Kochbücher, oder wie man einen greislichen* Sommeranfang übersteht (*greislich is bayrisch für schiach)
Vielleicht streike ich heute einfach. Selbst die stärkste, entschlossenste Optimistin muss einmal das Besteck hinlegen. Vielleicht mache ich heute einfach wieder die Heizung an, lege mich aufs Sofa und lese in meinen Kochbüchern. Warnung: dieser Eintrag ist lang, und vielleicht langweilig für alle, die sich nicht für die jämmerliche Gemütslage einer beleidigten Tochter interessieren. Diese sollten nach dem Betrachten der Kochbücher einfach aussteigen.
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There are two parts to this endless post: first an overview over my current preferred reading on all matters food, cooking and taking pictures thereof. Followed by a moan about the weather and my life as the eternal daughter of an ancient mother. But you can skip that since I left it in German.
Hier ist eine Auswahl meiner derzeitigen Lieblingsküchenschmöker:
Plate to Pixel ist eine super gute Einführung in die Foodfotografie, die Technik, das Styling, wie man mit Licht umgeht usw. Ich muss allerdings sagen, dass mir die auf alt getrimmten "shabby chic" Tische und die Mullbinden als Unterlage für Gerichte langsam auf den Wecker gehen.
Blood, Bones and Butter ist trotz des furchtbaren Titels eine wahnsinnig fesselnde Autobiographie, geschrieben von der Frau die das Restaurant Prune in New York führt - und nebenbei eine desaströse Jugend, eine schwierige Ehe und zwei kleine Kinder an der Backe hat. Ein Buch, das nicht nur Kochbesessene interessieren wird.
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The first two books are essentials: Hélène Dujardin's Plate to Pixel is the best introduction to food styling and photography I have come across, it's clear, easy to understand and has lots of example pictures. You don't have to follow all the styling tips, I find that distressed wood and gauze as props have been overdone and should be made illegal now.
Gabrielle Hamilton's scorching autobiography I found hard to put down, so honestly and sometimes scathingly she describes her living through a disastrously unprotected yet funny youth, the emerging foodie scene, her marriage and, first and foremost, creating a celebrated New York restaurant that seems to be quite down to earth (one of the items on her menu is the "Youth Hostel Breakfast").
Das Kochbuch von La Tartine Gourmande (viele werden ihren Blog kennen) ist eine Augenweide, wenn es mich auch hin und wieder mit seiner Perfektion und Süßlichkeit etwas nervt.
"The Table Comes First" ist meine Essensbibel - da steht alles drin was man über den Akt des Essens und die Kunst des Kochens wissen möchten sollte.
Delicious Days kennen wohl auch die meisten Foodblogger, das Buch ist.eine bezaubernd-biographische Kochgeschichte voller schöner Ideen.
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Most foodies probably know La Tartine Gourmande. The book is delightful to look at, all the recipes are gluten-free, by the way, but can be substituted with wheat flour. She is a bit la-di-da for my taste, but still fun.
Adam Gopnik's "The table..." is one of my staple reads. All that can be said about eating and cooking food is in there, intelligently, wittily and informatively.
Delicious Days is a German food blogger who blogs in English, but this book is in German and all the better for it, as it contains childhood stories and some of the famous GrandMa's local recipes we all cherish so.
Oben links ist diese unglaublich ausführliche, schön gestaltete Enzyklopädie der Wildpflanzen, ein überraschendes Geschenk von meiner Schwester. Das Kochbuch vom Schuhbeck Fonsi, den ich zwar nicht besonders mag, der aber doch oft inspirierende Rezeptideen bringt, hat sie mir von einer ihrer Flohmarktsafaris mitgebracht..
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Two German books: on the left an exhaustive Enzyclopedia of edible wild plants and herbs, amazing how many are indeed edible! On the right, Bavaria's gift to gourmet cooking, Alfons Schuhbeck, with some basic nice recipes - both gifts from my generous flea-market hunting sister.
In zwei weiteren Kochbüchern, die mir geschenkt wurden, blättere ich auch sehr gerne, nämlich dem Slow Cooking und dem Gartenkochbuch. Dabei ist der Garten dieses Jahr eher ein Desaster, zu mehr als Schnittlauch wird's heuer nicht reichen.
Das italienische Kochbuch der Hazan Family ist leider sehr enttäuschend, keine neuen, überraschenden Einblicke in die italienische Küche, nur ein paar Hinweise auf die üblichen Großmütter, die noch alles konnten. Was die Kochbuchautorin Marcella Hazan (Mutter des Autoren) interessant machte, war ihre einmalige Fusion von italienisch-jüdisch-amerikanischer Küche, die sich aber hier nicht ausdrückt.
Und zum Schluss eins meiner absoluten Lieblingskochbücher: Südtirol! Da ist alles drin was köstlich ist.
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Two more books in German, the self-explanatory Slow Cooking, and a book on cooking what's in the garden (which in my case, after repeated slug attacks, will be limited to lashings of chives).
Both are beautifully illustrated food porn, though.
Südtirol is a book about the cuisine of the alpine Alto Adige region - full of wonderfully delicious recipes, one of my favourite comfort readings.
The Hazan Family Cookbood is rather disappointing, with pretty banal, re-hashed recipes, building on the innovative yet simple American-Italian-Jewish cooking history of mother Marcella Hazan. I might re-sell it.
Jetzt kommt Teil II: Ich fühle mich nämlich ganz schön ausgelaugt von den letzten Tagen mit meiner Mutter, diesem kleinen eigenwilligen Powerpaket. Seit einigen Tagen kann sie sich in ihrer Wohnung nicht aufhalten, weil die Balkone des ganzen Wohnhauses abgerissen werden und das einfach unerträglich laut ist (keine Ahnung wie der Bauarbeiter das aushält, Tag für Tag).
Ich habe also mit allen Mitteln versucht,es ihr bei mir gemütlich zu machen, aber: das Klo ist zu niedrig, das Sofa viel zu weich, meine wirklich super leckere Spargelsuppe hat sie gestern zwar gegessen, danach stand sie auf und wollte ihre Jacke von der Garderobe holen ("mit dene Knöpf kumm i ned zrecht") - wie eine Gefangene, die ausbrechen will. Aber leider kann sie sich erst ab vier Uhr wieder in ihre Wohnung wagen. Dazu kriegt sie ohne Sauerstoff auch noch Atemnot, also beschloss sie gestern, ins Krankenhaus zu gehen. Eine schwer atmende Neunzigjährige wird sofort aufgenommen, zum Glück. Sofort heißt in diesem Fall, nach ca. vier Stunden rumsitzen und hin-und her fahren, um das Nötigste für den Krankenhausaufenthalt zu organisieren. Heute werde ich mich also erst mal erholen. Ich bin übrigens auch nicht mehr die Jüngste!
Aber später radle ich vielleicht nach Ebersberg und schau beim Mütterlein nach dem Rechten...
Ach, es schüttet mal wieder. Lass ma's vielleicht doch sein.
Um einen eh schon melancholischen Tag perfekt zu machen, schickte mir Roberto aus Rom dieses Foto. Links bin ich mit klassischem 80er Jahre-Haarschnitt, rechts unsere vor kurzem verstorbene Freundin Gabriella Tavernese, die später lange Jahre als Radio- und Fernsehjournalistin in Indien lebte. Natürlich mit ihrer favorisierten Zigarette - Celtique, stärker geht's nicht - in der Hand.
To make an already melancholy day perfect, here's a picture that Roberto sent me, of me and our friend Gabriella Tavernese, who died earlier this year of a brain tumor. She lived in India for decades, making films and radio features about the country for RAI. She is smoking her favourite fag here, Celtique, which make Gauloises seem like chocolate cigarettes.
liebe ilse, tut mir leid, wenn dein tag melancholisch und mühsam ist. meinen hast du mit deinem post erhellt! das schöne foto aus vergangenen tagen, das verhaltensoriginelle mütterlein ...
ReplyDeleteliebgrüße zu dir
ingrid
Ilse, doll siehst du da aus!!!
ReplyDeleteBißchen existenzialistenmäßig, wozu die Filterlosen noch beitragen.
Euer Mütterlein ist rechtschaffen kapriziös. Mei, a ordentlich verzogner Schratz halt :-).
Mich würde meine Mutter binnen 10 Minuten in den Wahnsinn treiben, daher finde ich euch ein wunderbares Mutter-Tochter-Gespann! Mit Höhen und Tiefen wie in jeder Beziehung (wenn du schreibst, wie sie bayrisch redet, fliegen ihr eh all meine Sympathien zu).
ReplyDeleteUnd
den Schuhbeck mag ich auch net, aber vieler seiner Rezepte.
Kopf hoch, Ilse, bald scheint wieder die Sonne.
Nachtrag: das Glück ist mir hold - Mütterlein hat im Krankenhaus eine Bettnachbarin im 2-Bettzimmer, die mit ihr Karten spielt. Hurra!
ReplyDeletein Kochbüchern blättere ich auch sehr gerne. Wenn ich dadurch bloss nicht immer diesen Hunger bekommen würde...Schon die Fotos reichen oft.
ReplyDeleteJaaa, die Mütter. Meine werde ich anlässlich einer Familienfeier im Norden eine ganze Urlaubswoche lang sehen. Ich tue mir jetzt schon leid ;0)
. Ich finde es so toll wie du und Luisa euch ums mütterlein kümmert , auch wenns oft an die physischen und psychischen Grenzen geht .
ReplyDeleteKochbücher hab ich auch genug und schau sie mir immer gerne an , aber mehr inspirieren lass ich mich dann doch von den Bloggerinnen wie dir z.B.
Glg Ursula
Book envy! And what a chic photo from your youth. Very nice.
ReplyDeleteKochbücher mag ich vor allem Dingen anschauen :O) Du hast das Buch von Beatrice Peltre! Das juckt mir in den Finger... Mir geht das mit den superstylischen Kochblogs so, dass sie mich nach kurzer Zeit langweilen. Da wird jedes Mini-Gugelhüpfchen von 10 Seiten fotografiert. Gähn.
ReplyDeleteBei Beatrice gibt dazu tolle Reise-Fotos auf dem Blog. Das macht es spannender und ich gebe zu, dass ich selten etwas neidisch bin. Aber da habe ich das schon. Soviel reisen und Lebensmittel in spannenden Ländern.
Auch das sie oft auch glutenfrei backt/kocht. Das könnte für mich evtl. interessant werden.
Das Bild von eurer Freundin Gabriella und Dir mag ich sehr, wennn ich das so schreiben darf.
Grüße aus dem saukalten, nassen Bremen sende Dir
Oona
Du hast das Recht auf Sofa. Und auch das Recht mal nein zu sagen. Alles Liebe.
ReplyDelete..........greislich is schiach..... perfekt! Habe laut gelacht! Und... es hat mir - wie immer - ein tägliches Lächeln geschenkt. Ein Lächeln für den Körper - ich vibriere beim Lesen Deines blogs - es ist mein Tagesbegleiter...........
ReplyDeleteSabine, das mit dem greislich hab ich irgendwo in einem grafitti gelesen - bevor du denkst ich bin noch witziger als ich sowieso bin!
ReplyDeleteNachdem ja jetzt schon Mittwoch Abend ist und Mütterlein eine Kartlschwester gefunden hat, denke ich, daß es Dir schon wieder besser geht. PLATE TO PIXEL spukt mir schon länger im Kopf rum....Delicious days habe ich auch - finde ich auch toll - und dazu noch ca. 80 andere Kochbücher. Seit Bloggerzeiten bediene ich mich aber auch meist aus dem Netz. Bei den "Mullbinden"-Fotos gehts mir wie Dir - so schön manche auch sind, so langsam nerven sie. Das s/w-Foto gefällt mir auch :) Lieben Gruß
ReplyDeleteLiebe Ilse,
ReplyDeleteauch ich kann mich nur dem vorher Gesagten anschließen - da ich selbst eine 87-jährige Mama habe, kann ich gut nachvollziehen wenn die Reaktion zwischen Unverständnis im ersten Augenblick - und leichter Kränkung, sowie natürlich auch Hilflosigkeit schwankt :)
Was ich viel grausliger finde...die Gewißheit, dass wir in einem hohen Alter so alle mal genauso werden :)
Das Foto ist wirklich fesch!
HG nach Bayern sendet Dir
Birgit
das bild aus vergangenen tagen gefällt mir auch sehr...
ReplyDeletebei deinen kochbüchern haben mich schon welche angesprungen, obwohl ich sicher auch genug habe.
allerdings: mit dem kochen ist das im moment bei mir so eine sache. irgendwie hab ich absolut keine kochlust. leider auch sehr wenig esslust. wenn ich vorm vorratsschrank oder vor dem (offenen) kühlschrank stehe, schau ich ewig rein und mich "gluschtert" nach gar nix. sehr schwierig. aber das wird sich sicher wieder ändern. spätestens wenn es wieder ordentlich sonne und wärme gibt.
und: wir haben die heizung wieder eingeschaltet. es war einfach nicht zum aushalten.
also, leg die füsse hoch und lass es dir gut gehen - im geheizten wohnzimmer!
es grüßt dich herzlich, die karin
Danke euch allen Lieben, diese Wärme aus der Blogwelt tut sooo gut!
ReplyDeleteÜbrigens, liebe Birgit Akaleia, ich werde sicher nicht wie meine Mutter, erstens habe ich keine Kinder die ich herumkommandieren kann, zweitens war ich nie ein Superstar wie meine Mum! Ich kann mich sicher im Alter bequem zurücklehnen und nicht mehr erwarten, dass die Welt sich immer um mich dreht.
du warst schön und du bist schön!
ReplyDeleteScheint die Sonne wieder?
ReplyDeletebbbbb
Dear Ilse, MEIN derzeitiger Kochbuchgott heisst Nigel Slater. Tender Gemüse und Tender Obst. Sehr schön! Hat mich ein Vermögen gekostet und ist es jede Seite wert, vor allem bei DIESEM Wetter. Herzlich, J. aus ZH
ReplyDeleteHallo liebe J. - den Nigel Slater mag ich auch sehr, immer schon, er bringt so eine Einfachheit in die Küche, so was unaufgeregtes.
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