Ess-kapismus

Eine der vielen soziologisch wertvollen Beobachtungen, die während des Pandemiejahres 2020 gemacht worden sind, war zum einen das Ausufern von Schlunzbekleidung: sogar die Herausgeberin der American Vogue, Anna Wintour, ansonsten nur superelegant und immer mit Sonnenbrille, wurde in einer Trainingshose fotografiert, in ihrem Home Office, mit Sonnenbrille. Ich selber kann bestätigen, dass ich das ganze Jahr 2020 praktisch in schwarzen Leggings verbracht habe.

Die zweite war: Die Leute flüchten sich ins Essen.  Während des ersten Lockdowns wuchs weltweit der  Sauerteig, es kam zu einem pathologischen Horten von Hefe und Mehl und daraufhin einer Blütezeit des Brotbackens, Pastawalkens und Foccacciadekorierens: in den sozialen Netzwerken kannte die Kreativität in der Küche keine Grenze. In meiner Küche: alles außer Sauerteig.

Dem Home Office wird nachgesagt, dass es den Schokoladenkonsum beflügelt habe, und der Lockdown hat wohl überall etliche Kilos hinterlassen.

Ein gewisses Bedürfnis nach Luxus, nach dem Motto "man kann ja das Geld für sonst nichts ausgeben" führte zum Beispiel in München bei Dallmayer vor Weihnachten zu solch riesigen Delikatess-Schlangen.

One of many sociological observations made during this year of pandemic was the unstoppable rise of leisure wear. Even the queen of elegance, Anna Wintour of American Vogue, was shown in her home office wearing some admittedly high class tracksuit bottoms. And her sunglasses. 
I can confirm that I spent most of 2020 in black leggings and long shapeless jumpers.
Another observation, almost self evident: people took refuge in food. During the first lockdown,  global sourdough production grew like a yeasted dough, immensely. People panic bought yeast and flour, kicking off a gilded age of bread baking, foccaccia decorating and pasta dough rolling. The social networks overflowed with kitchen creativity. Mine, too - all but the sourdough. We have very good organic bakeries in my town, I feel I couldn't live up to that level of artisanery.

Apparently working from home caused a boom in chocolate sales and, together with all that Banking, landed a few extra pounds on many hips.

 By Christmas, the desire for costly treats grew to fever pitch - at least here in Germany - and led to some spectacular queues outside high end delis (above, in Munich). What else could we spend our money on this year?


 Nach der Schokoladen- und alkoholreichen Feiertagszeit hatte ich Lust auf das beste und einfachste Gericht: Nudeln (hier: Rigatoni) mit Tomatensoße.

Die Tomatensoße mache ich wie immer nach dem Grundrezept von Marcella Hazan, drei Zutaten: eine Zwiebel, geviertelt, ein großes Stück Butter und eine Dose Tomaten.
Das erweitere ich mit etwas Majoran, einem Schuss Granatapfelsirup (es geht auch Ahornsirup, Honig etc. Hauptsache etwas süßes), einem Löffel Tomatenmark und ein bisschen Wasser, mit dem ich die Tomatendose ausspüle. Etwa eine halbe Stunde köcheln, dann mit dem Zauberstab glatt zaubern. 
After all that chocolate and cake and booze during the holidays, I felt a real desire for something simple, such as pasta with tomato sauce. I used rigatoni for maximum sauce space, and made the tomato sauce, as always, after the classic  Marcella Hazan recipe: 
three ingredients: a quartered onion, a large chunk of butter and a tin of tomatoes.
I always add a pinch of marjoram, a glug of pomegranate molasses, (or anything else sweet, like maple syrup, honey etc.), a spoonful of tomato concentrate and a bit of water with which I rinse the tomato tin. 
Simmer for a good half hour and then blend with the hand blender.
 
Und ganz zum Schluss natürlich - die Natur! Weitere Schlangen bildeten sich Richtung Miesbach und Tegernsee, als ob das nicht schon ohne Corona schlimm genug wäre.Aber es gibt auch schlangenfreien Zugang Richtung Berge - wir haben Glück!

We all developed an irresistible urge to get outside our four walls, out into the clean, fresh air. How lucky to have the Alps on my doorsteps!

Comments

  1. Im Lockdown habe ich eine Vorliebe für Ringelshirts und Jeans entwickelt, bequem und nur wenig schlunzig … 😘

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    1. Das klingt ja geradezu nach bretonischem Chic! 👍🏻😍

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  2. Auch ich muss mich gegen ein paar Pfunde mehr wehren...
    Aber du machst es einem auch nicht leicht mit deinen Genussbildern!
    Beste Wünsche und liebe Grüsse in den Januar hinein,
    Brigitte

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    1. Pfunde... was sind schon Pfunde. Eher pfundig!

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  3. Stimme voll zu Schlunzklamotte und kochen ohne Ende. Zugenommen habe ich aber nicht, da diszipliniert und Mengen benötige ich im Alter nicht mehr. Dafür steht Qualität an erster Stelle.
    Happy New Year.

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    1. Danke, liebe Ingrid!Ich schäme mich, weil ich von niemand den Geburtstag weiß. Deshalb verkünde ich meinen oft...

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  5. Schlunzbekleidung, haha, bei mir heißt das Schlumpelgwand. Aus dem ich heuer auch kaum herausgekommen bin. Zum Glück für das Hüftgold dehnbar. Pasta al pomodoro ist mein Soulfood, geht immer. Die Dallmayer-Schlange ist sagenhaft, mir fehlen die Worte. Was kaufen die Leute da, was es nicht woanders auch gibt? Grübel.

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  6. die Kaffeeschlange sieht von oben aus wie ein Trauerzug - fast alle sind schwarz angezogen, vielleicht weil das bequeme Hausgwand bunter und fröhlich ist (so wie meins)...

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    1. Im Sommer schaffe ich bunt, im Winter eher shades of black...

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  7. Alles Liebe zum Geburtstag......kochen ,backen geht immer so ist es bei mir auch.....genauso wie die Leggins..:) gestern Waffeln mit Erdbeersoße, am Wochenende Marmorkuchen mit Schokostückchen im dunklen Teig......heute Tomatensoße......:)

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