Die fleißige Hausfrau

Heute bin ich außerordentlich zufrieden mit mir. Ich habe gestöbert. Dieses Wort, das meine Oma jedes Frühjahr in die Tat umgesetzt hat, war mir völlig aus dem Gedächtnis gefallen. Aber als meine Nachbarin mich bei meinen Aktivitäten beobachtete, sagte sie kenntnisreich: "Ah, Sie dean stöbern".  Stöbern ist etwas, das mich und andere Hausfrauen (ich kenne keine Männer mit Stöber-Gen) überkommt, wenn die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und man zum ersten Mal Fenster und Terrassen/Balkontüren aufreißt. Dann sieht man nämlich, dass die Fenster geputzt werden müssen: die Sonne bringt es an den Tag! Plötzlich fällt mir auf, dass ALLES dreckig ist. Im Winter reicht es, die Brille abzusetzen und hin und wieder mit dem gehassten Staubsauger in die Ecken zu fahren. Aber jetzt. Hallo wach. Und wenn ich mal anfange, gibt es keinen Halt. Das Sofa von der Wand weg - oh Graus, da krabbelt ein Ohrenschlüpfer, der hat da überwintert. Ok. Hier hilft nur noch der volle nukleare Einsatz. Natürlich ohne Chemie, so weit gehe ich nicht. Einfach heißes Wasser, überall, mit zugesetztem Zitronengrasöl.

Und dann gibt es kein Zurück mehr. Die Bezüge des gesamten Schlafsofas abziehen, auf denen sich der winterlich TV-Schokokonsum abgezeichnet hat. Waschen, auf der Terrasse trocknen lassen, zwischendurch was zu Essen kochen, und dann: in den Steinsee! Das Wasser ist inzwischen so warm nicht mehr unerträglich kalt, ein Vergnügen, da verschwitzt unterzutauchen.
Daheim die Belohnung: eine improvisierte Lasagne und ein Glas von Luisas besten portugiesischen, paradiesischen Weißwein, Ervideira. Dann: Sofa wieder beziehen (eine Sauarbeit) und abends vor der Glotze, einen unsäglich blöden deutschen Krimi anschauen. 


Die Rumfort-Lasagne:
Einen kleinen Kopf Broccoli zerlegen und zusammen mit ca. 8 Stück Paccheri (eine Art kurze Canelloni) zusammen weichkochen. Die Nudeln aufschneiden oder einfach auf etwas Olivenöl wie Lasagne in die Pfanne legen. Broccoli mit Feta und ein paar Kräutlein zermanschen und auf die Nudeln streichen, noch eine Schicht Nudeln drauf und mit Broccoli abschließen. Parmesan drüber reiben und kurz unter den Grill. Schmeckt himmlisch.

Auf diesem Sofa sitzt jetzt erst mal niemand mehr! Es darf nur bestaunt werden.
 I am very pleased with myself: I had a day of spring cleaning that sorted out all the windows (I can see clearly now...), the dark corners where the earwigs spent the winter, the stuff under the rugs, and the chocolate-stained sofa covers... I got into a sort of fanatical mode until I am completely exhausted. Then I  drove to my lake and jumped head and all into the cool water. So soothing.
You must know by now that I love swimming in cold lakes and rivers... it is balm for body and soul.
Back home, I rewarded myself with a lovely glass of Portuguese wine, brought back by my sister (apparently they make only about ten bottles a year - super privilege). And an impromptu lasagne, which I cobbled together with a tired head of broccoli and some paccheri pasta (cooked in the same pot) and feta cheese, mixed with the broccoli. Delicious.
Before collapsing in front of the telly, I re-covered the sofa, which is now the cleanest, awe-inspiring sofa the no-one is allowed to sit on for a while.

Comments

  1. Auch in Norddeutschland erwischt es einen. Habe gestern gewütet. Das kommt davon, wenn man sich nicht schnell genug setzt und wartet, bis der Anfall vorüber ist.

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  2. Oja, das ist jedes mal ein drama mit den bezügen vom sofa. danach ist man fix und alle. toll dass du schon in den see springst!

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  3. Ich hab auch schon fertig gestöbert, unglaublich, wieviel Dreck sich ansammeln kann! Soooo lang war der Winter doch dann auch wieder nicht...hm... angetörnt durch dein Steinsee-Foto auf Instagram war ich auch in meinem Teich, kurz, aber immerhin. Ich bin eine Zezn, was kaltes Wasser anbelangt, aber ich übe. Und beim Strahlen deines Sofas ist die Sonnenbrille angesagt! Liebe Grüße von Bettina PS: unser Wein hier ist auch nicht zu verachten, hast schon konkretete Reisepläne?

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    1. Ich schreib dir eine Mail. Bei mir geht's ab Mitte-Ende August.

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    2. P.S. Auf Wein und Teich freue ich mich.

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  4. Schöne Bilder aus der Frühjahrsstöberei!
    Bei mir ist sie schon durch, der Frühling hat ja schon mal vorher kurz aufgeflackert.
    Außerdem stöbere ich mehr auf der Terrasse …
    Herzliche Grüße
    Petra
    (Jetzt intersseirt mich noch der unsägliche Krimi, der von Montag? Es gibt ja eigentlich keinen Tag mehr ohne etliche Fernsehleichen in der deutschen Provinz.)

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    1. Auf der Terrasse heißt es ja dann Gartenarbeit!
      Der Krimi war der mit Lisa Marie Potthoff (die als Komödin viel besser ist), und einer von diesen vorhersehbaren Heldenstücken einer "taffen jungen Ermittlerin", taff wird durch straffen Pferdeschwanz angedeutet, und sie hat natürlich eine Affäre mit einem Greis... die alten Männer sind ja so unwiderstehlich. Ich könnte stundenlang weiterlästern.

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    2. Genau den Krimi habe ich auch gesehen und ganz Ähnliches gedacht (Greis und so, und wie Männer mit Schusswunden bluten und leiden) – später habe ich mich gefragt, warum ich bis zum Schluss dran geblieben bin …

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    3. Mei, manchmal kann man einfach nicht mehr.
      Dabei finde ich den Herbert Knaup an sich gut. Wenn er sich mit Frauen seines Alters umgibt.

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  5. Solch eine Aktion macht einen dann aber auch sehr zufrieden! Dieser Schreck beim Frühlingslicht.. das kenne ich gut... " wie sieht es hier denn aus!"... und dann ist kein Halten mehr!
    Genieße das neue Wohngefühl!

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  6. Spring cleaning is such a joy...afterwards, not during! ;)
    I have not braved a lake (yet) this year, you are so plucky!

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  7. Bravo! Und das nennt sich also stöbern. Wunderbar!
    Dir ein herrlich sauberes Wochenende und fröhliche Grüsse,
    Brigitte

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  8. Interessant, bei Stöbern denke ich an ganz andere Dinge. Hat schon auch was damit zu tun, in alte Ecken und an Orte zu gucken, in die man sonst nicht schaut.
    Liebe Grüße an den Engländer und dich und einen schönen Mai euch beiden :-)
    Constanze

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