Gurkentage
Eines unserer Sonntagsvergnügen mit meiner Mutter ist es, neue Gasthäuser zu entdecken. Am sonnigen Pfingstsonntag gurkten wir mal wieder durch das bayerische Oberland. Auf dem Heimweg von Harthausen, wo eine Freundin meiner Mutter in der Reha ist (ein schrecklicher Ort, der alle möglichen Zivilisationssünden auskuriert, ich bete dass ich da nie hin muss), kamen wir zu einem Dorf mit dem schönen Namen Jarezöd, von dem meine Mutter wusste dass man ihn "Dred" ausspricht. Und so fanden wir auch bald eine Wirtschaft, die sich "Wirt von Dred" nennt. Ein zauberhafter Biergarten mit Blick auf den Geigelstein und den Wendelstein, auf die unsere Mutter uns schon im zartesten Kindesalter hinaufgelockt hatte. Bedienungen im Dirndl, die aber auch bayrisch konnten. Das Publikum eine Mischung von Lederhosen, kleinen Mädchen mit sauberen Zopffrisuren, coole Pärchen aus der Stadt und übergewichtiger Landjugend, die ihren Kindern Berge von Pommes und frittierte Würstl bestellten "damits aa so gwampert wern wia sie", wie Mütterlein fachgerecht kommentierte. Wir teilten uns einen Teller Kässpatzen - ich habe festgestellt, wenn wir uns was teilen, dann setzt der Futterneid ein und Mum isst mehr als wenn sie allein im Teller rumstochert. Und außerdem ist das Klo beim Ausgang, was für alte Menschen ungeheuer wichtig ist, denn in vielen Wirtschaften ist Klo gleich Wanderung in den Keller und daher unerreichbar. Den Wirt von Dred kann ich für Ausflüge mit gebrechlichen Menschen sehr empfehlen.
One of our best Sunday entertainments with Mum is finding new country pubs to have lunch in (or out, weather permitting). This past Whit Sunday, following a visit to a friend of Mum's who is recovering from a hip operation (oh Lordy, protect us from rehabilitation clinics) we drove through a beautifully sunny Alpine landscape and happened upon a little village with a gorgeous inn and beer garden. The view: mountains and chestnut trees, the menu: Bavarian with added salad. The waitresses wore dirndl, in a traditional way. The clientele was a mixture of locals, a couple of Big City bohemians, lederhosen and overweight youth with lively children who were fed that children staple, fried sausage and chips "so they can get as corpulent as the parents", as my mum remarked, drily. We shared a local pasta dish with cheese and a salad. I have noticed that Mum eats more greedily when we share, instead of picking off a plate that she invariably complains is "far too much". The "Dred" Inn in Jarezöd, as it's called, was a real find. And the toilets were not in the cellar, a well-known horror scenario for the old and infirm.
One of our best Sunday entertainments with Mum is finding new country pubs to have lunch in (or out, weather permitting). This past Whit Sunday, following a visit to a friend of Mum's who is recovering from a hip operation (oh Lordy, protect us from rehabilitation clinics) we drove through a beautifully sunny Alpine landscape and happened upon a little village with a gorgeous inn and beer garden. The view: mountains and chestnut trees, the menu: Bavarian with added salad. The waitresses wore dirndl, in a traditional way. The clientele was a mixture of locals, a couple of Big City bohemians, lederhosen and overweight youth with lively children who were fed that children staple, fried sausage and chips "so they can get as corpulent as the parents", as my mum remarked, drily. We shared a local pasta dish with cheese and a salad. I have noticed that Mum eats more greedily when we share, instead of picking off a plate that she invariably complains is "far too much". The "Dred" Inn in Jarezöd, as it's called, was a real find. And the toilets were not in the cellar, a well-known horror scenario for the old and infirm.
oh lecker. Hier in Sachsen schmecken die Kässpatzen immer fad. Und die Wirtschaften hier sind auch nicht wirklich zu bewerben...
ReplyDeleteDas Headerbild ist übrigens ein gedicht!!!!
wirtschaften sind an ausflügen immer das beste.
ReplyDeletedas codewort: essnation
Erstens gebe ich Frau Bücherfresserin recht (Recht?), Ihr Header ist ein Traum! Zweitens bete ich mit Ihnen, daß Sie bitte NIE in eine Reha müssen! Drittens - ist es nicht wunderbar, was man sich alles ausdenkt, damit Mütterlein ein bißchen mehr ißt?? Dieselben Tricks haben sie wahrscheinlich früher mit uns exerziert.
ReplyDeleteah- Essnation: mit dieser Nation kann ich mich ausnahmsweise voll identifizieren.
ReplyDeletedas mit dem Futterneid hast du aber schön erklärt. Ich habe den auch und freu mich immer zu lesen, dass andere Menschen den auch haben... : )
ReplyDeleteEinen wunderschönen Ausflug habt ihr da gemacht und hach, ich dachte schon, ihr hättet Gurken verzehrt...
ReplyDeletelihabiboun - ich bedanke mich! bei all dem Engagement kann nichts schiefgehen!
ReplyDeleteSeraphina - Gurken gab's auch, im Salat.
Beim Wirt von Dred finden auch regelmäßig Boogie-Tanzveranstaltungen statt. Zumindest war das früher so, ein Freund war da immer.
ReplyDeleteUnd was deinen spritzig-leckeren Header angeht, gebe ich auch allen, die es schon geschrieben haben, Recht. Hätte ich jetzt am liebsten sofort ein Glas von.
Liebe Grüße, Constanze
Constanze - die Zutaten dazu hast du ja sicher im Haus, als Top-Hollersirupfabrikantin. Mineralwasser und Sekt dazu...
ReplyDeleteMagst nicht einmal eine Rubrik "Wirtshäuser" einführen. Dann tät ich mich beim Suchen leichter, wenn ich nur noch weiß, da hat Ilse mal was drüber geschrieben, da könnte man doch hingehen.... ;-)
ReplyDeleteIrgendwie tun mir die kleinen Kinder von übergewichtiger Eltern leid. Sie bekommen schon früh die falschen Essgewohnheiten ihrer Eltern eingetrichtert.
ReplyDeleteDas ist nicht lustig anzusehen.
Später haben diese Kinder als erwachsene Menschen es sauschwer normal zu essen und leiden dann noch früher an den Krankheiten, die eine/einen in eine REHA kommen läßt, weil wir mit unserem Wohnstand nicht umgehen können.
Obwohl es ja ein Vorurteil sein könnte, das gerade die Leute ihren Kindern FastFood und billige, kalorienhaltige Lebensmittel reindrücken, die "arm" sind.
Irgendwo gab es mal eine Studie, warum in Amerika die "armen" Menschen wesentlich dicker sind als die "reichen" Menschen, die sich von teueren Salaten etc. ernährten. Oder jemand haben, der ihnen das Essen zubereitet.
Die Lebensmittel, die bei den Discountern am günstigsten sind, sind meistens die, die viele Kalorien und Zucker haben. Davon wird logischerweise dann viel gekauft und viel von verzehrt.
Wunderbarer liebevoller "Trick" das Essen mit deiner Mutter zu teilen.
Schön, das Du das mal schreibst. Ganz oft frage ich mich, wie Menschen mit Gehbehinderungen oder ältere Menschen die Toiletten in manchen Cafes/Restaurants/Wirtshäusern erreichen sollen. Gefühle Kilometer muss man durch die Katakomben und dann keine Toilette mit Haltegriff.
Ich wünschte meine Mutter wäre nur im Ansatz so locker und entspannt wie Deine!!
Grüße
Oona
Liebe Oona, danke für dein Mit-Fühlen! Und ich freu mich auch, dass meine Mutter uns so Spaß macht.
ReplyDeleteHelga - wenn ich rausfinde, wie so ein Register geht, mach ich es gerne. Schau doch mal bei "out of Grafing" rein, die besucht oft so ähnliche Lokalitäten (aber sie nimmt es alles ein bisschen ernster als ich, glaube ich).
Scheee! Wieder ein richtig schöner, stimmiger ILSE-BERICHT.Macht Lust aufs Ausfliegen :)
ReplyDeleteDie Kloprobleme mit Mama kenne ich nur zu gut....:-)
ReplyDeleteauch wenn es schon einige geschrieben haben, das headfoto ist wirklich zum Anbeißen oder Reinbeißen oder Niederknien schön !!
ReplyDeletelg von der D(g)onau(l)
Uff. Das arme Tierchen :((
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