Plätzchen auf den letzten Drücker

Hat eigentlich schon mal jemand bemerkt, dass wenn von gutem Seelenfutter gesprochen wird, immer die Oma zitiert wird, nie die Mutter? Die Oma war es, die die tollsten Dampfnudeln gebacken hat, und von der Nonna haben wir das 100% authentische "ragú" gelernt. Granny hat schon immer die besten Scones der Welt gebacken, und la abuela hat der Enkelin gezeigt, wo die Paellapfanne hängt.
Wenn es um Authentizität geht, wird die Oma zitiert. Und ich kann bestätigen, dass es in meiner Familie genauso war: die Oma hatte von der Ochsenschwanzsuppe bis zum Stollen alles perfekt auf den Tisch gezaubert, während meine Schwester und ich sie piesackten und unsere Mutter im Rathaus das Geld für die Butter aufs Brot verdiente.
Margarine kam nämlich nie auf den Tisch, bei aller Geldknappheit.
Und von der Oma gab es auch jedes Jahr zu Weihnachten unsere ganz speziellen Plätzchen: die Agnesen.

Agnesen waren zwei Butterplätzchen, die mit Marmelade zusammengeklebt und in Zucker gewälzt wurden.
Sie zergingen auf der Zunge, und wurden aus Knappheitsgründen von Oma jeweils zugeteilt.
Keiner der folgenden Generationen gelang es je, diese Agnesen nachzubacken.
Aber es gibt  ja auch keine richtigen Omas mehr, nur noch Yaya, oder Ama, oder halt Nonna.

Dieses Weihnachten - im verkleinerten Kreis ohne das Mütterlein - beschloss ich, die Agnesenfrage einmal anders anzugehen. Weg mit den Traditionen! Grüne Weihnachten = grüne Plätzerl!
Das Rezept (leicht vereinfacht) stammt aus Nicole Stichs Kochbuch, Delicious Days:

80g Puderzucker mit 2EL Matchatee, einer Prise Salz und dem Abrieb einer Bio-Limette vermischen
150g kalte Butter in kleinen Stücken mit dem Knethaken des Rührgeräts dazukneten
200g Mehl und 25g Stärkemehl und zum Schluss 3 Eigelb  dazugeben
(Eiweiß für Makronen oder Baisers aufheben)

Den Teig im Kühlschrank ruhen lassen. Ich verarbeitet ihn erst am nächsten Tag, perfekt.

Mein bester Trick beim Backen ist, den Teig zwischen zwei Lagen Frischhaltefolie zu legen und so auf ca. 0,5cm auszurollen, so läßt der Teig alles mit sich machen.
Dann die obere Lage Folie abnehmen. Mit einem  Ausstechförmchen oder einem dünnen Gläschen ausstechen und auf Backpaper auslegen.
Im auf 170° vorgeheizten Ofen etwa 10-12 Minuten backen. Wenn sie anfangen braun zu werden, sofort rausnehmen und das Backpapier auf eine kühle Oberfläche ziehen.

Jeweils zwei der abgekühlten Plätzchen mit Marmelade (oder ich: geschmolzener Schokolade) zusammenkleben und in Zucker wuzeln. Danach in einer Keksdose einbruchsicher verschließen!

Auf dem Bild unten sind ein paar experimentelle Schokoversuche, sowie eine früher gebackene Variante ohne Matchatee
 In the above picture you see a chocolate covered variant, and some matcha-free shortcakes
Have you noticed that it's always Granny who was the keeper of kitchen secrets, the creator of the best ever apple pie or the most heartwarming tattie scones? If she was an Italian Nonna, it was she who made the only authentic bolognese sauce and the best meatballs, and German Omas wrote the book on potato latkes and sauerkraut.

My own Oma baked the best Christmas cookies. This year I decided to adapt the old family favourite and turned them into green shortcakes, to match this green Christmas.
Mix 80g icing sugar with 2Tbsp Matcha tea, a pinch of salt and the zest from an organic lime
Add 150g cold butter, cut into small pieces and knead it all with your hand mixer's kneading tool
Add 200g plain flour and 25g cornstarch, and finally three egg yolks
(keep the egg whites for macarons or meringues)

Leave the dough to rest in the fridge. I left it till the next day, which was perfect.
My best baking trick is to roll the dough out between two layers of cling film, makes it dead easy to manage!
Cut out the shape you want and put the biscuits on a tray lined with baking paper.
Bake them in your oven, preheated to 170°C, for about 10-12 minutes. Take them out before they start browning, and pull the paper off the hot tray.
When they have cooled down, stick two together with jam  or melted chocolate, and roll them in granulated sugar.
Hide the tin in a very safe place!

Es ist zwar nicht sehr weihnachtlich da draußen, aber jeder Abend bringt eine neue Farborgie
***
It may not be very Christmassy outside, but my word, every evening brings a new lightshow

Comments

  1. Dein Post muntert mich auf, das Guätzliprojekt doch noch anzupacken..... am Mittwoch.... wirklich auf den allerletzten Drücker.
    Herzliche Grüsse von mir zu dir
    Brigitte

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    1. Ein paar Vanillekipferl gehen auch noch am Abend vorher...

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  2. obwohl ich grün sehr liebe.. weiss ich nicht warum ich grünes (...ausser salat)
    nicht essen kann...schöne woche!

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    1. Ich bin gespannt, ob meine Familie nur "oh Graus" schreien wird! Zum Glück habe ich noch ein paar nicht-grüne auf Lager.

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  3. Ich beneide Dich um diese Naturschauspiele!
    Ganz schön. Die einen vollen vielleicht wieder in die Stadt und andere wieder ins Ländliche. In meiner Kindheit/Jugend wohnte ich 10 Jahre auf dem Land. Es hatte seine Vor- und Nachteile. Als Kind ganz sicher viele Vorteile.

    Grüne Kekse. Das hat was!
    .... von Kermit, dem Frosch. Irgendwie.
    Frisch Kekse im Endspurt vor Weihnachten zu haben ist klasse. Eine meiner Freundinnen ist am Anfang vom Advent am backen bis der Ofen glüht. Jetzt muss sie etwas mit ihren (köstlichen) Keksen "geizen" und schon nachbacken. Dabei ist Weihnachten noch hin. :O)
    Beste Grüße aus dem 12 Grad warmen Norden
    Oona
    die keine Kekse backt, weil sie die alle allein auffuttern würde ... hahaha...

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    1. Dann wünsch ich dir keksfreie und auch sonst schöne Festtage!

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  4. Du hast recht mit den Omas, wobei es bei uns sogar die Ur-Oma war. Und sie ist leider viel zu früh gegangen... allein ihr Frankfurter Kranz war ein Gedicht.
    Deine Plätzchen sind sehr attraktiv, aber ich werde nichts Süßes mehr backen. ;-)
    Geruhsame Feiertag!

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  5. Ach ja, die Oma! Da fällt mir auf, daß ja die meisten mit 2 Omas aufwachsen, aber immer nur von EINER die Rede ist. So auch bei mir. Meine Lieblings-Oma!!! Ich bin quasi bei meinen Großeltern aufgewachsen. So kam es mir zumindest vor. Und dementsprechend schwärme ich natürlich auch von ihrem Essen. Hasenbraten in Rahmsoße z.B. konnte nur sie soooo gut. Im alten Bräter mit Gas gekocht. Himmlisch! Selbst so simple Sachen wie Hähnchenschlegel - natürlich mit Butterschmalz! - oder ein einfaches Abendbrot waren köstlich :)

    Bevor ich jetzt aber zu sehr in die Vergangenheit abtauche, will ich mir Deinen Klarsichtfolien-Trick merken. Bisher war mir nämlich das Ausstechen ein Graus! Aber da ich ein neues, tolles Keksbuch nebst Keksstempeln in der Küche liegen habe, kommt mir Deine Methode wie gerufen. Danke dafür!

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  6. Die sehen aber köstlich aus, Matcha-Grün könnte meine Lieblingsfarbe werden. Gebacken wurde hier noch nichts, nur Rumkugeln gerollt :-) Und alle sind schon wieder verputzt.
    Liebe Grüße Petra

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    1. Du bist mir ja eine! irgendwie liegt mir jetzt ein Rumkugelscherz auf der Zungen...

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  7. lass dir deine buntkekse gut schmecken!
    und hab nette feiertage!
    herzlich
    ingrid

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  8. Ich habe heute auch noch auf den letzten Drücker Vanille- und Nougatkipferl gebacken. Ganz ohne geht eben doch nicht ;-)

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  9. Deine Rezepte sind so verführerisch und einladend, so dass ich heut seit Jahren meine ersten Kekserln versuche...In mir regt sich der Verdacht, es könnte sich hier um Mürbteig handeln, vor dem ich vor längerer Zeit kapituliert hab? Naja, meine Rührhaken haben es nicht geschafft, die Bestandteile zu verkneten, aber mit den Händen gings dann gut. Nun rasten sowohl Köchin als auch die grüne Kugel. A bissi aufgeregte, begeisterte Grüße, Su

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