Ausflug in die Außenwelt

Es heißt immer, im Alter wird man konservativer - die vielen revolutionären Enttäuschungen härten ab. Ich bemerke es auch an mir - als ich gestern auf Kulturzeit die Bilder von den Afrikanern sah, die praktisch auf Luftmatratzen nach Europa zu kommen versuchen, ist meine erste Bauchreaktion "aber wieso, im Senegal ist doch gar nichts wovor man flüchten muss" und "der hat ja eine Adidas-Hoodie an, und " politisch verfolgt? die kommen doch nur, weil sie Handys und Nike-Turnschuhe wollen". Und erst dann merke ich, wie bescheuert ich bin: verdammte Scheiße, warum muss jemand sein Leben riskieren, nur weil er Konsumgüter will, die für mich selbstverständlich sind?
Wenn man hört, wie viel diese (politischen oder wirtschaftlichen, egal) Flüchtlinge den Schleppern zahlen, fragt man sich allerdings, warum sie mit dem Geld nicht ein Flugticket und Visum erwerben. Oder ist der Rassismus so groß, dass nicht-Europäer einfach nirgends reingelassen werden? Auch nicht als Touristen?
Als Gegenmittel empfehle ich, den tollen Pan-Europäer Claudio Magris zu lesen.
I often heard you go right wing as you get older, as a result of all those disappointments with failed revolutions. I have noticed that it's true, sometimes I shock myself with my new-found reactionary reactions. I watched a TV programme about African refugees who try to come to Europe from Senegal on airbeds etc. my first thought was "Senegal? there is nothing going on there to be a refugee from", and seeing that one of the guys wore an Adidas hoodie, my next thought (I am not proud of this) was "they just want to come to Europe for the mobiles and Nike trainers". And only then I realized: hello you idiot, people are risking their lives because they want a nice life, just like you". On the other hand - am I totally naive to ask myself: these refugees apparently pay tons of money to people who put them in mortal danger - why not just buy an air ticket and pretend to be a tourist? Or is this another version of "let them eat cake?" As an antidote to brain-rot I recommend Claudio Magris, a first class pan-European.

Comments

  1. Liebe Ilse!
    Es ist wohl ähnlich wie bei uns früher. Durch das "Westfernsehen" , Radio ect. sahen wir im Osten nur die "guten Seiten" des Westens und Menschen reskierten, trotz "Schießbefehl" an der "Mauer" ihr Leben. Wir wollten etwas, was Ihr hattet. Den Rest wußten oder glaubten wir nicht, und die BRD-Bürger, die wir kannten, die bei uns zu Besuch waren, liesen ja auch keinen Zweifel darüber "wie gut" es ihnen ging, protzten mit dem, was sie hatten.
    Ich wußte zum Beispiel bis kurz nach der Wende nicht, dass die "Pakete in den Osten" von der Steuer abgesetzt werden konnten, und wunderte mich nur, dass "es" dann so abrupt aufhörte mit dem Tag der Wende.

    Ich denke mal, die Menschen wissen es nicht besser, und haben so viel Angst vor den "Behörden", die in ihrem eigenen Land ja noch weniger vertrauenswürdig sind, wie bei uns, wo dann noch die Gewalt,Angst und Ausgeliefertsein dazu kommen. Die Schlepper werden ihr Übriges tun,....um "damit Geld zu verdienen".

    Claudio Magris,habe ich noch nicht gelesen. Zugegeben, aus diesem Genre habe ich noch keine Bücher.

    Bei mir ist es eigentlich mehr umgekehrt mit dem Alter und der Polik. Früher war ich so schön naiv, bin ich teilweise immer noch viel zu oft, aber heute hinterfrage ich, geh´den Dingen auf den Grund. Nur tun,...können wir nicht viel. Ich versuch´s, natürlich, in meinem Rahmen. Ist doch klar.
    Von kindauf war ich für die Gleichheit der Menschen, egal welcher Rasse sie angehörten, (und um "das" zu beweisen, habe ich wohl auch dann Einen geheiratet), und gegen Krieg, der so sinnlos ist, dass ich ihn nie verstehen konnte.
    Liebe Grüße
    Rosi

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  2. Danke Rosi für deinen tollen, interessanen Kommentar!

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