Kunst und Kochen

Ich verbringe gerade viel zu viel Zeit mit Social Media. Auf Instagram gibt es so viele Kochanregungen... und da fand ich auch diesen Thread, wo gelangweilte Quarantänisten Kunstwerke nachstellen, nicht selten mit Hilfe von Klopapier.
@tussenkunstenquarantaine   (Zwischen Kunst und Quarantäne), saukomisch.
Der Witz, der überall in der Welt diese grausliche Pandemie begleitet, hat etwas kathartisches.
Ein anderes Thema in den Medien ist:  wir haben jetzt so viel Zeit, wir erledigen sämtliche Hausarbeiten, zu denen wir sonst nicht kommen.
Nein!
Ich bin keine Schlampe aber, im Gegensatz zu vielem was ich im Internet so lese, ist es bei uns also in der Wohnung noch nicht blitzsauber- es wurden noch keine Fenster geputzt, das Gewürzregal ist nicht geschrubbt, ganz zu schweigen von der Badewanne... und den täglichen Kampf gegen Staub habe ich schon lange aufgegeben: habt ihr schon mal gesehen, wieviel Staub im Schlafzimmer rumtanzt wenn die Sonne rein scheint? Keine Chance. Tatsache ist, mein tägliches Leben mit dem Engländer ist nicht wirklich so grundsätzlich anders. Wir lesen abends im Bett, trinken morgens Kaffee, wir machen das Guardian crossword, einer von uns kauft hin und wieder ein, wir kochen, essen, haben unsere Teezeremonie, wir machen mittellange Spaziergänge allein oder zusammen. Wir glotzen TV und in unsere Tablets.
Was fehlt, ist nicht das Fensterputzen, das Aufräumen im Keller oder das Sortieren alter Fotos. Was fehlt ist das Social ohne Media - meine Yogafrauen, die Pizza im Cigno, der Stammtisch, ein Besuch bei einer Freundin, ein Treffen im Stadtcafé, das Schnitzel beim Pfeifenthaler... ganz zu schweigen vom Reisen, ins Auto steigen und irgendwo hinfahren...
Und das kommt ja hoffentlich irgendwann wieder, wenn auch die erste Euphorie des Singens auf den Balkonen, des "Tutto andrá bene!" jetzt vorbei ist.

I am spending a lot of time on social media, along with pretty much the world. As well as compulsive updating of information I gather a wealth of cooking inspiration on Instagram, and this is where I also find amusing sites like @tussenkunstenquarantaine (between art and quarantine, where instagrammers recreate famous works of art. Toilet rolls often play a vital part. Check it out, so funny. 
All the jokes and Corona witticisms, clever or silly, that are going round have a welcome cathartic function in all the dreadfulness.
Another topic that seems to be exercising the lockdown community is house cleaning. Hey, we have all that time now, let's do all these useful things we never get round to doing.
 No! I no greater slob than the next person, but I haven't cleaned a single window or scrubbed the oven, cleared out the spices shelf or made the bathtub shiny. 
Dusting I have given up on long ago (not quite as badly as Quentin Crisp, who said dust doesn't get worse after seven years).
No.
Our life as contented pensioners continues pretty much as always. We have our coffee in bed, we breakfast, do the Guardian crossword. I cook, he washes up, one of us goes shopping, we have a medium size walk, we have our tea ceremony, watch TV, stare at our tablets...
I feel no compulsion to clean windows or sort out the cellar.
What is blatantly missing in this world of social distancing is the "social" aspect, we see no friends, I miss my yoga group and the pizza that follows the exercise. The visits to cafés, eating out, visiting friends at home. And travelling.
Will everyone go mad and book flights and drive to other countries when all this is over?
Because it will be over at some point. Won't it?? Just saying.
Ein paar leckere Gerichte für euch zum Nachkochen: Für die kalte Jahreszeit hier die sogenannten Älplermagronen, das ist Pasta, gekochte gewürfelte Kartoffeln (ich noch Brokkoli) in einer sehr reichhaltigen Käses-Bechamelsauce. Zum Reinlegen.
 ***
Some food I have made, for your inspiration: First of all, a Swiss dish of pasta, diced cooked potatoes, I added broccoli, drowned in a rich cheese béchamel sauce.

Etwas neues habe ich auf Instagram von den vielen Italienerinnen gelernt: Die armen Leute im Süden, die sich keinen Parmesan leisten konnten, bedeckten ihre Nudeln mit gerösteten Brotbröseln, oft gewürzt mit Sardellen und Kräutern. Hier habe ich die Spaghetti mit Räucherlachs, Frischkäse und Zucchini angerichtet, und oben drauf mein kostbares Brot, das ich nicht wegwerfen kann, zu Bröseln verarbeitet.
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In the Italian south, there wasn't always parmigiano available to top the pasta dishes. Something I learned from my many Italian contacts on Instagram is the use of fried breadcrumbs for pasta topping, often seasoned with anchovies and herbs. Delicious way to use up my precious old bread.
Here the pasta is mixed with smoked salmon, cream cheese and courgettes.
 

Und zum Schluss wird mein selbstgebackener Zopf in Arme Ritter verwandelt.
***
The leftovers of my challah loaf are turned into French Toast.

Comments

  1. Deine Schilderungen und Fotos sind ein Lichtblick in trüben Coronazeiten.
    Das mit dem Putzen geht mir genauso (es gibt Anregenderes), das mit den zwischenmenschlichen Kontakten auch. Und etwas Humor tut einfach gut!
    Danke und herzlichen Gruss,
    Brigitte

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    1. Als Lichtblick zu wirken, das ist schön. Ich finde, unsere Blogs sind gerade so ein Drahtseil über dem sozialen Nichts. Liebe Grüße!

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  2. Mir geht es wie dir, was das Putzen angeht. Ich weiß eh, es wäre nicht schlecht, sich die Fenster wieder einmal vorzunehmen oder das Aufräumen von div. Laden und Schränken... ich schieb es genauso vor mir her wie sonst auch ;-)
    Das nun tägliche Kochen genieße ich sehr, lg

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    1. Ja, genau! Und man wird sehr unternehmungslustig in der Küche.

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    2. jetzt hab ich erst diese Quantänekunst gesehen :-)))))))

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  3. Osterputz? Na schau ma mal... noch koche ich lieber. Meine Fenster zur Straße sind derart dreckig vom Winterverkehr, das seh ich aber nur morgens, wenn die Sonne reinscheint. Du also auch mit Lippenstift beim Ausgang, sehr fesch! Und mir geht es genauso mit den Kontakten. Wird aber schon irgendwann wieder werden.

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    1. Da kann dir dann von der Straße wenigstens niemand reinschauen..

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  4. Übermäßiges Putzen ist, zumindest zu Hause, gerade nicht systemrelevant.
    Ja, das soziale ohne Medien ist auch bei mir der Knackpunkt, aber ich stelle mir dann immer vor, wir hätten die sozialen Medien nicht und keine Handys oder Telefone. Wir müssten wieder Briefe schreiben, tagelang warten – oder der Posstbote findet einen nicht unter der neuen Adresse (gerade geschehen, obwohl die Adresse deutlich auf dem Umschlag stand …).
    Und die tussenkunstenquarantaine (ich habe erste etwas gebraucht, um das zu verstehen) ist doch ein echter Lichtblick, ein humoriger, nicht wahr? ;-)

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    1. Das war so ein heißer Tipp! Und was ist eigentlich mit Culinaria & (Ba)varia? Keine Muße, rate ich mal..

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  5. ich kann weder putzen noch aufräumen. bin in einer art schockstarre. und die tage sind so schnell rum. weiß nicht, wie sie mit nichtstun vergehen. habs gut und herzlich ingrid

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    1. Das wundert mich auch, dass einem die Tage nicht lang werden. Der Frühling wird dich aufwecken. Liebe Grüße!

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  6. Das letzte Bild war wirklich mal eines, bei dem ich lächeln konnte.
    Nun ja... heute wurde Kurzarbeit eingereicht... ich habe vermutlich dann noch soviel Geld um meine Fixkosten zu zahlen.... ABER die Nudelbilder auf Deinem Insta-Account haben mich entzückt. Ich bin immer wieder erstaunt, was Du alles so für "Werkzeug" in deiner Küche hast. Diese kleinen, geriffelten und rechteckigen Nudeln. Klasse.
    Ich bin zu müde, um nach der Arbeit noch zu putzen. Das lasse ich locker alles liegen. Vermutlich habe ich dazu nachher mehr Zeit als mir lieb ist. Dazu werde ich lesen, Karten legen, Scones backen, Essen kochen, schreiben, spazieren gehen, meinen Festnetzanschluß viel nutzen und meine vielen DVD´s anschauen. Denn beim TV schauen wird eine ja bekloppt.
    Ahoi Oona, die heute Hähnchenbrustfilet eingekauft hat - ich war ganz allein in dem Laden. Dazu gab es Brokkoli aus der Tiefkühltruhe. Beides in der Pfanne zusammenfügen und darüber etwas Parmesan. Sehr lecker.

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    1. Klingt nach einem sehr guten Programm. Geld ausgeben ist eh nicht so einfach im Moment!

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  7. Ahhhhh, ich bin hier in sehr guter Gesellschaft! Bei dir Ilse, konnte ich es mir ja denken ;) Wer so viel backt und kocht - was ja viel sinnvoller ist - hat keine Zeit mehr zum Ausmisten, Ausräumen und Wasweißichnochwas :) Das erledigen wir alles das ganze Jahr über mehr oder weniger gut. Also ich. Bin auch eher ein "Schieber", wie Friederike. Aber ich habe einen guten Leitspruch vor unserer Türe hängen: DIESES HAUS IST SO SAUBER UM GESUND ZU SEIN UND SO SCHMUTZIG UM GLÜCKLICH ZU SEIN! Hilft ungemein :) Du bist allerdings für mich auch immer ein Lichtblick. Und deine Alltagsgeschichtchen liebe ich. Weißt du ja eh..... Ganz liebe Grüße!

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