Altmodische Klassiker

Heute mal wieder Silvester, draußen knallt es schon in aufgeregter Vorfreude. Der Engländer und ich haben keine Lust, wie so oft das Feuerwerk auf einer Anhöhe zu betrachten -viiiiel zu kalt, und völlig überflüssig. Wir bleiben lieber daheim bei Kuchen und Wein!

Silvester vor vielen, vielen Jahren - da beschlossen mein damaliger Freund und Lebensgefährten, Steve, und ich,  Neujahr in Paris zu verbringen - ich glaube es war 1978. Vorgeschichte:  Ich hatte in München in einer Künstler-WG gewohnt, mit drei Schüler*innen von Günther Fruhtrunk. P. schaffte es, als Künstlerin zu leben indem sie einen reichen Amerikaner heiratete. M. beging Selbstmord wie sein Künstlervater. Marlon war der Tausendsassa, ein Lebenskünstler. Er ging nach Paris und heiratete eine Frau namens Berthe. Als ich ihm schrieb, dass wir nach Paris kommen wollten, kam sofort die Antwort: "ich bin selber in Deutschland, aber Berthe wird sich freuen!" Also, machen wir es kurz, sie hat sich nicht gefreut, aber nahm uns sichtlich vergrätzt bei sich auf. 
Am Abend empfahl sie uns, in das Restaurant Chartier essen zu gehen. Wir fanden es todschick, so altmodisch französisch.  Ich erinnere mich gut an die Kronleuchter, die Pinguin-Kellner und meinen ersten Geschmack von Celeri Remoulade...
Die Neujahrsstunde verbrachten wir später in den Straßen von Paris, planlos herum wandernd.
Am nächsten Tag verabschiedete uns Berthe mit einem Stück Kuchen, den ich nie mehr vergaß, ein französischer Klassiker: La Reine de Saba.

Später fand ich das Rezept von Julia Child und habe ihn oft gebacken. So auch heute, in Erinnerung an Paris und an Steve, der dieses Jahr verstorben ist. Das ist das letzte Bild, das ich von ihm gemacht habe, in Oban an der schottischen Westküste. Ich wollte mit ihm segeln, aber in der ersten Nacht auf dem Boot wurde ich so seekrank, dass er mich ins Hotel brachte. 

Jedenfalls, hier ist das Rezept für La Reine de Saba, auf Steve! Ein Kuchen der, wie alle klassischen Rezepte, so einfach zu backen ist und so gut schmeckt, dass ihr nie wieder einen anderen Schokokuchen wollt:

170g zartbittere Schokolade mit 2 El Cognac (ich: Cointreau) schmelzen 

 100 g Zucker mit 115g weicher Butter schaumig schlagen , 3 Eigelb dazugeben. Die flüssige Schokolade druntermischen. Wer Bittermandelaroma hat, kann ein paar Tropfen dazugeben.

Die 3 Eiweiß steif schlagen. 

50g gemahlene Mandeln und 50g Mehl, langsam in die Eier-Schokomischung geben, dann das Eiweiß allmählich drunterziehen; erst ein paar Löffel reinrühren, damit die Mischung weicher wird, dann den Rest reinfalten.

Im auf 175°C geheizten Ofen ca. 25 Minuten backen. Der Kuchen bleibt weich! 

Wer möchte, mit Schokoglasur überziehen und mit halben Mandeln verzieren. Hab ich ausgelassen.

This cake is a French classic, La Reine de Saba, made famous by Julia Child. Fittingly, I had tasted it in Paris for the first time. My then boyfriend Steve, who sadly passed away this year, and I had decided to spend New Year in Paris, having received an open invitation from an ex-flatmate of mine who had married a French woman and lived in Paris. 
I had asked him if it was ok to come, "yeah fine, I myself won't be there, but Berthe will love you". To cut a long story short, Berthe was not amused. She sent us out to have dinner at Chartier`s - which we loved, all that old-fashioned glamour, the chandeliers, the penguin-style waiters. I had celeri remoulade for the first time, loved it. Anyway, the next day she sent us packing with a piece of the best cake I had ever tasted, a chocolate almond cake.  Find the recipe in this old post of mine - it's easy to make and will impress! We will enjoy it in memory of Steve.

Dann wünsche ich euch allen ein viel viel besseres neues Jahr! Ignoriert die vielen Ratschläge, wie ihr "die Pfunde wieder loswerden" sollt.  Schlank werden ist nicht das Wichtigste, was uns abverlangt werden sollte - lieber ein bisschen Dankbarkeit dafür, dass wir in Ruhe Kuchen essen dürfen.

 

Advice: Don't bother with all the advice now about reducing your waistline that's about to hit the media, to punish us for having had a rich old time. We have more important concerns. Like being grateful for being able to bake and eat our cakes in peace. Wishing you all a perfectly peaceful New Year.

Comments

  1. Was für eine schöne Geschichte zum Jahresausklang, liebe Ilse. Ausgenommen natürlich Steve's Tod.....So toll, daß du uns immer wieder einen Blick in deine lebhafte Vergangenheit werfen läßt! Der Kuchen wird nachgebacken - ich schmeck' ihn schon ☺️ Jetzt wünsche ich dir und dem Engländer noch einen schönen Silvester-Abend - wir hüten unsere 3 verängstigten 😽😽😽 - und einen guten Rutsch ins neue Jahr 🥳 Alles Liebe!

    ReplyDelete
  2. Ach ja, früher war auch nicht alles besser 😂

    ReplyDelete
  3. Liebe Ilse auch Dir und dem Engländer ein frohes neues Jahr. Vor allem Gesundheit und Frieden. Und die Reine du Saba wird demnächst gleich mal gebacken. Alles Liebe

    ReplyDelete
  4. Auf Celeri remoulade und den Schokokuchen (eins nach dem anderen) hab ich jetzt ziemlich Gusto.
    Ich wünsche euch ein gutes neues Jahr und besonders dir viel Gesundheit!

    ReplyDelete
  5. Ein gutes Neues Jahr 2025 mit vielen Gelegenheiten zum Kuchenbacken und-essen und hoffentlich
    genauso vielen Geschichten von Ihnen!

    ReplyDelete
  6. Deine Geschichten sind toll, ich mag sie sehr! Mein Leben in immer derselben Region ist schön, aber Deines klingt wirklich aufregend. Dieses Blog ist und bleibt eines der nettesten. Fokus aufs Essen und die schönen Geschichten dazu.
    Beste Gesundheit für 2025 und weiter so nette Alltagsrezepte mit den schönen Fotos und Geschichten dazu.
    Sandra

    ReplyDelete

Post a Comment