ich bin nicht mal ein mensch der auffällt. also. ich befreie mich von meinem eigenen anspruch und sitze lieber auf der couch und stricke. inklusive manchmal ein bissel aufregen.. . aber sonst...

    ReplyDelete
  15. Das sind sie ja, die interessanten Geschichten, in denen fast gar nichts und trotzdem alles geschieht, weil sie Leben sind, - nicht mehr und nicht weniger!

    Danke fürs Erzählen!
    Herzliche Grüsse,
    Brigitte

    ReplyDelete
  16. Jetzt weiß ich wieder was am Bloggen so fantastisch ist- euer Feedback, eure Geschichten, und das Lob für meine Schreibe geht natürlich runter wie Öl. Danke euch allen. Maybe I was just fishing for compliments...

    ReplyDelete
  17. ich lese so gern bei dir weil ich mein alltagsleben bei dir wiederfinde
    weil es mich freut die übereinstimmung zu finden oder auch mal einen gegenpart (selten!!!)
    weil ich mich freue wenn es euch gut geht und ich traurig bin wenn was schief geht
    es sind wie besuche bei freunden
    gespräche übern gartenzaun
    alltag eben
    und dann deine wundervollen kocherlebnisse die mich so oft inspirieren die fotos die ideen
    also komm mir bloss nicht mit aufhören
    giggle
    allerliebste alltagsgrüße
    birgit

    ReplyDelete
  18. Weißt du, mir hat eine alte Pragerin erzählt, sie hätte gerade an dem Tag Schule geschwänzt, als Heydrich ermordet wurde. Sie fuhr mit einer Freundin nach Prag u. gab beim Bahnhof ihre Schultasche ab, z'weng der Bequemlichkeit. Als sie dann abends am Bahnhof ankamen, war die Hölle los, alles abgeriegelt, Gepäckaufgabe zu. Sie musste 3 Wochen wechselweise in der Schule und zu Hause so tun, als hätte sie die Bücher vergessen, weil die ja noch in der Gepäckausgabe lagerten.
    Das ist halt das Leben, das uns beschäftigt, während ringsherum historische Dinge passieren. Ich glaube nicht, dass es gesund ist, dieses eigene Leben nebenher laufen zu lassen und lediglich auf die Weltgeschichte und die Gesellschaft zu schielen. Wir haben ja nur ein kurzes Leben (andere Theorien überzeugen mch jedenfalls nicht).
    Lg,genieß, was geht,
    Münchenmädel

    ReplyDelete
  19. Liebe Ilse,

    auch wenn Du schon Dein Schlußwort geschrieben hast, möchte ich Dir noch sagen, daß ich möchte, daß Dein Blog im Großen und Ganzen so bleibt wie er ist. So erfrischend, so bunt, so nachdenklich, so kulinarisch, so reiselustig, so genußfreudig - alles zu seiner Zeit! :)

    Lieben Gruß

    ReplyDelete
  20. Liebe Ilse
    habe auf allen Bildern mit etwas essbaren eine Schnäppchen genommen.....und mich am Regenbogen erfreut... und da!! - ein Platsch und 2 Liter Wasser entleeren sich spontan auf dem Küchenboden! Habe mir behelfsmässig eine Kâsepresse eingerichtet.... muss die Technik eindeutig noch einmal
    überdenken... ; )
    Wie du ja weisst ist meine Welt auch relativ klein und beschaulich.... aber wie Anne auf ihrem Planet112 schon meint, können wir vor allem in unserem Umfeld etwas bewegen.....
    ....also werde ich mich nun bewegen und das Wasser aufwaschen - ist eigentlich gar nicht schlimm, es könnte ja auch Schotte oder anderes Gekleber sein...
    Grûsse dich in deinem bayrischen Paradies und wünsche dir einen fidelen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen (z.B)!
    ♥-lich Brigitte

    ReplyDelete
  21. Wie Lovelydays (und viele andere) schon gesagt hast - du schreibst genau das, was ich lesen will :-) .. und dazu noch mit regelmaessigen updates und Fotos, einer meiner Lieblingsblogs!

    ReplyDelete
  22. I love reading about your beautiful, banal yet precious life. I enjoy how you create frequently: a peach tart here, a conversation there. Maybe I especially enjoy that you *observe* the dear but mundane details of your life, reminding me to observe my own dear life, and thus live more consciously. In other words, please don't stop writing! Auch habe ich die deutsche Sprache gern.

    ReplyDelete

Post a Comment