Meine kleine Welt


Heuler der Woche: "Mir gefällt der Name Jamaika nicht - das passt nicht zu Deutschland". Wie plump kann man sich durchs populistische Hintertürchen einschleichen? Geht's noch blöder als der S****?(ein Reim der mir spontan einfiel).
Ich würde sehr gerne in einer Welt leben, in der solche Menschen mal ausgiebig Urlaub machen - z.B. in Jamaika, ein bisschen chillen und geheilt wieder in ein buntes, lustiges, gar nicht von Ängsten gebeuteltes Deutschland kommen.
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Man kann sich ja nur noch in Utopien retten. Das Kind meiner spanischen Freundin sah einmal einen Stierkampf im Fernsehen, der Stier wurde getötet. Der Bub war völlig entsetzt, als ihm erklärt wurde, dass dies der Zweck des Stierkampfs sei - der Stierkämpfer muss siegen. "En mi pequeño mundo el toro gana", sagte er: „in meiner kleinen Welt siegt der Stier!”


Meine eigene kleine Welt würde ich mir auch gern schöner vorstellen, und ein paar Ideen könnte ich schon beitragen. Mal abgesehen vom Offensichtlichen - alle Menschen haben gleich viel Geld, wohnen in gut organisierten Wohnungen, die nach den neuesten ökologischen und sozialen Erkenntnissen gebaut sind (so wie man sie in manchen Architekturvisionen sieht, die aber leider nicht massentauglich sind, weil Schäuble das sicher zu teuer fände) würde ich zum Beispiel alle allein erziehende Eltern mit praktischen Elektrofahrzeugen ausstatten und den öffentlichen Verkehr erschwinglich und zuverlässig machen, gratis für Schulkinder und und und....  In unserer großen Welt siegt das Rindvieh.

In der Zwischenzeit back ich mir meine kleine Welt schön und sonnig, mit diesen wunderbaren Zitronenschnitten, die ich mir vor langer Zeit bei der Küchenschabe abgeschaut habe.
Das Beste daran: Sie sind unwahrscheinlich einfach zu machen.
Die Küchenschabe macht sie mit Meyer lemons, die aber bei uns schwer oder gar nicht zu finden sind.
Überraschung: es geht auch mit ganz normalen Biozitronen!

Für eine mittelgroße Form einen Mürbteig aus 250g Mehl, 180g Butter und 120g Zucker schnell verkneten, falls zu bröselig, ein Eigelb dazukneten. Ich habe den Teig gleich auf dem Backpapier ausgerollt und dann kurz in den Kühlschrank gestellt. Mit einer Gabel den Boden überall einstechen und ca. 15 Minuten bei 180° blind vorbacken.

Die Füllung soll mit zimmerwarmen Zutaten gemacht werden: 2 große Eier, ein Eigelb, den Saft und Abrieb einer saftigen Biozitrone und eine Prise Salz verkleppern (demnächst probiere ich es mit einer Blutorange!), dann 100-120g Zucker und zwei EL Stärkemehl daruntermischen.
Kurz quellen lassen, dann vorsichtig auf den etwas Boden gießen.

Auf jeden Fall Backpapier oder aber eine geschlossenen Form nehmen, die Zitronenfülle ist flüssig!
Nochmal 15 Minuten backen, bis die Fülle nicht mehr wackelt.
Es ist fast unmöglich, die Schnitten nicht sofort und lauwarm zu essen! Sie sind ja so schmal...

What's a bull fight got to do with lemon bars? It's all about making the world a friendlier place.
On watching a bull fight, my Spanish friend's son was shocked: why did the bull have to be killed? She explained that the aim of this sport was for the torero to win and kill the bull.
He contemplated this, and finally said: "in my little world, the bull wins".
So, in my little world, with all the wealth that is knocking around, everybody's lives would be made easy and no-one would be hostile and envious any more. I believe in thinking utopia!
Meanwhile, I make cakes.

This lemon bar is super delicious and improbably easy to make:
For a medium size tin, make a shortcrust pastry with 250g flour, 180g butter and 120g sugar.  If the dough is very crumbly, add an egg yolk. I spread it on the baking paper, cut it to size in the tin and chilled it before baking.
Prick the base with a fork and bake at 180° until it starts browning.
The ingredients for the filling should be at room temperature.
Beat 2 large eggs and a yolk with the zest and juice of a juicy organic lemon.
Then add 120g sugar, a pinch of sea salt and two tbsp cornstarch.
Leave to swell for a few minutes, then pour is ever so carefully on the base, which you allowed to cool down a bit.
Use a closed mould or baking paper, the stuff is runny!
Bake for about 15 minutes, until the filling firms up.
Try not to eat it all at once.

Comments

  1. Da hast du mir jetzt aber einen Ohrwurm verpasst... Waterloo&Robinson lassen grüßen!

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  2. deine utopien wären sowas von langweilig. nur durch gegensätze und spannungen wird leben erträglich und fordert uns immer wieder heraus. aber die eigene kleine heile welt zu backen, das kann uns glücklich machen.
    liebe grüße
    ingrid

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    1. Meines Erachtens wird Langeweile gewaltig unterschätzt und Herausforderung überschätzt - aber das ist halt meine kleine heile Welt.

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  3. Es gibt so viele gute Ideen, die nicht umgesetzt werden (können?). Vielleicht hilft es, immer im Kleinen selbst zu handeln, Mini-Schritte in andere Richtungen zu wagen? Es gibt z.B. eine Plattform, auf der wir alle selbst mit gerinsten Mitteln zum bedingungslosen Grundeinkommen (Crowdfunding) beitragen und eins gewinnen können, uns mit "Utopien für Realisten" informieren, wie anders wir Dinge betrachten können, abseits der langweiligen und eingefahrenen Sichtweisen so mancher Politiker, denen ja oft die Fantasie fehlt.
    Liebe Grüße Petra

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  4. Wäre wünschenswert, wenn alle Menschen gut leben könnten, Herausforderungen ergeben sich schon durch die Natur genug. Und mir geht dieser ewige Leistungs-Wettkampf inklusive dessen Hochjubelei gehörig auf die Nerven. Und die will ich schonen. Gepflegte Langeweile ist mir allemal lieber als großes Drama. In diesem Sinne einen entspannten Tag! Lg Bettina

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    1. Dem stimme ich voll zu, ich habe letztens herausgefunden, dass ich eigentlich seit meiner Kindheit eine "Challenge"-Verweigerin bin – deshalb erscheinen mir manche als "normal" geltenden gesellschaftlichen Auswüchse als äußerst seltsam.

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    2. Man braucht sich ja nur die Tatorte anschauen, da sieht man wo die leistungsstarken Yuppies mit ihren kantigen Designervillen landen: im Knast oder in der Rechtsmedizin!

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  5. Ich finde auch, dass wir nur mit kleinsten Bewegungen (Schmetterlingsflügelschlag?) was ausrichten können. Das Rumschreien auf Demos habe ich als zwecklos aufgegeben.

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  6. Moin Ilse,
    in meinem neuen Backbuch ("Backen in der Winterzeit" von Theresa Baumgärtner) habe ich ein Rezept für einen Zitronenkuchen gesehen. Da lief mir schon das Wasser im Mund zusammen. Und nun hier diese entzückenden Schnitten...
    Ich werde meine Schwester nach dem Rezept von dem Zitronen-Blechkuchen unserer Mutter fragen. Besonders gern macht meine Schwester den Kuchen an Kinder-Geburtstagen, weil man auf dem Kuchen jede Menge Platz für Glasur und Dekorationen hat. Meistens Schokolinsen und kleine Kerzen. Die sich in leuchtenden Kinderaugen spiegelten...

    Und ich erwähne es gern noch einmal ;-) Dein Geschirr ist immer wieder ein Hingucker.

    Mir gefällt die Geschichte mit dem Stier. In meiner Welt würde es nur glückliche Tiere geben.

    Ahoi aus dem regengrauen Bremen
    Oona

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  7. aus der tiny world - stumm und leise/weise beobachten - die große Welt da draußen - zuviel Alpha, Aggro, Konzeptgekloppe ....gähn... abschalten ...+ raus in die Natur - in diesem Sinne grüße von tara

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  8. Die Menschen sind gut - aba d Leid hoid
    In diesem Sinne im Steinsee baden und über Altenburg zur Fischzucht runter, frische Forelle mit Genuss rausbacken und sich freuen zu leben. Carpe Diem.

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  9. Soll ich Dir mal wieder einen Teller oder sowas mitbringen? Wir sehen uns ja noch vor meiner Abreise - oder?

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  10. Liebe Ilse, Du triffst mit Deinen Gedanken mal wieder mal voll 'ins Schwarze'...ob es Deine spontane Dichtkunst ist oder die Geschichte von dem kleinen Jungen und seiner schönen kleinen Welt, und klar, ohne Utopie geht garnix...und vielleicht sind ja unsere kleinen Welten, die wir uns irgendwie retten, gerade das, womit wir uns und auch anderen etwas Stabilität verleihen - was tät ich ohne die vielen kleinen Aufheiterungen durch Deine feinen Anregungen und Gedanken.
    Als nächstes will ich es auch versuchen, mit meinem smartphone 'gesellig' auf dem Sofa zu liegen - köstlich! Tr.a.d.A.
    '
    :

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  11. "Ich würde sehr gerne in einer Welt leben, in der solche Menschen mal ausgiebig Urlaub machen - z.B. in Jamaika, ein bisschen chillen und geheilt wieder in ein buntes, lustiges, gar nicht von Ängsten gebeuteltes Deutschland kommen."
    Und ich würde sehr gerne in einer Welt leben, in der die Dummheit als Dummheit erkannt und verlacht wird, statt ihr irgendwelche Selbstdarstellungsräume zu bieten.
    Hier muss man sich zu Zitronenschnitten und Zimtschnecken retten, um sich das Leben erträglich zu machen. Gibt Schlimmeres. Ich weiß :D

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  12. er soeder reim begeistert mich! und ich haette so gern so eine zitronenschnitte... lu

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  13. Ich freu mich, dass die Zitronenschnitten bei dir zu Ehren gekommen sind - ich hatte sie schon fast vergessen :-)
    Das mit dem Stierkampf hat mich beim Spanienurlaub im Vorjahr ganz fertig gemacht. Immer wieder landeten wir in Wirtshäusern, wo irgendjemand plötzlich den Fernseher einschaltete und für mein Gefühl sah man dauernd Stierkämpfe. Ich musste mich dann immer umsetzen, weil ich nicht verstehe, wie man sich sowas ansehen kann ...

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