Schrott und Grünzeug


Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber einer meiner liebsten Spaziergänge ist der Besuch im Wertstoffhof.  
Dazu fällt mir wieder einmal eine Szene aus einem Kurzfilm meiner Schwester ein. Annamirl ruft: Herbert, das Müllauto ist da. Herbert: Wir brauchen nix.
Aber ich - was ich da schon alles gefunden habe! Vor ein paar Jahren stand da ein ganzes Zwiebelmuster-Kaffeeservice - ich nahm nur eine Tasse und die Zuckerdose, hab schon so viel Geschirr... (Der Engländer zuckt schon immer zusammen wenn ich mit einem Arm voll frischer Flohmarktfunde ankomme). Da hat sich halt dann eine andere gefreut...
Und immer wieder stehen da die tollsten Bücher. Neulich wieder ein nagelneuer Allmen von Martin Suter, Neupreis 26€.  Aber selbst wenn ich nix mitnehme, der bloße Anblick ist auch immer eine Freude. Und manchmal lasse ich auch meine eigenen verblichenen Schätze dort.

 

I don't know how you feel about recycling centres,but in my hometown it's a wonderful resource for things that people throw away and you can take home. Books, crockery, all kinds of faded treasures. I occasionally find brand-new books that someone didn't want, or once I found a whole set of fine traditional Bavarian china which I love but simply couldn't all take home (my live-in Englishman visibly flinches when I come home with another unmissable find - our home has quite limited storage room). Even when I don't take anything home, it's a world of weird wonders to enjoy.

Es gibt wieder was Neues in der Welt des gesunden Essens: 30 Pflanzen sollen wir essen pro Woche - darum geht es z,B. im neuesten Kochbuch der bodenständigen Katharina Seiser, die vom Blog Esskultur zur Multi-Kochbuchautorin in Sachen Vegetarisch und Vegan aufgestiegen ist. Dazu muss ich bemerkem. dass die Pflanzenesserei nichts Neues ist. Schon vor Jahren wurde uns aufgetragen, "fünf am Tag" zu essen. Jetzt sind es halt 30 pro Woche...wahrscheinlich muss jede Generation das Rad - oder die Foodpyramide - neu erfinden.
Dazu kommt, diese 30 Pflanzen sollten wegen der Polyphenole möglichst bunt sein, dunkle Arten wie Radicchio oder Grünkohl also besonders gut...
Anscheinend ist das ein länderübergreifender Hype; auch die englische Supermarktkette Waitrose ist mit einem „30 plants challenge“ mit dabei. Jetzt also noch mehr Leistungsdruck beim Essen. Wenn ich schon das Wort "challenge" (Wettstreit, Aufforderung) höre, vergeht mir eh der Appetit.
Wieder mal soll unser Leben verlängert werden, mit möglichst viel Stress jeden Tag: Hab ich jetzt schon sieben Pflanzen gegessen heute? Ist Schokolade eine Pflanze?  War Radicchio dabei? Polyphenole? Antioxidantien? Rotwein soll also doch gesund sein! Oder nein - jetzt überhaupt keinen Alkohol mehr! Kaffee schädlich! Nein, Kaffee jetzt super gesund, aber nur zwei Tassen am Tag..… 
Und so weiter. 

Es gibt Ernährungshinweise, die ich klaglos einsehe: Wenig bis kein Fleisch, viel frisch gekochtes, keine Zuckerorgien. Aber wenn ich bei jeder Mahlzeit gegen die Wand fahre, vergeht mir die Freude am Essen. Alles kommt immer wieder auf den Rat des Essensweisen Michael Pollan zurück: Iss was dir schmeckt: Nicht zu viel, und hauptsächlich Pflanzen. Zum Beispiel eine wärmende Gemüsesuppe.


A new challenge, launched among others by upmarket UK supermarket chain Waitrose, has been hitting the food press: We should eat different 30 plants a week. Why does that sound familiar? Oh yes - it used to be "Five a day", as many different colour vegetables as possible to keep the body in good shape. Seems like every generation has to re-invent the wheel, or the food pyramid. Nowadays the emphasis is on gut health, a new aspect to the "Everlasting Meal" (Tamar Adler).

Useful to remember what food scientist Michael Pollan advised us many years ago, something that sounds infinitely wise: Eat food, not too much, mostly plants. 

 

Leckerer Happen der Woche: selbst gebackene Foccaccia mit Schinken und Burrata, die gibt's inzwischen auch bei A**i, falls dein nächster italienischer Feinkostladen weit weg ist. Oben drauf kommt eine Gremolata aus Zitronenabrieb, Petersilie,  Pistazien und Olivenöl (das sind ja schon vier Pflanzen!). 

Foccaccia: 15g Frischhefe in ca. 150 g lauwarmem Wasser auflösen, zu 200g Mehl dazugeben, löffelweise weiter Wasser dazugeben bis ein weicher Teig entsteht. Mindestens eine Stunde gehen lassen, dann gut kneten (ist anfangs batzig, nicht aufgeben) und mit Backpapier aufs Blech breiten. Mit dem Kochlöffenstiel Dellen reinhauen. Bei 180° ca. 30 Minuten backen.


Today's delicious snack is a home-made foccaccia, topped with ham and burrata. I also put a gremolata of pistachio, parsley, lemon peel and olive oil on top.

The less yeast you use, the longer you have to prove the dough. I put it in the fridge over night because I only used 15g of fresh yeast. 

 

Im Januar Bahn zu fahren ist kein Spaß. Jedenfalls in München. Schienenersatzverkehr, Verspätungen. Warm anziehen!

 Talking about everlasting - January is like an everlasting Monday, and travelling is no fun.

Comments

  1. Jaaa, liebe Ilse, manchmal kann das www ganz schön stressig sein! Ernährungs-, Bewegungs- Verhaltens-Tipps usw. An manchen Tagen nervt mich das ganz gewaltig. An manchen bereichert es mich. Ich bin aber da eher bei dir. Ich koche bzw. esse, was mir schmeckt - in Maßen. Habe ich eigentlich immer schon so gehalten und bin bisher gut gefahren 😉 Und JA, manchmal kann Schokolade eine Pflanze sein 🥳 An Guadn! 😘

    ReplyDelete
    Replies
    1. Von dir habe ich auch schon einiges angeschaut über die Jahre. Immer lecker, und das Auge isst mit Freuden mit.

      Delete
  2. Mein Darm ist mein Ernährungsberater, wenn es da flutscht, nicht zu fest, nicht zu weich, ist alles gut. Ansonsten hat sich alles bei wenig Fleisch, viel Gemüse und Schokolade eingependelt. Läuft also. Ich habe schon lange keine Lust mehr. Nur eine Regel, es soll schmecken. Das einzige worauf ich konsquent verzichte sind Fertiggerichte oder Fastfood ganz allgemein. Alles Liebe

    ReplyDelete
    Replies
    1. Klingt als hättest du das Klassenziel lässig erreicht, liebe K!

      Delete
  3. Als Kochbuchautorin muss man sich immer wieder was Neues einfallen lassen.

    30 verschiedene Pflanzen in der Woche kommen wohl gerade so zusammen. 9 pflanzliche Produkte sind allein in meinem Porridge Omega von Rapunzel enthalten. Später gibt es Vollkornspaghetti mit einem Sugo aus Tomaten, Kapern und Oliven, dazu einen Radicchio-Salat. Am Nachmittag werde ich zum Tee einen Elisenlebkuchen essen. Der enthält verschiedene Nüsse. Dazwischen gibt es Clementinen oder eine Birne und zur Brotzeit (Käse- bzw. Schinken auf Roggenbrot) ein paar Möhrenstücke, Radieschen und Cocktailtomaten. Später vielleicht noch eine Banane. Ich habe gar keine Lust das alles zu zählen. Morgen gibt es Gemüse im Wok. usw. usf.

    ReplyDelete
    Replies
    1. Ich glaube, den Pflanzen Challenge hast du gewonnen!

      Delete
  4. liebe Ilse - wieder voll mir aus dem Herzen geschrieben ! Ich freue mich ja über die neue Mode, wieder die cucina povere (?) also Armenküche zu beachten - freiwillig, nicht gezwungener Maßen...sog i doch scho immer (ich leidenschaftliche Rechthaberin- hihi)

    ReplyDelete
    Replies
    1. Ich vermute hier ein Tr. aus K?
      Cucina povera ist die gute Omaküche, da war alles frisch und simpel und gut.

      Delete
    2. Tr. aus KF - stimmt. Sorry, Die Omaküche - das war's doch.....

      Delete
  5. Moin Ilse,
    ich bin es gerade auch so leid mit diesen zig Essensregeln. Am Ende weiß ich nun gar nicht mehr was ich noch essen darf, kann, sollte, müsste, hätte oder könnte. Irgendwie geht das doch alles an dem Wesentlichen vorbei. Was immer das nun wieder ist.
    Das mit den 30 Pflanzen am Tag habe ich vor vielen Monaten das erste Mal bei den E*rnährungsdocs im NDR gehört. Ich mochte das lange Zeit gern ansehen. Es wandelt sich bei mir. Die müssen sich für ihre Folgen auch immer etwas neues einfallen lassen UND das ganze scheint nur zu gehen bei Menschen, die nicht an einer wie auch immer gearteten Ess-Störung erkrankt sind oder an der S*ucht nach Zucker.
    Danke für den Post. Ich sehe den Engländer vor mir. Panik in den Augen, wenn Ilse man wieder "einkaufen" war. Was ich ganz schön finde ist, dass eine manche Sache mitnimmt und wenn sie lange genug bei einer war, dann kann sie wieder weiterziehen und einen anderen Menschen erfreuen. Das mache ich manchmal bei Bücher in einem Bücherschrank. Den habe ich wochenlang mit meinen Büchern gefüllt - am übernächsten Tag waren sie alle weg - und hin und wieder nehme ich eines mit, lese es und stelle es wieder in den öffentlichen (gut gepflegten) Bücherschrank. DAS ist doch mal nachhaltig. *lach* Man kommt aus der Gehirnwäsche einfach nicht raus. Das alles GUT und RICHTIG sein muss, sollte, könnte oder müsste.
    Lieben Gruß Jutta

    ReplyDelete
    Replies
    1. Man kann sich natürlich einfach amüsieren und dann ignorieren! Ich habe den Eindruck so läuft das hier. Und Dinge, die man nicht mehr braucht, einfach weiterzugeben ist eine gute Sache.

      Delete
  6. Hihi, Ilse - Gremolata sind schon vier Pflanzen :-)
    Ich bin da ganz bei allen Kommentierenden: es soll schmecken und ich muss es vertragen - so einfach ist die Chose!
    Herzlichst, Andrea

    ReplyDelete
    Replies
    1. Danke für den Hinweis! Mir wächst schon der grüne Heiligenschein.

      Delete
  7. Allein das Zählen wäre mir bereits zu mühsam, chère Ilse, Hauptsache bunt und gut verdaulich ist meine Devise.
    Und in Sachen "Challenge": Ich las letztens mal von einer "Achtsamkeitschallenge", manchmal geht's mit den Autor*innen und Verlagen echt durch …
    Liebe Grüße
    Petra

    ReplyDelete
    Replies
    1. Setzen wir noch einen drauf mit Empathiewettstreit! „Du!“ „Nein, du!“

      Delete

Post a Comment