Neulich, eines der vielen Engländer-Bonmots aus unserem gleichzeitig eintönigen und schnelllebigen lockdown-Leben: "Seit wann folgt denn Freitag auf Montag?" Die Tage scheinen geradezu vorbeizurasen, ist jetzt schon Februar oder noch Dezember? Gefühlt jeden zweiten Tag muss ich meine Fingernägel schneiden, meine Haare sind zu einer Pande-Mähne gewachsen, plötzlich ist schon wieder Sonntag und wir haben vergessen einzukaufen.
Das stellt übrigens kein Problem dar, denn Essen einkaufen die einzige uns verbliebene kreative Interaktion mit der Welt, und unser Kühlschrank kennt nur noch ein Lied „ iss mich leer, ich kann nicht mehr“. Verhungern ist eine der Todesarten, die gerade am wenigsten drohen. Eine unserer Lieblingskonversationen manchmal nachts, wenn wir beide aufwach: "Sollen wir frühstücken?" Aber immer! sagt meine Schwester.
Dieses Leben im langsamen Zeitraffer heißt aber auch - irgendwann geht
auch das vorbei. Selbst die Spanische Grippe stoppte irgendwann, ganz
ohne Impfstoff.
"Since when does Friday come after Monday?" One of the gems my cohabitant often comes out with during our strangely accelerated and simultaneously slow-motion life during lockdown. We lose track of days, weeks, even months. My nails grow scarily quickly, and my hair has become a pande-mane. Nothing to distinguish a Monday from a Wednesday, only occasionally it's Sunday and we haven't done any shopping. Fear not! Our fridge is bursting with good healthy, interesting food - I have a thing about buying tons of eggs from a farm, there's now space for extra veg on the balcony, I hoard six different types of flour and dried yeast. So, starving is honestly the least of our problems. Sometimes, when we wake up in the middle of the night, we discuss having breakfast. And why not. My sister does it all the time!
This strangely accelerated life, lived in slow motion, also promises another thing: some time, sooner or later, all this will be over. Even the Spanish Flu came to an end.
Der Lauser Weiher, zugefroren und die Eisstockschießer offenbar verbannt.
***
All frolicking on my frozen summer swimming lake has been outlawed.
Heute gibt es rotes Risotto: Reis in Butter anschwitzen, mit etwas Flüssigkeit aus der Packung gekochter roter Bete ablöschen, weiter mit Gemüsebrühe anrühren (gekocht aus den "Abfall"stücken von Brokkoli, Karotten, Lauch etc.). Zwei oder drei Bete-Kugeln klein schneiden und mitkochen. Den Reis ganz weich werden lassen, mit Butter und Parmesan schmieren! Eventuell noch Ziegenkäse drauf und grüne Kräutlein deiner Wahl.
Zum Schluss das Wort zum
Sonntag Montag Dienstag: Ich starre nicht 24/7 auf meine verschiedenen Bildschirme! Ich lese Bücher, meistens abends vor dem Einschlafen, ein Grund auch mal extra früh ins Bett zu gehen. Allen, die ein ganz unwahrscheinliches und wunderbares Paralelluniversum lesen wollen, empfehle ich "Der Komet" von Hannes Stein. Er ist ein komischer Vogel, sein letztes Buch, "Nach uns die Pinguine", war zwar auch voller interessanter und fragwürdiger Ideen und ein Genuss für Leute, die alles bizarr Englische lieben, lag mir aber als bedtime reading etwas schwer im Magen. Komischerweise gibt's die nicht auf englisch, obwohl der Autor inzwischen Amerikaner geworden ist (das ist eine andere Geschichte).
***
And finally: I don't stare at a screen all the time! English language books I found recently include Meg Wolitzer, "The female persuasion" (another book by her, "The Interestings", was fun to read), and Joanna Moorhead's life of Dora Carrington, Europe's most forgotten surrealist artist. She ended up living in Mexico and apparently is bigger than Frida Kahlo there!
ja. du beschreibst das schön. das zeitgefühl geht verloren. alles ist langsam und schnell zugleich.
ReplyDeleteund wir alten sind privilegiert. sorglos. wo viele andere menschen um ihre existenz kämpfen müssen.
lg
ingrid
Das kann man sich nicht oft genug sagen! Liebe Grüße ins versunkene waldviertel..
DeleteWhat a perfect cooked egg, with that gorgeous yolk!
ReplyDeleteI am totally addicted to eggs! And l can poach them now without exploding them.
Deletedas ist super, Ilse! Ich (Traudchen)kämpfe wieder mal, um meinen comment loszuwerden, schein ja doch nirgendwie zu gehen....Dein Text ist wieder so super, das Rezept auch, und ich träumte heute sehr intensiv von einem pochierten Ei a la`Ilse...schon kommt das Bild - so anregend!!!!
ReplyDeleteSiehst, ging doch! Und dass du von diesem Ei geträumt hast...spooky!
Deleteam besten hat mir die Pande-Mähne gefallen;-) Auch das errötete Risotto ist toll.
ReplyDeleteFand ich auch gut! 😊
DeleteDie Grippeviren sind ja seit damals weiterhin mit uns, mal mehr, mal weniger "angriffslustig", oder wir/unser Immunsystem besser oder weniger gut gewappnet.
ReplyDeleteUnd frühstücken in der Nacht, das hat was.
Ich serviere nur um vier: dem Kater!
Ach so! Der Kater wird auch nachts bedient!
Delete"Selbst die Spanische Grippe stoppte irgendwann, ganz ohne Impfstoff." Ich fand diesen Artikel dazu interessant:
ReplyDeletehttps://www.quarks.de/gesundheit/medizin/so-enden-pandemien/
Ja, man fühlt sich in der immer selben Zeit gefangen. Und ewig grüsst das Murmeltier. Anfangs habe ich die Leute nicht verstanden, die jammerten: Das Jahr ist verloren. Inzwischen fühle ich mich ähnlich. Ein Jahr mit Einschränkungen kann man ja hinnehmen, wenn man dafür eine sichere Impfung bekommt, aber jetzt zieht es sich halt. Und es ist definitiv nicht für alle gleich hart. Mein Vater (87) z.B. beschwert sich überhaupt nicht, obwohl er jetzt im Winter praktisch mit niemandem mehr zusammen kommt. Durch den vielen Schnee, ist er zusätzlich noch mehr ans Haus gebunden. Durchhaltevermögen ist jetzt gefragt und Kreativität.
Ich bewundere Menschen, die zufrieden sind. Sei froh dass dein Vater so pflegeleicht ist! „glücklich ist, wer vergisst was nicht mehr zu ändern ist“ heißt es doch in einer Operette...
DeleteHa, ich hab letztens auch um sechs Uhr morgens gefrühstückt, im Bett. Verrückt. Dass die Zeit verfliegt, hat ja den Vorteil, dass demnächst Frühling sein wird. Dann müssen wir halt eine Vollbremsung hinlegen, sonst ist womöglich auch gleich wieder Winter!
ReplyDeleteVollbremsung 😂 also mindestens ein Jahr Frühling und Sommer.
DeleteWas für ein tolles Ei!!! Aber roter Reis.....ne ne ne, nicht für mich ;)
ReplyDeleteDieses Ei... und die Pande-Mähne... esse auch den roten Reis auf um Mitternacht...
ReplyDeleteLesetipps - ich mach das auch immer, aber egal wie früh ich ins Bett gehe zum Lesen, werde nach maximal 20 Seiten super müde - äußerst annoying ....
Das ist wohl der Effekt des Lesens im Bett... 20 Seiten ist nicht schlecht!
DeleteImmerhin teilen wir unsere Träume. In meinem Kopf schallt es seit Tagen: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist 😌
ReplyDeleteDie Fledermaus!
DeleteIch glaube, wenn ich ab Montag mit meinem neuen Job beginne - 40 Stunden (OMG) werde ich mich die nächste Zeit auch fragen: "Seit wann folgt denn Freitag auf Montag?"
ReplyDeleteLesen im Bett geht leider gar nicht für mich. Ich beneide Leute, die im Bett lesen, frühstücken oder arbeiten können. Ich habe mir Größenwahnsinnig (wegen der dicke des Buches) bei einer Freundin den Roman "Distelfink" ausgeliehen. Keine Ahnung, wann sie das Buch je zurückbekommt...
Ich bin seit Advent im Back-Wahn... ;-) Letztens habe ich das erste Mal (nach Ansicht eines Live-Videos auf Instagram) wirklich gelungene und wohlschmeckende Scones gebacken. Eine muss die Tricks wissen!! Beim zweiten Backen ist vorgestern mittendrin der Backofen kaputt gegangen. Tja... zum Backen habe ich vermutlich eh keine Zeit mehr. Keine Ahnung, wann mir die Hausverwaltung einen neunen Ofen liefern lässt. ;-)
Das Ei auf dem Foto sieht einfach bildschön aus.
Ahoi aus dem schneeweißen und mors-glatten Bremen
Oona
Echt! Schneeweiß! Pass gut auf. Gratuliere zum Job!
ReplyDeleteWirst du home Office arbeiten oder unter Menschen?
Der Job ist nicht für das Home Office geeignet, da u.a. die Anmeldung und sehr viele Unterlagen, die nicht digitalisiert sind / wurden.
DeleteAber ich habe ein eigenes Büro nur für mich, mit großer, hoher (Corona)-Trennscheibe auf dem "Tresen" und ich kann / muss die Glastür zum Büro zu machen.
Natürlich weiß eine nie, was noch alles so passiert.
Das wird schon "stressiger" als die Monate, wo ich meine Kontakte absolut allein bestimmen konnte und mich an die Regeln gehalten habe. Alles Vor- und Nachteile ;-) Doch wieder eine Arbeit zu haben... ich kann gar nicht sagen, wie gut das ist. Und dann ist der Job auch noch unbefristet. Wie ein Sechser im Lotto. Heutzutage.
Und ich bin 52. ;-) Da wandert eine meistens schon nach Eingang der Bewerbung in die Runde Ablage.
Ahoi und liebe Grüße Oona
Das kannst du wohl sagen! Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg!
Delete