Beginnende Rastlosigkeit - Natives getting restless

Heute früh im Bad. Ich staube ab, ja, das mache ich hin und wieder. Mein Blick fällt auf den "Kultur"beutel (dazu sage ich jetzt gerade mal nichts), und plötzlich wird mir die gemütliche Quarantäne zu eng. Kulturbeutel total eingestaubt, und ich  werde in nächster Zukunft wohl nirgendwo hin reisen!
Für September haben wir unser wunderbares Ferienhaus in Cornwall gebucht. Jetzt ist sogar das Oktoberfest abgesagt, das wird dann wohl nichts mit England, Meer, Spaziergänge an den Klippen.
Wann wird man wieder nach Portugal reisen können? Mit meinen Freunden nach Italien fahren? 

Wenigstens bitte nach Österreich? (Hallo Bettina!) Unser Yogawochenende im Bregenzer Wald?
Ausflüge in die Umgebung sind ja erlaubt, aber so eine richtige kleine Reise... nach Wien, an den Gardasee...gerade jetzt, wo das Benzin so billig ist wie nie...
 Rad fahren geht. So viele Radfahrer habe ich noch nie erlebt.
Irgendwo las ich „Fahrräder sind das neue Klopapier“, und der Grafinger Radlladen ist auch schon auf Monate ausgebucht.
Mir wird die Absurdität dieser Coronakrise plötzlich klar. Wir sind alle in Einzelhaft und streben nach draußen..

Und ab morgen müssen wir unsere Gesichter verhüllen, obwohl mir mein gesunder Menschenverstand sagt - NEIN! Stichwort: außer Atem. Au bout de souffle. Breathless.

Ärzte und medizinisches Personal brauchen den Mundschutz, weil sie ganz nah an die Infizierten heranmüssen. Aber die Masken bieten kaum Schutz und werden die Menschen draußen nur dazu verleiten, den Abstand nicht mehr zu wahren. Dieser Meinung ist übrigens auch der frühere Präsident der Bundesärztekammer, Montgomery. Ich werde zur Furie werden müssen - unseren Kinderspruch:" zwoa Meter vom Leib oder i speib" sollte ich mir aufs T-shirt drucken lassen.
Und nicht vergessen: Dehnen, atmen, freuen.
 
This morning, as I dusted the bathroom shelves - yes, occasionally I do dusting - I noticed my toiletry bag, and suddenly I had this really claustrophobic feeling about "staying at home". I like my home, and we are making the downtime as comfortable as possible, but it struck me that I wasn't going anywhere for the foreseeable future.
We booked our wonderful holiday "home from home" in Cornwall for September, but now that cancellations are going forward as far as October (Oktoberfest! not that I mind...) it is becoming increasingly doubtful that we will go. What about cliff walks and swimming in the sea? When will I go to Portugal, stay with my friends in Italy?
Of even just pop over to Austria. Our yoga weekend is in the balance... A little trip somewhere, now that petrol prices are so low...
 At least we are allowed out to walk and cycle. I have never seen so many cyclists, ever. Apparently, bikes are the new toilet paper. Our local bike shop is swamped.
 The corona crisis has made us, absurdly, into a kind of prisoners, and all everyone is longing for is to get out.
As from tomorrow, we have to protect out faces with masks, although every ounce of common sense tells me it's useless. I have tried it. Can't breathe. My glasses mist up. And, worst of all, it gives people a completely unrealistic sense of security and they stop keeping their distance.
 The only preventative thing we can do: get out of the way of each other.
And stretch, breathe, and be happy.

Ein ganz neues Vokabular hat sich entwickelt während der Epidemie, in mehreren Sprachen

Lockdown. Io resto a casa. Social distancing; Stay safe, stay at home; Mascherine.
Neue Normalität, Maskenpflicht, the new normal, Herd immunity, Encierro, flattening the curve (was auf einigen Kochblogs als #fatteningthecurve wiederkehrte)....

A completely new vocabulary has emerged during the epidemic, in several languages.


Und zum Schluss noch das Tagesgericht: Cottage Pie. Das ist ein traditionelles englische Pub-Gericht, weil man es wunderbar in der Mikrowelle auffrischen kann, und es ist so ein Seelenwärmer für diese Tage, Wochen, Monate....
 Wenn es mit Lammfleisch gemacht wird, heißt es Sheperd's Pie,wir nehmen das ganz normale gemischte Hackfleisch, oder kleingeschnittene Bratenreste (falls irgendjemand so etwas übrig hat).
Erster Schritt: Kartoffelbrei machen. Ich hatte einen Rest Hafermilch, damit macht man einen ganz hervorragenden Kartoffelbrei.
Das Fleisch mit gewürfelten Zwiebeln, Karotten, evtl. Stangensellerie und Gewürzen anbraten, z.B. mit Majoran, Muskatnuss, Salz, weißem Pfeffer. Ras-el-Hanout ginge gut, oder auch Sumac. Eine Schlange Tomatenmark mit etwas heißem Wasser oder Gemüsebrühe druntermischen.
In eine leicht gefettete Form schichten. Den Kartoffelbrei drüberschichten und mit einer Gabel ein Muster reinritzen.
Käse drüberreiben - ich sage jetzt nicht Comté oder Gruyere oder Cheddar, weil das nicht in jedem Kühlschrank vorhanden ist. Gouda oder Pecorino passt auch. Also, alles.
In der Mitte des Ofens bei etwa 200'° backen, bis der Käse schön braun ist.
Dazu Erbsen, ein dunkles Bier oder Cider. Oder halt Apfelschorle...
***
Sheperd's pie, or in this case, because it's not made with lamb, a cottage pie.
Such wonderful comfort food for these days, weeks, months of comfort deficits.
You know how to make it, if not, you could look here.
Enjoy with garden peas and a nice dry cider.

Comments

  1. Sheperd`s Pie ist prima.
    Aber: Warum denn der Drang, immer irgendwohin reisen zu müssen? Weniger Reisen tut der Welt doch gut, egal wie billig der Sprit iat.

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    1. Wenn Sie meinen Blog vielleicht schon einige Zeit lesen, wissen Sie dass ich keineswegs die Globetrotterin bin (ich war noch nie ausserhalb Europas). Aber ich habe lang in England sowie Spanien und Italien gelebt, habe eine Schwester in Portugal, das gehört zu meinen Wurzeln. Ansonsten bin ich sehr gerne in Bayern!

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  2. Es ist schon richtig: der Nasen-Mund-Schutz ersetzt die Abstandsregelung nicht, aber er schützt ANDERE vor MEINEN Tröpfchen beim Sprechen. Ich selbst bin als Trägerin nicht viel mehr geschützt als ohne... Abstand ist aber das A und O, sowie Hände gründlich waschen. Eins von den T-Shirts hätte ich wohl auch gerne, obwohl ich keine Bayerin bin :-)
    Herzliche Grüße aus der Nordeifel,
    Andrea
    PS Ich lese Deinen und Luisas Blog wirklich sehr gern!

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    1. Da freue ich mich sehr. Es ist toll, wenn ich nicht ins Leere schreibe.
      Das t-Shirt entwickelt sich zum Verkaufsschlager 😉

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  3. Also nach Österreich wird wohl als erstes gehen, jederzeit herzlichst willkommen! Mein Lanzarote-Weihnachten wird wohl auch nix werden, wie sollen stundenlange Flugreisen mit Zwischenstopp funktionieren? Bei Landung leider bereits erstickt hinter der Maske... Für's Einkaufen hab ich mir aus einem dünnen Leinenstoff eine (schirche) Maske genäht, da läuft die Brille nicht an. Darüber die selbst geschnittene Frisur, damit bin ich eine wahre Augenweide. “Neue Normalität“? Nein danke. Ich will meine Freundinnen wiederhaben, und zwar so richtig nahe!

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    1. Das wäre so schön! Über das Bild von dem selbstgehackten Haarschnitt über schiacher Maske musste ich laut lachen. 😍

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  4. Wir sind auch keine Fernreisenden (Europa halt...), aber trotzdem bin ich es gar nicht gewohnt, dass ich mich einmal auf KEINE Reise vorbereiten und freuen kann. Der Sommerurlaub auf der heimischen Alm ist auch noch soo weit weg... Naja, dafür genieße ich die täglichen kleinen Freuden des Corona-Lebens umso mehr, wie den üppigen Frühling und übrigens auch den Yoga-Kurs von Luisa, ich muss ihr das einmal schreiben...

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  5. Ich kann diese Schließung der Grenzen nur ertragen wenn ich nicht in die Zukunft denke - nicht: im September wollte ich nach Wien, im November in mein Haus in Sidi Ifni …. und dass man seine Freunde nicht besuchen kann wird mir langsam sehr arg. Ich weiß, dass viele Leute schlimme Probleme haben und ganz andere Zukunftsängste - trotzdem macht mich diese Isolierung und Beschränkung meiner Bewegungsfreiheit langsam aber sicher trübsinnig. Da hilft auch Essen nicht mehr.

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    1. Ich hoffe, dass wir uns in München bald mal treffen können. Wenn der englische Garten wieder zugänglich wird...

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  6. Für mich dann bitte auch dieses T-Shirt (obwohl hier natürlich niemand "i speib" verstehen würde, egal! Und statt Shepherd's Pie steht mir irgendwie der Sinn nach Cornish Pasty …
    Liebe Grüße
    Petra

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    1. Super idee! Cornish pasties werden mein nächstes Projekt!!

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  7. Am "Kulturbeutel" fiel es mir kürzlich auch auf - ich bin normalerweise ja allein schon beruflich fast jede Woche unterwegs, meist mit Übernachtung. Meinen kleinen Koffer habe ich jetzt erst mal weit weg gepackt und die Badetasche hängt eh immer an der Wand, weil manche Teile nur einmal da sind und ich sie stationär und unterwegs nutze, z.B. Kamm oder Zungenbürste. Tja, ich rede mir auch jeden Tag ein, dass es daheim sehr schön ist... ;-)

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    1. Reisen ist ja ein Teil deiner Blog-Identität, das ist besonders hart.

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  8. War heute das erste mal seit Wochen "in der Stadt". Gruselig die vielen Masken! Ich bin genau deiner Meinung. Mir tun nur die vielen Menschen leid, die sie tagtäglich für die gesamte Arbeitszeit tragen müssen! Da könnt' ich auch "speibn"!!!

    Aber schöne Sehnsuchtsbilder hast du da reingestellt, Ilse! Träumen wir uns halt ein wenig weg.....

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    1. Und ich freue mich an deinen Gugelhupfvariationen! 😊

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  9. Das Schlimmste für mich ist, die Ungewissheit, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird und ob man da unbeschadet raus kommt. Reisen fehlt mir (noch) nicht, aber die üblichen Alltagsunternehmungen, wie Konzerte oder mal zum Essen gehen. Es wurden so viele Veranstaltungen abgesagt, auf die ich mich gefreut habe. Im Mai hätten wir Besuch von weiterher bekommen. Dabei sehe ich, wie junge Nachbarn (sind etwa 30) ständig verschiedene Gäste (von alt bis hin zu Kindern) auf ihrer Terrasse bewirten. Die scheren sich gar nicht um die Kontaktsperre und auch nicht darum, dass wir das mitbekommen.

    Hart ist auch, dass meine Mutter keinen Besuch im Pflegeheim bekommen kann. Sie ist dort seit einem Jahr, weil mein Vater die Pflege zuhause nicht mehr geschafft hat. Er hat sie fast jeden Tag besucht und ich war auch regelmässig dort. Aber sie steckt es halbwegs gut weg. Wir haben uns bisher nur einmal an der Terrassentür gesehen und haben beide geweint.







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    1. Das verstehe ich so gut! Ich war tatsächlich froh, dass meine Mutter das nicht mehr erleben musste. In was für einer unerträglichen Situation wir gewesen wären...

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  10. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich wieder ans Wasser dürfte. Aber das ist nur den Menschen erlaubt, die schon da wohnen. Also immer. 365 Tage im Jahr.
    Es ist wie es ist, aber es ist mega anstrengend. Besonders für Menschen, die allein leben. Paare oder Familie bzw. Menschen, die zusammen wohnen haben doch zumindest noch einander. Ich mag da dem Klagen in meinem Umfeld nicht mehr zuhören. Nun ja.

    Ich hoffe, dass ihr passende "Ausweichmöglichkeiten" zum "froh sein" ;-) im Herbst im schönen Bayern findet. Vielleicht ja doch auch ein Ausflug ins nahe Italien?
    Hab einen schönen Tag, liebe Ilse, im "backen und kochen macht glücklich - Strom".
    Herzlichst Oona

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    1. Du darfst sicher bald wieder ans Meer! Das muss einfach erlaubt werden. Wir dürfen schließlich auch in die Berge.

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  11. Haha, was ist das für ein cooler Kinderspruch bitte, habt ihr den tatsächlich gelernt oder gesagt???
    Ja, Urlaub, Leben überhaupt ... 2020 wird alles so anders ...
    Liebe Grüße!
    P.S.: "Durchhalten" wäre auch noch so ein Wort ...

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    1. Ja das war der magische Bannspruch. Funktioniert gerade bei Corona perfekt! So ähnlich wie "Geld her oder ich niese"!

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  12. Hab auch ein Ferienhaus in Cornwall gebucht!!! Im Oktober - in Botallack ... hoffendlich wird das was....

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  13. Für mich ist reisen auch erst einmal abgesagt. Als "Reisetante" nur ein kleines Problem, da ich die letzten Jahre sowieso weniger ins Ausland gereist bin. Auch in D gibt es schöne Fleckchen, wir werden uns darauf einreichten müssen.

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    1. Ich habe nichts gegen Deutschland und würde es liebend gerne erkunden. Aber ich möchte auch mein englisches lebuwieder erleben..

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  14. Wir haben ein Wellnesshotel Kronplatz gebucht, zu Oktober, ich hoffe auch, dass das was wird! Deine Bilder machen fernweh! .....

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  15. so ein t-shirt wär was... aber hier müsste ich immer übersetzen... ! lg

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