Wüstensuppe

Nachtrag:
Was mich aus meiner schlechten Laune herauskatapultiert hat, ist dieser Film, "Sound of Heimat". Was für ein wundervoller Seelenbalsam! Wer Musik liebt und sich fragt, wo wir eigentlich daheim sind, muss sich den Film unbedingt gönnen. Schon allein wegen der hundert chinesischen Schulkinder, die "Alle Vögel sind schon da" spielen.

Ich durchwandere nämlich wieder einmal die kulinarische Wüste, die sich immer auftut, wenn ich "dran" bin, unsere Mutter zu betreuen. Kaum vom Sessel kommt sie hoch, das kleine Häufchen Elend, aber sie hat das Heft fest in der Hand und weiß genau, was sie will und was sie ganz sicher nicht will. Altersmilde? Fehlanzeige.
Mit jeder Faser ihres fast 92-jährigen Körpers kämpft sie gegen ihre inzwischen fast totale Abhängigkeit.
Was ich damit sagen will? Bin eh angeschlagen, kreatives Kochen ruht.
Gestern hat Mum sich Bandnudeln gewünscht. Ich koche eine Schinkennudelversion mit winzigkleinen Schinkenwürfeln und einer Sahnesoße - ohne Soße geht nichts (obwohl sie die Auszog'nen von der Anni problemlos trocken verspeist hat). Also, Bandnudeln. Zwei Gäbelchen von einer sowieso schon winzigen Portion - "des bring i ned obi". Ich mach's jetzt wie meine Schwester - anstatt sie zu schimpfen, nehme ich wortlos den Teller und entsorge das Mittagessen. So ähnlich muss es sein, wenn Mütter versuchen, dem Kind Broccoli schönzureden, was natürlich in unserer Kindheit kein Thema war: wir haben gegessen, was die Erwachsenen aßen
Verhungern tut sie nicht, wie gesagt, Schmalznudel. Und Pralinen. Schokoküsse liebt sie auch, die Süße. Das Schöne am hohen Alter ist, man muss nicht mehr auf gesundes Essen achten.
Abends gibt es Suppe. Suppe geht immer.
Draußen: täglich Nebelsuppe

I am traversing that culinary desert called "my turn to take care of my Mum". Barely able to get out of her chair, she is still in command of everything that goes on. Especially what she wants to eat. There is no sign of that famous mellowing with old age; with every fibre of her body she clings to the power to say NO!
What am I saying here? Any fun cooking and my food blog are on hold, while I limp around the kitchen cooking delicious little snacks for Mum which she routinely rejects. I suppose it's like a mother trying to sell broccoli to a recalcitrant child.
Naturally, when my sister and I were little, we ate what the adults ate, no questions asked.
Still, one of the freedoms that come with old age is that you don't have to eat healthily. So I am confident Mum will not starve, as long as she gets her daily bowl of soup, her chocolates and the buns her friends bring her.
The weather is also jolly - finally November has come into its own with days of impenetrable - peasouper.

Comments

  1. Gestern fiel mir auf dem Weihnachtsmarkt ein sehr langer Stand auf mit Küchengeschirr. Alles kriegste da. Habe es für Dich fotografiert. Nur ein Drittel des Standes. Post ist gerade mit Foto raus.
    Grüße an Dich
    Oona

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  2. mein volle bewunderung hast du!
    alles liebe aus dem nebel in den nebel
    ingrid

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  3. Oh wie vertraut - manchmal denke ich daß Demenz auch ein Segen sein kann. Meine Mutter hatte im Sommer einen Schlaganfall und einhergehend einen extremen Demenzschub. Seitdem ist sie freundlich ißt freiwillig "ordentliche" Portionen" freut sich über jedes Gericht, wünscht sich gelegentlich eines, kann sich dann zwar nicht mehr erinnern aber ißt freudig. Die Jahre davor waren zum davonlaufen.

    Kopf hoch und weiter so

    Claudia

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  4. Den Film hab ich mir grad angesehen. Herzlichen Dank für den Hinweis!

    Birgit

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  5. Milchschnitte! Bei der über 100 Jahre alten Dame in dem Heim, in dem ich letztes Jahr gearbeitet habe, ging, wenn nichts mehr ging, die Milchschnitte immer!

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  6. Liebe Ilse,
    danke für den Filmtipp!
    Hat mir sehr gut gefallen - macht nachdenklich und fröhlich zugleich! :D

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  7. Oh ja, dieser Film ist wunderbar. Neben Heimatklänge immer mal wieder nötig, wenn mir Musik fehlt ;)

    Alles Liebe

    irkabeate

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