Knallrot schlägt Grauweiß

Diese langen, kalten Februartage sind eine Durchhalteübung, da ist jeder Fetzen Optimismus und Lebensfreude gefragt. Jeden Tag weiße Weihnachten...Zum Glück sind diese Woche noch einige Geselligkeiten angesagt, unter anderem am Donnerstag um 19h die (öffentliche) Eröffnung von "Wem gehört die Stadt - Manifestationen neuer sozialer Bewegungen in München", eine Ausstellung, die viel mit meiner Jugend zu tun hat und sicher viele alte Freunde zusammenbringen wird - A. kommt sogar aus London.
So ein Winter macht häuslich, und so rang ich mich gestern endlich dazu durch, den kracherten neuen Bezug über unser für 200 Mark gebraucht gekauftes Sofa  zu streifen (es war praktisch neu damals in 2001, die Verkäuferin, wohnhaft in Nymphenburg meinte, sie möge den Landhausstil nicht mehr. So gut geht downsizing!). Ich weiß, dass das Wohnzimmer inzwischen wie die Cartoonversion des Ikeakatalogs aussieht, aber ich habe einfach den Anschluss an erwachsenere Möblierung verpasst, und jetzt ist es zu spät! 
Hauptsache gemütlich.
In der Küche herrschte gestern Kollege Rumfort: Ein Hennahaxerl wurde leicht angebraten und zur gesunden Wintersuppe verarbeitet, mit den üblichen Zutaten Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Salz, Thymian, ein Stück Gelbwurzel, Karotte, Sellerie und Lauch. Nachdem das verkochte Gemüse entfernt war, kamen noch gewürfelte Kartoffeln, das gekochte Hühnerfleisch und zum Schluss frisch gepflückte Kresse von der Moosach dazu, die anscheinend auch im Winter wächst! Dazu gab es altes Brot (das wir leiderden depressiven Pferden oben bei der Kirche nicht geben dürfen),  in Olivenöl angebraten, mit drübergeraspeltem Käse: Deckel drauf, schmilzt, lecker.

Zwei Behälter mit Suppe habe ich eingefroren - ich werde immer mehr wie meine Mutter.
Heute machte ich eine Nudelsuppe draus und hau mir ein Ei drüber
***
Today I added some noodles to yesterday's soup and poached an egg in it
 These last tedious  February days are getting to be a bit of a grind, requiring every last ounce of stored-up joie de vivre. Luckily there are a few fun social events coming up, for example the opening of an exhibition about the 70's in Munich, which is pretty much about our own history. It is sure to attract the usual suspects, and A. is even coming over from London. 
Mainly, this winter is an incentive for home-making, and yesterday I finally decided to put the bright red cover on our old Ekthorp sofa which was a real piece of thrift shopping back in 2001. Time for a make-over, and the result is a cartoonish addition to our IKEA showroom.  I have long realised that I don't care about a grown-up home environment.  I find it very cosy,
As far as cooking goes, I rustled up a quick and nourishing chicken soup with all the classic ingredients: After lightly frying a chicken leg, I add broccoli stock (or any cooking water you boiled vegetables in - I always preserve it in the fridge). Some juniper berries, a bayleaf, a piece of turmeric /curcuma root, salt, chopped carrots, celeriac, half a leek and leave to simmer for an hour or so. Strain out the vegetables, pick the meat off the bones. I put two containers of the soup in my freezer (as food storage goes, I am getting more and more like my Mum). I cubed two potatoes and cooked them in the soup, served it with freshly picked watercress which apparently grows all the year round. Oh, and I fried some stale rye bread (which we are not allowed to feed to the many horses in the neigh-bourhood) in a pan with olive oil, grated cheese over it and put the lid on the pan - it melts deliciously!
Meine Schneerose blüht endlich, nachdem ich sie nach innen geholt habe. Die Zimperliese mag also doch keinen Schnee.
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My hellebore started flowering when I brought it indoors. Sissy!
 Apropos Freunde: Unseren Nachbarn hier unten kennen die Leserinnen von Luisas Tagebuch schon: Hin und wieder hört man ihn tagsüber aufgebracht schreien, er klingt ein bisschen wie eine rostige Tür, aber wenigstens wird er geliebt und nie als Döner enden.
Talking about friends: my sister already introduced him in her blog, he lives up the hill and occasionally you can hear his song, as charming as a rusty door hinge. At least he is loved and won't end up in a kebab.

Comments

  1. Ich lebe praktisch in Billy-Birke, wunderschön gestylte Wohnzimmer machen mich nervös. Ich täte so ein Wohnzimmer innerhalb von wenigen Monaten mit Büchern und Krimskrams vollstopfen, ich kann gar nicht anders :-)

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  2. deinen nachbarn möchte ich haben - vielleicht mag der altes brot? ich muss mit meinen brotresten auch mal zu den wildschweinen im gehege stapfen.
    liebe rüße aus dem winter in den winter
    ingrid

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  3. Oh, so eine Nudelsuppe auf Hühnerbrühenbasis mit Ei könnte ich jeden Tag essen – das ist schon seit Kindertagen so (mit Reis ist mir noch lieber).
    Herzliche Grüße aus der tief verschneiten Stadt :-D

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  4. Auch bei uns im WZ finden sich Beispiele aus Generationen von Ikea Katalogen.... so ist das! Du hast Donkey in der Nachbarschaft - cute!

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  5. Ich mach' Paniermehl aus meim' alten Brot. Und meine nagenden Kleintiere mögen's auch.

    Wird's zuviel, kriegen es die Hennen - eingeweicht an frostfreien Tagen.

    Niemals könnte ich in ein Möbelhaus gehen und ein ganzes Zimmer kaufen, wo alles zueinander passt. Beruhigend sind Räume nur, wenn die Einrichtung wild zusammengewürfelt ist.

    Bei mir finden sich: Ikea alt, Ikea neu, Erbstücke, Sperrmüll, Abgestaubtes und Restauriertes vom Altrüscher - naja, und ein, zwei Stücke aus "richtigen" Möbelhäusern sowie aus Baumärkten.

    Und was heißt das überhaupt, "erwachsen"? Ist das, wenn der Gürtel zur Handtasche passt und die zu den Schuhen? Dann will ich das sowieso nicht.

    Mit "Rot" tupfe ich auch gerade herum. Das Einzige, das hilft!

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  6. lauter tolle fotos! aber mit dem letzten gewinnst du einen preis!

    wir sind gerade voll auf "suppentrip"...da passt diese gut ins reduktionsprogramm ;-)

    herzliche grüße aus dem schnee (gestern wieder aufgefüllt...)

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  7. Kvinna, wie mahlst du das Paniermehl? Kaffeemühle?
    Und - erwachsen heißt vermutlich super Design, auch mal was teueres, und ein paar geerbte Antiquitäten...

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  8. Ilse, ich habe eine Küchenmaschine, mit der ich z.B. auch Rotkohl (bayr. Blaukraut??) reibe.

    So ähnlich wie die hier:
    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Food_Processor_2.jpg

    Die hat verschiedene Rührwerke für diverse Teige und eben auch solche runden Scheiben zum Hobeln/Reiben von Käse, Nüssen, Karotten, Kartoffeln... und eben altem Brot.

    Was nicht durch die Öffnung passt, wird zuvor in einer Tüte mit dem Hammer zertrümmert, aber meist bin ich vorausschauend genug, Semmeln oder "Köschken" vor dem Hartwerden zu portionieren.

    Geht ratzfatz in Nullkommanix und schmeckt besser als gekauftes Paniermehl.

    Bei den Designstücken muss ich passen, aber ererbte Antiquitäten hab' ich einige - was bin ich denn dann?? :p

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  9. Kvinna - Küchenmaschine hat bei mir einfach keinen Platz mehr. Also zertrümmern und Kaffeemühle. Und du - was bist du? eine Erbin?

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  10. So viele tolle Fotos und Worte, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen!
    Madelaines sind bei uns auch der Hit.

    Ganz toll ist das Eselfoto! Zum Schiessen...
    Liebe Sonnengrüsse aus dem Süden.

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  11. Was guckt der Esel aber auch so hinreißend, und dann noch angetan mit dem hellblauen Geschirr.
    Vielleicht schreit er so weil er gerne eine Freundin hätte?
    Frag ihn bitte mal.

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  12. Na, Antiquitäten ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Alte Möbel von Omma vielleicht... und das ist auch nicht mein Erbe, sondern das meiner Kinder, sozusagen geborgt...

    Meine Küchenmaschine steht im Schrank bei den Töpfen. Die hol' ich auch nur auf die Arbeitsfläche, wenn ich sie brauche.

    Aber ich versteh' Dein Problem, Ilse! Is' ja irgendwie immer dasselbe mit den Gerätschaften...

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  13. Eine haarspaltende Erbsenzählerin bin ich jedenfalls schon mal... seufz.

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  14. Der Esel is a Wahnsinn! Ich hatte in meinem Weihnachtsurlaub auf Lanzarote im Dorf auch einen Esel als Nachbarn. Da dachte ich immer, jetzt macht er es nimma lang, so hat das geklungen. Und das manchmal um 3 Uhr morgens.. Dabei war ihm nur fad!

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  15. Danke für deine Antwort wegen des Fotoaparates.
    Wenigstens hast du Farbe in der Wohnung. Die Winterdepri kann dich mal. Der Frühling hat schon einzug gehalten.
    Der Esel ist süß.

    Liebe Grüße
    ganga

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  16. giggle dann fühlten wir uns wenn wir uns besuchen täten überall zu hause giggle
    *erwachsen* ist auch nur so ein mythos...

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  17. Sehr schöne Fotos, das erste mit den Pferden und das Eselfoto sind klasse, aber auch dein Essen sieht aus, als hätte Februar-Depression imgrunde keine Chance. Sehr lecker. Ikea mag ich immer noch, auch wenn ich ab und zu zumindest die Designermöbel mal wahrnehme. Leisten kann ich sie mir nicht. Dein Wozi und Sofa sehen gemütlich aus. Viele Grüße momentan aus der Großstadt.

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  18. Das Eselfoto ist weltklasse <3 love it <3

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