Dirndl, Storch und Kürbis - und Schokolade
Immer
wieder sieht man jetzt seit einigen Jahren - zumindest bei uns in der
bayrischen Provinz - diese Störche rumstehen, neben Wäscheleinen voller
Babykleidung. Die Kleidung ist nicht für vorbeiziehende arme Leute
gedacht, sondern zeigt an, dass hier wieder ein Pankraz, ein Korbinian
oder ein Balthasar geboren wurde - hin und wieder eine Sophia oder
Maria.
Natürlich
nicht. Es handelt sich hier vielmehr um einer dieser neu erfundenen oder
übernommenen Traditionen, solche wie der Kürbis für das inzwischen
international gefeierte Halloween, oder die vielen Dirndlgwander zu
bestimmten Jahreszeiten.Wahrscheinlich ist diese Rückkehr zur übersichtlichen heilen Welt - die mir ja oft auch gefällt - eine Flucht vor der bevorstehenden Apokalypse, die uns ja ständig in den Medien vor Augen geführt wird.
Machma's uns gmiatlich, während uns das Wasser ringsum bis zum Hals steigt.
Mei - so ein Dirndl ist halt was herziges, und die Burschen sehen in der Tracht schneidiger aus als in Trainingshosen und Hoodie.
In the almost twenty years, since I have returned to my Bavarian roots, I have noticed that traditions - both real ones and invented or adopted ones - have been blossoming. I'm not even talking about the wedding madness, where families bankrupt themselves to see the daughter in a ridiculously expensive bridal gown married in a castle or such like. It's the halloween pumpkins, the trad costumery and the, frankly, ridiculous epidemic of storks announcing the birth of the son and heir, or occasionally, an heiress.
I suppose, all this returning to a past when everything was ordered and pretty and nice is the reaction to a world that is heading towards perdition?
Myself, I resort to intensive baking.
Meine persönliche Realitätsflucht endet meistens in der Küche, vor dem Backofen.
Und so erfand ich kürzlich diesen köstlichen Mini-Schokokuchen, einfach so aus
dem Ärmel geschüttelt. Ich hatte im Kühlschrank eine angebrochene
Packung Ricotta und ein angefangenes Glas Maronenpuree, das hält nicht
ewig.
Es gibt nicht viele süße Rezepte, die ich im Schlaf mache,
aber Mürbteig ist inzwischen einer davon.
Das Geheimnis ist,
wesentlich mehr Butter zu nehmen als man für vernünftig hält.
Ich mache also einen Mürbteig; hier paté sablée, ohne Ei
(paté sucrée wäre mit einem Eigelb)
aus
180g Butter, kalt, in Stücke geschnitten
250g Mehl - egal, welches. Ich nahm hier halb 450er und halb Wiener Grießler
ca. 60-80g Zucker, weniger hier, weil die Füllung süß ist.
Teig nicht zu viel kneten, eher zusammendrücken. In einer bedeckten Schale ca. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Dann ausrollen und Kreise ausstechen, so groß ihr halt wollt.
Die Kreise bei 180° backen bis sie leicht hellbraun sind - AUFPASSEN!
Inzwischen Ricotta mit Puderzucker mischen, nach Geschmack.
100g Bitterschokolade mit einem Schuss Sahne im Wasserbad schmelzen.
Teigscheiben abkühlen lassen. Dann einen Kreis mit Maronenpüree - auch gemischt mit etwas Puderzucker, damit es fester wird - bestreichen, einen weiteren Kreis drauflegen. Diesen mit der Ricotta bestreichen und mit dem dritten Kreis belegen. Weiter machen mit der Dreierkombination, evtl. auch Zweier, wenn's nicht reicht.
Mit der flüssigen Schokolade übergießen, abkühlen lassen.
Oder wie unten einfach einen Puderzucker-Zitronenguss drübergeben.
Aus Traditionsgründen hab ich die Küchlein mit einem Edelweiß aus Mandelplättchen geschmückt!
***
Recently, I found myself inventing these delicious mini-gateaux, on the spur of the moment.
I had in the fridge an open carton of ricotta and a jar of chestnut puree which won't keep forever.
There aren't that many cake recipes I can bake in my sleep, but shortcrust is now one of them.
The secret is to use much more butter than you thought necessary.
I made a paté sablée, without egg.
(paté sucrée uses a yolk)
Bring together 180g Butter, cold, cut into pieces
250g plain flour
about 60-80g sugar, you don't want to use too much because the filling is quite sweet
Don't knead the pastry, just press it until it comes together.
Leave to chill for half an hour or so.
Roll the pastry to about half an inch and cut out circles, any size you like but all the same.
Bake at 180°C until pale golden, keep an eye on them!
Meanwhile, mix your half a tub of ricotta with icing sugar. In a small saucepan, melt 100g dark chocolate with a dash of cream over simmering water
Leave to cool, then spread a biscuit with the chestnut puree, which I also mixed with a bit of icing sugar to make it stiffer. Cover with another biscuit, on which you spread the ricotta.
Finish it off with a third biscuit. Continue til you've used up all your biscuits.
Pour the chocolate ganache over the little towers and leave to chill.
You can use a lemon icing, too.
For reasons of tradition, I adorned the gateaux with an Edelweiß, made with flaked almonds!
Eine Tradition, auf die ich gerne verzichten würde ist dieser lange, graue, scheußliche Winter hier.
One tradition I would be happy to be without is our long, gray, horrid winter.
Dein zartes Schokotörtchen sieht aus wie aus einer feinen Konditorei - und schmeckt wahrscheinlich auch so. Respekt ☺️Und dieser bevorstehende Winter passt doch perfekt zum Kochen & Backen 😉
ReplyDeleteLeider merke ich langsam, dass mein Backhobby Figurenkonsequenzen hat - bei uns beiden! Ich glaube ich muss mich vorübergehend auf vegane Gemüseküche verlegen.
Deletestörche stehen hier auch seit 20 jahren herum. die kinder heißen nicole und julian, sandra und martin. und dann gibt es noch die geburtstagstafeln vor dem haus. mit sinnsprüchen der freunde. alles endet in trinkereien. und tracht gibt es hier keine.
ReplyDeleteAlso insgesamt - gleiche Traditionen, andere Namen...
Deleteso einen 'gamsbart' habe ich schon langre nicht mehr gesehen...tradition in gross! :)) biz
ReplyDeletediese Gamsbärte gibt's auch nicht im Souvenirshop!
DeleteJa, die 'graue Jahreszeit' könnte kürzer sein, auch hier 'tief im Westen' (Ruhrgebiet). Manchmal hing sie in den letzten Jahren bis in den Mai. Störche und Co. verbinde ich mit Land, gab und gibt es in Norddeutschland oft. Der (amerikanisierte) Hochzeitswahnsinn ist andereseits erst in den letzten Jahren (zurück-)gekommen.
ReplyDeleteWie mein Engländer immer sagt - der Winter dauert ja nur sechs Monate...
DeletePankraz? Im Ernst?
ReplyDeleteStörche nebst Babykleidung als Geburtsanzeiger kenne ich nur von früher und als heutzutage ausssterbende Tradition. Also quasi umgekehrt.
Ich habe eine heiße Liebe zu Maronen - das Rezept klingt großartig und sieht auch so aus.
Mal sehen, ob und wie ich das zu "vegan" umgedichtet kriege.
Vegane Margarine hab ich schon öfter für den Mürbeteig verwendet. Der schokoguss geht sicher auch mit mandelsahne 😋Und statt Ricotta könntest du Aquafaba schlagen und etwas süßen.
DeleteHier ist es auch gerade grau grau grau, und auch ohne Süßspeisen hat die Kochlust Konsequenzen, die sich schwer herunterwalken lassen, und die Serienleidenschaft (lange Abende inklusive Chips und selbstgemachter Salsa) hilft auch nicht, November... Eure Namen sind schon toll, bei mir in der Nachbarschaft gibt es eine Kassandra, da hab ich etwas gestaunt. Vor allem in Kombination mit dem Nachnamen. Lasst es euch schmecken, lg Bettina
ReplyDeleteIch kann mir eine Kassandra Niedermeier richtig gut vorstellen. Und ach ja, die Konsequenzen...
DeleteEcht: Pankraz, Korbinian und Balthasar? Ich werd' bekloppt!
ReplyDeleteDein Törtchen klingt sehr fein, und wie schön,d ass du da die Tradition (Edelweiß!) hochhältst.
Schmunzelnd
Petra