Biographisches mit Brotbacken

Irgendwas stimmt gerade nicht mit dem Layout auf Blogger. Habt ihr auch Probleme?
In England lernte ich viel über meinen Charakter. Meine FreundInnen waren sehr scharfsichtig, sehr politisch, und manchmal auch ein bisschen brutal. In meiner ersten Frauengruppe sollten wir uns gegenseitig mit einem Adjektiv beschreiben. Catherine nannte mich "dismissive" - ich wusste garnicht was das heißt. Ich fand dann heraus, es hieß "ablehnend" oder wegwerfend, geringschätzig. Not very nice. Aber sie war auch die Person, die jammerte, sie hätte keine Freunde - umgeben von sechs Frauen, die sie mit ihrem Baby unterstützten und sich geduldig ihre endlosen Probleme anhörten. Da kann man schon ein bisserl wegwerfend werden...
Wir hatten in meinem Freundeskreis ein Gesellschaftsspiel, mit dem wir uns oft amüsierten.  "Was für eine Blume bin ich?  Was für ein Tier? Was für eine Ambition?" usw.  Beim Thema Ambitionen beschrieb mich meine Freundin Eva "You just want a nice life - du willst einfach nur ein angenehmes Leben!" 
Wie wahr. Ambitionen hatte ich nie. Sogar mein Lehrerinnenberuf war mir zu belastet mit Verantwortung, ich gab schnell auf damit. Jahrzehntelang erwähnte meine Mutter beiläufig, auf welcher Gehaltsstufe ich mich inzwischen befinden könnte. Aber eigentlich wollte sie für uns nur - ein gutes Leben.
Ich hatte auch nie den Wunsch, ein Kind zu haben (falls jemand fragt - hab's auch nie bereut. Bin die geborene Tante). Mein bisschen Ehrgeiz reichte tatsächlich aus für ein angenehmes Leben - immer gerade so viel gearbeitet, dass es reichte. Immer in spannenden, bis auf wenige Ausnahmen, stressfreien Jobs.
Nicht zu vergessen das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren zu sein. In den 60/70er-Jahren jung gewesen zu sein.
While I lived in England, I learnt a lot about my character. My friends were very perceptive, very political, sometimes bordering on brutal.
In my first womens' consciousness raising group, we attempted to describe each other with one adjective. One of the women, C., said I was "dismissive" - I didn't even know what that meant and had to look it up.
Not very nice. But she was also the person who moaned about not having any friends - surrounded by six women who supported her with looking after her baby and listened patiently to her endless problems. Dismissive. It's probably true. Fools gladly and all that...
In our circle of friends, we often played this game called "What kind of flower (I nearly wrote flour...) am I ?" When it came to "what is my ambition?", my friend Eva said "You just want a nice life", and that was not meant to be dismissive, just a plain statement.
It's true. I never suffered from ambitions. Even my job as a teacher proved to loaded with responsibility, to my Mum's chagrin who kept track of where I would be on the career ladder, if... But in the end, all she wanted for her children was - a good life.
I never had children, never regretted it - I seemed to be the ideal Aunt.
My little bit of ambition was enough to provide me with a nice life - I worked to live and not vice versa, and somehow ended up in interesting and fun jobs (with one exception, where I had to struggle to get to the fun bit). 
Not to forget the good luck to have been born at the time and in the place I was born.
The amazing luck to have been young in the 60s and 70s!
Inzwischen habe ich mich - ganz ohne Ehrgeiz - den Abenteuern in der Küche gewidmet.
Da ich anscheinend die letzte Köchin bin, die keinen Sauerteig hegt, schlage ich mich in letzter Zeit damit herum, essbare Fladenbrote zu backen.
In jeder Kultur gibt es eine Art dieser schnellen Brote - ob pita, pide, roti, chapati, arepas oder tortillas...
Nach einem völlig misslungenen Versuch mit Arepas wollte ich die norditalienischen Piadine ausprobieren. Das beste Rezept dafür fand ich bei Rachel Roddy - manche kennen vielleicht noch ihren Blog, racheleats.blogspot.com. Dieser Blog ist jetzt nicht mehr aktiv, dafür schreibt sie jede Woche im Guardian schöne Geschichten aus ihrer Küche in Rom. 
Ich habe Rachels Rezept halbiert, bei mir reichte es für drei Piadine:

250g Mehl mit 40g Olivenöl und 90g Wasser, einer Prise Salz und 1TL Backpulver zu einenm glatten Teigball kneten. 
Ca. 30 Minuten ruhen lassen, dann in 3 Teile teilen. 
Bällchen formen und zu dünnen Rundstücken auswallen.
In einer sehr heißen Pfanne - am besten gusseisern - auf jeder Seite 2 Minuten OHNE Fett backen, dann immer wieder umdrehen, bis sich getigerte Flecken gebildet haben - dann ist sie fertig.
Piadine sind wirklich einfach zu backen, es hat endlich geklappt. Füllen könnt ihr sie mit allem, was der Kühlschrank hergibt: Hier mit Schinken, Feta, Tomaten, gut sind sie auch mit knackigen salatblättern und italienischem Stracchinokäse, oder Thunfisch-Mayo...
Since I seem to be the last foodblogger left who doesn't live with her sourdough, my kitchen adventures have circled recently around the topic of flatbreads. You'd think it can't be that difficult, when you watch Indian women on Youtube making chapatis or rotis, or South American housewives running up a dozen tortillas or arepas. In our local Turkish shop you can see the owner's Mother turning out pide or pita breads... I am so jealous. 
After a disastrous attempt at making Arepas - I even got the special Pan flour - I decided to follow a foolproof recipe for the Ligurian flatbread, piadina.
Some of you might already be familiar with Rachel Roddy's blog, racheleats.blogspot.com; this blog is now resting, she writes a column for the Guardian every week from her Kitchen in Rome. Her recipe worked like a treat. You can find it here.
 
In den sozialen Medien sieht man momentan immer wieder Bilder von wogenden Getreidefeldern voller Mohn und Kornblumen. Und so eine Blumenwiese wie hier auf dem Bild, am Rand meiner kleinen Stadt, habe ich noch nie vorher gesehen.
***
The social media are full of pictures of wildflowers at the moment, fields full of poppies and cornflowers, and I have never seen meadows like these around my hometown! 
Must be the Corona effect.

Comments

  1. Ich habe auch keinen Sauerteig!!! :-)

    An das neue Blogger-Layout habe ich mich noch nicht gewagt, aber auch daran werden wir uns gewöhnen... Und die Piadine will ich auch schon ewig mal selber machen.

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  2. Zum Lächeln hast du mich gebracht. Das angenehme, kinderlose Leben ohne besondere Ambitionen war es auch für mich. Und ich will nicht einmal kochen und backen. Einfach nur bedeutungslos vor mich hinleben.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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    1. Genau, bedeutungslos in Ruhe gelassen werden...

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  3. Du hast doch alles richtig gemacht bisher, denke ich.
    Jedenfalls spricht viel Lebensfreude und Zuversicht aus deinen Zeilen und Bildern.
    Und der beste Rat ist eh immer: "Sei einfach du!"
    Herzliechen Montagmorgengruss,
    Brigitte

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    1. Sei immer du ist einfach, wenn man weiß, wer man ist! nach dem Motto "wer bin ich, und wenn ja, wie viele"... Liebe Grüße von mir, so, heute!

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  4. This comment has been removed by a blog administrator.

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    1. Ach - verdruckst, das ist auch so ein gemeiner Dämpfer. Genieße und koche weiter!

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  5. Blogger stellt ja Ende Juni die "Oberfläche" um.
    Ich teste die neue Version seit zwei Wochen. Nicht besonders angenehm, eine klickt sich ´nen Wolf um Bilder hochzuladen, dann ist das umständlich vom Smartphone zu bedienen und irgendwie fehlt da auch die Hälfe an Bedienungseinheiten.
    "Links" kann eine nicht mehr reinbekommen wie vorher. Aber vor allem haut es mir öfter die Schriftgrößen durcheinander. Das bekomme ich dann auch nicht mehr weg und meine Texte sehen dann aus wie hier ;-)
    Manchmal funktioniert die Mouse für das scrullen nicht mehr und ich komme nicht zu der Schrift, die ich haben will. Manchmal hilft dann das manuelle tippen.
    Also. Begeisterung geht anders. Und wenn dann die Hilfen in der englischen Sprachen auftauchen... okay. Ist ein englischer Anbieter. Da kannste nichts sagen und die Welt geht ja davon aus, dass wir alle englisch können. Maoh …. ;-)

    Später lese ich Deinen Beitrag. ;-)

    Danke, dass ich durch Deine Nachfrage nun weiß, dass es an Blogger liegt und nicht an mir, dass es etwas ungeschmeidig läuft. Ahoi Oona

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    1. Alle Punkte die du erwähnst, habe ich auch erlebt. Vor allem die Bildgröße konnte ich nicht regulieren... das nennt man wohl verschlechtbessern... Aber anscheinend kann man ja auf Wunsch im alten Format weitermachen.

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    2. Das kann eine? Vermutlich steht das irgendwo auf englisch *lach*

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  6. (Ich glaub Blogger hat meinen Kommentar von heute geschluckt... )

    "Lebenskünstlerin" fällt mir ein, total positiv gemeint!
    Das bedeutungslos in Ruhe und Frieden gelassen werden, spricht mich auch an. Ich trage nicht umsonst den Frieden im Namen (um den ich aber auch kämpfen kann)
    lg,

    Ich geb immer Germ in den Fladenbrotteig, aber wenn es ohne auch so schön geht wie bei dir...

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    1. Schöner Name, Friede-rike ! Und das mit dem Germ habe ich auch schon probiert, nicht immer erfolgreich, als ich das indische Ballonbrot, bhatura, machte..

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  7. Solche Etiketten können wie der Sog eines Schwarzen Lochs sein, aber man muss ja nicht alles glauben, was andere über einen denken.
    Ich bin ja auch eher dem Einfach-so-dasein-Leben zugewandt (und was frau dabei alles so in Ruhe und ungestört für sich austesten kann), und die Patentanten-Rolle liegt mir anscheinend auch mehr als die Eigene-Kinder-Mutter-Rolle.
    Die Piadine werde ich unbedingt mal ausprobieren!
    Liebe Grüße
    Petra

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    1. Sie sind wirklich ein "gefundenes fressen"! Und gehen schneller als Pfannkuchen, auch weniger fettbeladen...
      Ich finde auch, dass man sich nicht alles reinziehen muss, was man gesagt kriegt, es lebt sich wesentlich freier.

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  8. Erstmal vorweg....Ich will und wollte auch immer nur ein NICE LIFE. Wenn's geht, bitte auch noch BEAUTIFUL. Geht und ging natürlich nicht immer ;) Ehrgeiz ist mir auch nicht so in die Wiege gelegt worden. Mit minimalen Aufwand möglichst viel erreichen. Geht auch. Irgendwie. Ich glaube, wenn man sich eine Bescheidenheit bewahrt und sich auch an kleinen Dingen freut, ist schon viel gewonnen. Eine Kanne Tee, ein Stapel Bücher aus der Bücherei, ein selbst gebackener Kuchen, ein gemütliches Heim, meine drei Kätzchen wärmen meine Seele ausreichend. Und wenn es der ganzen Family noch gut geht, ist sowieso alles perfekt.

    Frischen Sauerteig habe ich dank meiner Schwägerin seit 2 Wochen im Haus! Aber ohne war ich auch glücklich ;)

    Zum neuen Format.....Da sage ich nur JA, ICH WILL! Beim alten Format bleiben!!! Ich hoffe, das geht ohne Schwierigkeiten....

    Wieder mal ein schöner Beitrag von Dir :) Liebe Grüße

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  9. Liebe Ilse und Ilses Leserinnen,
    man kann denen zum neuen
    Bloggerformat auch Feedbacks geben..hab ich auch schon gemacht. Ich denk, die sind noch am ausarbeiten..
    je mehr Leute ihre Kritik anbringen, umso besser, oder?
    Piadine hört sich sehr nett an:
    "piada" heißt auf portugiesisch "Witz" :)
    Lieben Gruß von hessischen Mohnblumenfeldern ;)
    Ursula

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    1. Das werde ich machen! Auf italienisch heißt piada einfach flatbread.

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  10. Would have loved to roll out a few flatbreads for you! In exchange for those gorgeous tarts and other desserts you make!

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    1. There are some things social networks sadly can't do!

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  11. Wir sind halt ehrgeizlose Kochtanten. Mir wurde bereits im Gymnasium von meinem Vater vorgeworfen, ich hätte meinen (Volksschul-)Ehrgeiz verloren. Tja, ging ja auch ohne. Und in späteren Jahren, in Italien, war ich “matta“. Soll schlimmer kommen, als ein bissl verrückt zu sein. Jetzt als fröhliche Pensionistin beschränkt sich mein Ehrgeiz auf meinen Garten. Bis die Schnecken anrücken :-)

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    1. Und auf den Garten - oh Mann!- kannst du dir was einbilden..matta!

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