No, wie war's denn in Wien?

In Wien ankommen war für mich ein bisschen wie unsere erste Reise nach Venedig. Man hat tausende Bilder gesehen, alle schwärmen davon, es gibt Filme darüber, und den Opernball, und überhaupt, ja ja, Klischee, kennt man ja alles. 
Und dann kommt man an und ist geplättet, dass es das wirklich gibt.
Die Kanäle, die Gondeln, der Vollmond über der Lagune, die Palazzi in Venedig.
Die Jugenstilpaläste, die engen Gässchen, die vielen alten Häuser, mit Aufschriften wie "Freiwilliger Durchgang". Und eben die Kaffeehäuser.
Ich war ja 1988 schon mal kurz in Wien, und natürlich weiß man, was ein Kaffehaus ist, wenn man aus München kommt. Aber diese  geradezu lachhaft verschwenderische Fülle an eleganten Cafés, die meisten riesig groß und genau wie man sich's vorstellt, mit befracktem Ober und Schlagobers, mit Zeitungen und Löfferl auf dem obligatorischen Wasserglas. Und die Zuckerbäckereien! Dass unglaubliche Torten als schnöde "Mehlspeisen" bezeichnet werden, das sagt doch alles!  Ich gestehe, dass wir praktisch die ganze Zeit nur Kaffeehäuser ge/besucht haben. Alles was dazwischen stattfand, war nur Ablenkungsmanöver. Ja, wir haben fabelhafte Schnitzel gegessen. Ja, wir waren im Kunsthistorischen Museum in der Lucien Freud Austtellung. Ja, wir sind in der Josephsstadt herumspaziert, da war unsere Pension, mitten drin und doch so nah am Zentrum (das Hotel Daniel haben wir uns für eine wärmere Jahreszeit aufgehoben). Wir waren beim Trzesniewski, natürlich begeistert. Im Schwarzen Kameel - wow! Auf dem Naschmarkt, und auf dem Flohmarkt. Ich habe die Strudelhofstiege besucht, weil ich das Buch vor Jahren mal ganz (und mit Vergnügen) gelesen habe.
Aber eigentlich waren wir im Kaffeehaus. Mehr geht einfach nicht, in drei Tagen und drei Nächten.
  
Das Aida ist eine Kaffeehauskette, was man den einzelnen herrlichen Läden aber absolut nicht ansieht
***
Aida is a chain of cafés all across Vienna, but you wouldn't know - they are so charming
 Der Touristenhimmel, das Cafe Central. Wir haben's nur kurz angeschaut, es erschlägt einen geradezu.
 Café Central is a tourist paradise - it's almost too much inside
Vielleicht beim nächsten Mal *** Maybe next time?
Hier fanden wir unser Stammlokal, um die Ecke von unserem Hotel in Josephstadt
***
This was our local, around the corner from our hotel in Josephstadt
 
 Selbst in einer kleinen Vorstadtboazn wurde so elegant gedeckt. Seit meiner Kindheit habe ich keinen Lachsersatz mehr gegessen.
***
Even a local neighbourhood café offered such style, and a sandwich with a kind of ersatz salmon I haven't seen since my childhood.
  Klasse im Café Griensteidel *** super classy
 Völlerei spätabends im Café Prückl, blieb ohne Folgen.
*** 
At least one deadly sin of a late evening. Didn't do us any harm.
 Das Kurcafé Oberlaa ist das ultimative pannonische Kuchen(äh - Mehlspeisen?)paradies
 *** 
The definition of Pannonian coffee culture
 Eine wirklich lebende Legende ist der Bräunerhof, in den 80er-Jahren war ich da einmal  mit dem Bierbichler/Achternbuschklan auf der Durchreise hier, zu einer Auffährung von "Heldenplatz", von dessen Autor überliefert ist, dass er dieses Kaffeehaus als Arbeitszimmer benutzte.
 ***
This Cafe Bräunerhof is a bit of a real life literary legend, Austria's famous writer and playwright Thomas Bernhard is said to have used it as his office. People really sit and read newspapers here!
 Café Savoy am Naschmarkt, ungläubig - fast nostalgisch - sahen wir dass hier noch geraucht wurde.
 ***
One of the many cafés where smoking is still alive and kicking - almost an object of nostalgia.
 The café to end all cafés - in the Kunsthistorisches Museum.
 ***
An dieses Café im Kunsthistorischen Museum konnte ich mich noch erinnern und musste es wieder erleben, sehen ob ich es nur geträumt hatte.
Ein Blick hinter die Kulissen im Café Demel, wo eine Packung Veilchenpastillen schlappe 18 Euro kostet.
Inside the iconic Café Demel, an experience in high-end (read: through the roof) prices for sweets: €18 for these candied violets.
 
 Ah - die kleinen Brötchen bei Trzesniewski: rechts unten das Ei mit Ei
 The charming open sandwiches at Trzesniewski's
 Auf einen Gemischten Satz ins Schwarze Kameel, Hunger auf die ebenfalls großartigen Brötchen hatten wir leider keinen mehr 
***
A quick glass of delishous local wine in Schwarzes Kameel - we were sadly to full-up to try the amazing-looking sandwiches
Nochmal im Café Prückl, ein Scheiterhaufen und eine sauber aufgeräumte Kuchen (äh-Mehlspeisen)theke
 Auch das scheinbar eine Kette, und sehr schön dazu. Der Kaffee war überall einwandfrei.
***
Another café chain, also very pretty. Everywhere we had coffee in Vienna it was excellent.
Arriving in Vienna was like my fist trip to Venice. You know what it's like, you've seen a million pictures, everybody raves about it. There are movies and books about it. The carnival. The Opera Ball. Yeah yeah, all the clichés, we know them all. And then you arrive, and you are stunned. You can't believe that all this is real. 
In Venice: the canal, the gondolas, the vaporetti, full moon over the Lagoon, the ancient palaces.
In Vienna: the huge venerable Art Deco buildings inhabited by real people. The palaces dotted around the city centre. The little snaking lanes, and the coffee houses.
Coming from Munich, I am familiar with the concept of a coffee house. But here, they are everywhere, used by everyone, in an almost risible abundance. Some of them are like cathedrals, and just like you expected: waiters carrying silver trays, the spoon balanced on top of the obligatory glass of water. And in some cafés, the most beautiful cakes, edible works of art.
Everything we did in between sitting in cafés was just filling in time. Yes, we did eat a fabulous schnitzel. Yes, we did visit the great Lucien Freud exhibition at the Kunsthistorisches Museum. Yes, we wandered around in our neighbourhood - our hotel was slightly off the tourist track. We tasted the wonderfully wacky designer sandwiches at Trzesniewski (egg with egg) and had a local wine in Schwarzes Kameel. We wandered up and down the culinary paradise of the Naschmarkt and looked at the flea market. We visited a literary monument, the Strudelhofstiege.
But really, these three brief days were all about satisfying our appetite for coffee houses.


Comments

  1. Ach Ilse, das ist der Text einer Verliebten - so kann es einem mit Wien gehen! Ich war einmal allein auf einem Kongress in Wien im scheußlichen AKW und habe abends in einem Hauben-Restaurant Trost bei einem überirdischen "Moor im Hemd" gefunden.

    ReplyDelete
  2. wie schön. wenn ich etwas über kaffeehäuser wissen will, wende ich mich an dich. ;-) das nächste mal zum heurigen.
    liebgrüße
    ingrid

    ReplyDelete
  3. Ein Traum, ein echter Traum – das alles! Und die Veilchenpastillen, die hat doch schon die Sisi – Franz – Sisi! gelutscht. Bisher war ich nur zweimal in Wien und wurde dort nahezu kaffeesüchtig. Ganz wunderbarer Bericht, liebe Ilse, einfach wunderbar!

    ReplyDelete
  4. Na servas, Ilse, da habt ihr ja echt eine Tortentour de Luxe hingelegt! Ich bin baff und überwältigt! Wann habt ihr da noch Zeit (und Platz im Magen) für die Schnitzel gehabt? Liebe Grüße aus Wien von Bettina

    ReplyDelete
  5. Wien ist - anders.
    Wunderschöner Reisebericht.

    ReplyDelete
  6. Ich bin sprachlos ob solcher Cafè-Schönheiten.

    ReplyDelete
  7. Ja, die österreichischen Kaffeehäuser
    sind unübertroffen.
    Ich habe vor Kurzem im Tomaselli in
    Salzburg sogar zu meinem Verlängerten
    eine Zigarette rauchen können.
    Drinnen wohlgemerkt!
    Angelika

    ReplyDelete
  8. Maria - es war die große Liebe!
    Ingrid - steh schon im Startloch für den Heurigen.
    Elfi - nix wie hin!
    Pepe - das wusste ich nicht! obwohl ich in meiner Jugend jedes Jahr die Sissifilme angeschaut habe.
    Bettina - a Schnitzal geht immer.
    Barbara und Oona - danke, so war es!

    ReplyDelete
  9. Sitting here in starbucksland, I am sooo nostalgic about all those cafes now. And I am glad I am not the only one who had this rose tinted view of Vienna. That is indeed how Vienna feels! Sounds like you are back from your trip, and had a lovely time, but for next time, try going to Gmoakeller for a meal.

    ReplyDelete
  10. also mehr geht wirklich nicht! diese fülle! diese pracht! gut gemacht! (hey, das reimt sich)

    ReplyDelete
  11. sollte ich jemals an suizid denken, erledige ich das in wien mittels "mehlspeisen"!!!
    einmal durchs kuchenparadies fr..... und danach den löffel abgeben!
    ich liebe kuchen!
    m.

    ReplyDelete
  12. Ja die Wiener Cafe-Häuser ein Traum und besuche ich gerne immer wieder. Ein beeindrucken der Bericht.

    Liebe Grüße
    Angelika

    ReplyDelete
  13. ach, schön, wenn so geschwärmt wird von meiner heimatstadt, ja sie hat schon was, obwohl die bewohner manchmal/oft sehr mühsam sein können, schad eigentlich, aber ich muß sagen, ich bin auch überwältigt von der Fülle an Kaffeehäusern, die man/frau in drei Tagen besuchen kann
    RESPEKT, allen Ernstes !!!

    und ihr habt wirklich ein paar der schönste Flecken gesehen, Strudelhofstiege mit eingeschlossen, das macht mir direkt Lust auf rumflanieren in der eigenen Stadt, wenn man da im Alltag nicht immer so wenig Zeit hätt..............

    Danke für den Bericht und die Inspirationen, werd in den kommenden faden grauen Jänner und Februartagen noch das eine oder andere kaffee aufsuchen.............müssen, nach dem Bericht !

    ganz lg aus wien

    ReplyDelete
  14. Did you like Demel? I didn't think it was worth the hype, but it was ok to check out as a tourist. Did you go to Landtmann? Besides Hawelka, it was my favorite. It was lovely to sit in their glass-domed sun room and contemplate all the coffee choices.

    ReplyDelete
  15. Oh wait, my favorite of the trip was actually Tirolerhof. I passed it by many times thinking it would be a tourist trip, but it was anything but. When are going next? I'll join you in the expedition. :)

    ReplyDelete
  16. Ach die Freude! Inspiration sogar!
    Und an Suizid hab ich eigentlich garnicht gedacht beim Torten-Essen.
    @evolvingtastes: I will let you know when I go next time - seriously! Tirolerhof also noted. Demel we only visited "touristically", the cafe is not very nice (& horrible upstairs toilet).

    ReplyDelete
  17. P.S Landtman we didn't make this time, is probably nicer in the summer. And I just remembered passing by Tirolerhof - we had dinner in a little restaurant nearby - and also thinking it might be boring.

    ReplyDelete
  18. Bl**dy Nora!!! You really did check out the cafe culture good 'n' proper!! And a Schnitzel.... I thought you only went for a couple of days....oh, you did!!! Amazing... Glad you had such a lovely time. Sorry to keep goin' on about this, but this post DID come up on bloglovin', but if you read it from their link, then you can't post a comment - just thought you'd probably like / want / need to know. Grapefruit and soup this weekend, perchance? xxx

    ReplyDelete
  19. Unglaublich, was man in 3 Tagen an Köstlichem erleben kann - das sind halt unsere lieben Nachbarn . . . Ich komm mir um 3 kg schwerer vor - vom bloßen Anschauen deiner Bilder ;O)
    Gruß Doris

    ReplyDelete
  20. Ilse im Kaffeehaus-Paradies!Ein neues (Lebens)Jahr so zu beginnen ist toll - aber was soll da noch nachkommen? ;) Kleiner Scherz - da kommt noch ganz viel nach! Anderes halt... :)

    ReplyDelete
  21. Cesca, it didn't seem like hard work, and it was three full days, after all!
    Doris, ein paar Pfündlein hat es schon draufgeschlagen, aber die fallen so schnell runter wie sie raufgekommen sind.

    ReplyDelete
  22. Und diese Fülle an Torten habt ihr tatsächlich in drei Tagen bewältigt? Wow...

    ReplyDelete
  23. Und nochmal das Foto mit der WahnsinnsSahnehaube auf dem Getränk. Das will ich auch!

    ReplyDelete
  24. Danke für den netten Bericht über meine derzeitige Heimatstadt und die Eröffnung einer neuen Sichtweise! Lg alex

    ReplyDelete
  25. wenn ich diese wunderbaren fotos so sehe bestätigt sich wieder eine meiner theorien: je mehr man sich auf etwas konzentriert, desto intensiver verwirklicht es sich...

    ReplyDelete
  26. Ja, Ingrid, die Konzentration war einfach da!
    Cesca again - no idea why bloglovin' treats my readers so badly! And neither grapefruit nor soup seems a realistic option...

    ReplyDelete
  27. What fun would it be if I could traipse around with you in Vienna, or anywhere else for that matter! Especially if you could converse with wait-staff in German and translate for me. ;)

    Do you know what is the base of the Trzesniewski sandwiches? Is it just egg-mayo, and is it a classic German/Austrian snack? I mostly pointed out to what I wanted, and quite enjoyed them, but I think 3 of them weren't quite enough for lunch! In a few hours I was at Hawelka for coffee and cake.

    Also, at Gmoakeller I had a potato strudel and creamed spinach which was perhaps the best thing I ate in the entire trip. Still dreaming of that creamed spinach. I even sent an email to the restaurant requesting for the recipe, but no response. Any idea how Viennese style creamed spinach is made? It was a bright green smooth puree, and so so tasty.

    ReplyDelete
  28. Sach ma, ilse, wo steckst du eigentlich diese vielen tortenstücke hin? Würde ich ständig so schlemmen, ich wäre ne tonne! Beneidenswert, aber nicht zu ändern, außer mit viel viel Sport, aber...ach nee :)

    ReplyDelete
  29. Sandra, ich bin eine Art attraktive Tonne.

    ReplyDelete
  30. Wow,
    gegen Eure Kaffeehausrunde ist unsere ja nur eine Kleinigkeit.
    Ich teile Deine Begeisterung für Wien uneingeschränkt.
    Allerdings kann ich nicht nachvollziehen was ihr am Café Eiles gut fandet.
    Wir waren im November zuletzt da und es war eine einzige Katastrophe. In jeder Beziehung.
    Schmuddelig, die "schwarze Perle" die die Hälfte des Cafés alleine bedienen musste war vollkommen ungeeignet für den Job den sie machte, die Wartezeiten waren unterirdisch usw.
    Dafür war alles andere in Wien wieder toll.

    Mit leckerem Gruß
    Peter

    ReplyDelete

Post a Comment