Grundvoraussetzungen

Auf der Vorspeisenplatte gibt's auch noch einen etwas anderen Blickwinkel auf den Lokführerstreik,  hier in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel zum Arbeitsalltag:

Bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) [wiederum] werden Schichtpläne angeführt, die an einem Tag einen Dienstbeginn um 4.16 Uhr vorsehen, am nächsten Tag um 3.56 Uhr, und am übernächsten um 2.40 Uhr. Überdies würden diese Schichtpläne permanent geändert, niemand könne sich mit der Familie verbindlich etwas fürs Wochenende vornehmen.

Die Gewerkschaft argumentiert [daher] lieber mit absoluten Beträgen, weil die sich weniger pompös anhören: Lokführer fangen derzeit mit 1970 Euro an, im Laufe ihres Lebens können sie sich auf 2142 Euro hocharbeiten, egal ob sie eine S-Bahn oder den ICE steuern.

Die GDL strebt nun an, die Beträge zu erhöhen und die Spannbreite zu erweitern: Zwischen 2500 und 2999 Euro sollen die Einkommen nach ihren Vorstellungen liegen. Die Bahn lehnt es immer noch ab, mit der Gewerkschaft zu verhandeln, die zwar nur 30.000 Mitglieder hat, aber drei von vier Lokführern vertritt.
Auch wenn der Verfassungsschutz mich zur Kommunistin stempelt (ist wohl in den 70er Jahren eh schon passiert): Leute wie Lokführer, Piloten und Krankenschwestern sollten fürstlich bezahlt werden. Sonst kommen wir nämlich nicht mehr vom Fleck, und sind im schlimmsten Fall tot. 

OK NSA - call me a communist if you will but people like train drivers, pilots and nurses should enjoy princely pay, because without them we're all stationary or dead.

Comments

  1. Danke, Ilsebill-Bazille! Ein bisserl Solidarität möcht' schon sein! - Ich finde übrigens die Rolle der meisten Medien (vor allem ARD,ZDF), die den Wadlbeisser GDL-Chef genüsslich zum wahren Buhmann machen, nicht gerade rühmlich. Deutschland ist den italienischen "sciopero" eben nicht gewöhnt - ein Wort, das ich - nach "amore" und "gelati" - sehr schnell gelernt habe!
    Grüße Heike aus der Maxvorstadt

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  2. Im Vergleich zu Arthur Scargill (Chef der englischen Miners'Union NUM und Maggie's Todfeind) ist der Weselsky ein Gentleman der alten Schule.

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  3. Tja... ICH persönlich finde, dass es zu weit geht. Im Grunde geht es doch hier um Machtgeklüngel von Kerlen. Das ALLE Menschen, ein vernünftiges Gehalt bzw. Lohn bekommen sollen für gute und ehrlich Arbeit ist das eine. Und da klafft es ja immer mehr auseinander.
    Die Lokführer(innen) am Bahnhof meiner Stadt gehen immer mehr in Zivil zur "Streik-Arbeit". Damit ihnen nicht doch noch einer / eine etwas auf die Nase haut. So berichtet im Regionalprogramm. Ob alle, die da dumm rumstehen der gleichen Meinung sind wie der Obermacker?
    (Der M.L.King jr. als Vorbild nennt. Ehrlich. Das macht mich so ... was fällt dem ein?)

    ICH war gezwungen nach Jahren in der Firma bei ver+di einzutreten. Mir war vorher nicht bewußt, dass es zwei Lager in der Firma gab. Unfassbar. Mir war gar nicht klar, wie sehr wir nicht verd*imkollegenInnen ausgegrenzt wurden. Seltsam. Wo ich sonst so feinfühlig bin.
    Diese Untergrundhaltung von ... egal.
    Wie ich dieses Kumpel/Genosse/Blabla ätzend gefunden habe. Streiken. Tja. Letztlich ist das Produkt fast jeden Tag erschienen. Nichts hat Millionen von Menschen blockiert, verärgert und geschädigt. Hat Geld gekostet. Ja. Die Firma. Die Wirtschaft wurde nicht geschädigt und am Ende gab es etwas mehr Gehalt.
    Egal, auf welcher Seite ich stand. War ich am Mors.
    Ich bin umgehend ausgetreten aus dem Verein als ich mich entschienden habe zu gehen.
    Andererseits. Manche Streiks machen Sinn. Damit die andere Seite (welche auch immer das ist) nicht völlig den Kontakt zur Realität verliert.

    Oona

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  4. ja! und das geld dafür ist stets vorhanden - s. bankenrettungen, wo urplötzlich geld generiert werden konnte, welches zuvor z.b. für das bildungs- und das gesundheitswesen „nicht vohanden war“ oder bei gehältern von 10 oder 20 oder 40 millionen im jahr http://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/daniel-vasella-hat-bei-novartis-421-millionen-franken-verdient-126102380 für leute, die, so scheint es, „besonders viel verantwortung“ zu tragen haben.

    es muss nur umverteilt werden. und dann reicht es auch für die verkäuferin und ihre kinder, die an der kurzen leine gehalten werden und mitte monat schon nicht wissen, wie sie bis ende durchhalten sollen. und für die hausangestellte, die statt 36 stunden 72 stunden arbeiten musste – für den gleichen lohn http://www.beobachter.ch/arbeit-bildung/arbeitsrecht/artikel/luzi-stamm_der-nationalrat-und-die-haushaelterin/ (schweizerische beispiele)

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  5. Well said, Ilse!! I'm shocked at how little they are paid, and those conditions. If strikes don't affect people's lives so they notice what's holding the country together, they are far less effective! Yet so many people (yes, even some of your readers) don't appear to value key workers and how trade unions are vital in protecting workers' rights and conditions from being constantly eroded.

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  6. Die GDL vermittelt ihr Anliegen offensichtlich nicht verständlich genug nach außen, sie hat ein wirklich schlechtes Image. In der U-Bahn saß mir letztens ein Unternehmer gegenüber, der im Brustton der Überzeugung dafür plädierte, die DB möge sich direkt nach anderen Mitarbeitern umsehen und so den Streik unterlaufen.
    Mir war auch nicht klar, wie wenig Eisenbahner verdienen ...

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  7. Ich finde es auch traurig, wie die Medien das angehen - all die Interviews mit empörten Leuten, die kein Gramm Verständis für die Lage des Bahnpersonals haben. Was ist aus dem Wort Solidarität geworden??

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  8. Hallo,
    also Streik ist ein unverzichtbares Recht der Arbeitnehmer - klar! Aber hier wird ja von der Lokführergewerkschaft garnicht über die Arbeitsbedingungen und die Gehälter gestritten sondern über das Recht dieser Spartengewerkschaft auch für Berufsgruppen zu verhandeln, bei denen sie nicht die Mehrheit der Beschäftigten vertritt. Dazu kann man nun verschiedener Ansicht sein - aber ich kenn das so, dass Leute in eine Gewerkschaft gehen, wenn sie sich von der richtig vertreten fühlen. Das macht diese Gewerkschaft dann groß und mächtig! Ich war ja mit dem Marburger Bund auch Mitglied einer Spartengewerkschaft, die nur die Krankenhausärzte vertreten hat. Bei Verdi sind wir immer unter "ferner liefen" vertreten worden. Der Marburger Bund hat aber nie den Anspruch erhoben, die Laboranten und die Krankenschwestern zu vertreten - geschweige denn für so ein Ansinnen gestreikt! Vier Tage finde ich überdies ganz schön lang - mit der Zeit, bis der Betrieb wieder richtig läuft, wird da leicht ein Woche draus. Und dann kommen erst noch die eigentlichen Tarifverhandlungen, die die Zustände behandeln werden, die Du zu Recht beklagt hast! Zum Glück bin ich nicht mehr auf die Bahn angewiesen ... ich sattle jetzt auf Dromedar um! LG Maria

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  9. Was mich immer stutzig macht: wenn das so eine bedeutungslose Spartengewerkschaft ist, wieso liegen dann 75% aller Verkehrsverbindungen lahm, wenn die GDL streikt? Und anscheinend fühlen sich die Zugbegleiter ja von ihr vertreten, sonst würden sie nicht streiken?

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  10. Hallo, bei den Lokführern sind die GDL-Leute ja auch vorne dran! und die fahren nun mal die Loks! LG Maria

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  11. wenn der srf-reporter, den ich gehört habe, richtig interpretierte, ging es u.a. auch um eine persönliche auseinandersetzung zweier gewerkschaftsbosse...(?)

    und grundsätzlich darum, dass die gdl auch für die zugbegleiterInnen, rangierarbeiter eintreten will.

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