Machtlos betroffen

Über das Schicksal der afghanischen Menschen, die im Vertrauen auf die Truppen von US und Nato mit den "Helfern" zusammengearbeitet haben, denke ich gerade viel nach. Diese Armeen, die 20 Jahre dem Land eine Illusion von Sicherheit geben und die dann überstürzt abhauen. Die unfassbare Unfähigkeit (?) unserer Regierung, wenigstens die am meisten Gefährdeten rechtzeitig in Sicherheit zu bringen (heute früh startete EIN Flugzeug - "wir haben ja nicht erwartet, dass die Taliban so schnell nach Kabul durchkommen". Ich schon.).. Und dann der unerträgliche Laschet, der nichts Eiligeres zu tun hat als  sofort die Türen vor den zu erwartenden Flüchtlingen zu verriegeln.
Ich möchte das alles verdrängen, so wie ich aus Unfähigkeit, etwas zu ändern, alles mögliche verdränge. Aber manche Bilder und Berichte lassen mich nicht los. 
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I am haunted by the fate of Afghan people who collaborated in good faith with the US and Nato troops and are now left to fend for themselves. Unbelievable the carelessness in failing to get them out of the country safely and on time. Such callous political ineptitude beggars belief. And our candidate for becoming the next chancellor has no more urgent problem than warning of new streams of refugees!
  
"Das Verschwinden der Frauen"    
Die Fotos von Shadi Ghadirian, ihre ruhigen Kommentare zum Schicksal von Frauen im heutigen Iran und Afghanistan muss man sich unbedingt ansehen
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"The disappearance of women": Check out the work of Shadi Ghadirian - her photographs are a quiet and unspectacular comment on the fate of women in today's Iran and Afghanistan
 
Es ist ja nicht so, dass das Verschwinden und die Vernichtung von Frauen nicht auch in unserer Kultur ein Thema wäre. Darüber kann ich gerade nicht nachdenken.
(Bild: Markus Schinwald)
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It's not like the hidden and destroyed woman is an unknown topic in our culture. I just don't have the strength to think about femicide and the growing incel brutality.

DENN insgesamt genießen wir Frauen eine Freiheit, die uns oft nicht mehr bewusst ist 
But on the whole, we live in a world of freedoms that we take completely for granted
Wir haben Spaß, wir können Sport treiben, eine Ausbildung machen, arbeiten, Geld verdienen,  reisen, lesen. Sex haben oder nicht, Kinder kriegen oder nicht. Heiraten ja oder nein danke. Alles ein Luxus, von dem Afghanische Frauen nicht mal träumen können. In meiner Jugend hätte ich gerufen "Diese Freiheiten müssen wir mit allen Mitteln verteidigen". Jetzt denke ich nur im Stillen "was für ein Glück, hier geboren zu sein".
WE have fun, we can do sports, get an education, travel, read, work, earn money. We have children or maybe not, get married or thanks, but no thanks. All these luxuries our sisters in Afghanistan can't even dream of. 50 years ago, I would have said "Let's defend these freedoms.by all means necessary". 
No I just say - thank f***k for the accident of birth.
Heute gibt es mal nix zu essen; die Mischung aus Bränden und Überschwemmungen und düsteren Voraussagen, und dann noch die Taliban, hat mir die Kreativität in der Küche verdorben.
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Nothing to eat today. The toxic mix of burning countryside everywhere and floods somewhere else, on top of the gloomy forecasts for our earth - and now the Taliban - have overshadowed my kitchen creative.
Heute regnet es - das wünsche ich auch der hitzegeplagten südlichen Hälfte von Europa!
It's  raining today - how I would like to send some of that beautiful water to the southern European countries now sweltering in the heat...

Comments

  1. Danke für deine unmissverständliche und ehrliche Sicht auf diese grauenhaften Zustände und Entwicklungen.
    Mir fehlen die Worte.
    Herzlich,
    Brigitte

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  2. Ich freue mich an deinen klaren Worten, die mir aus der Seele sprechen.
    Da kann eine einmal mehr nur schockiert sein. Leider nehmen die schlechten Nachrichten tatsächlich zur Zeit einen gewaltigen Raum ein und drücken aufs Lebensgefühl. Wir sind hier relativ gesehen wirklich frei, dennoch global in den nicht mehr zu stoppenden Abwärtsspiralen hilflos eingedreht. Es wird langsam wirklich eine Kunst sein, dennoch gute und ein wenig unbeschwerte Tage zu haben. Wünsche dir und uns allen, dass wir da innerlich eine Balance finden. Liebe Grüsse Ursula

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  3. Mir fehlen auch die Worte.....Gut, dass Du die Richtigen gefunden hast. So viel Elend auf dieser Welt momentan. Ohne Verdrängung würde es bei mir auch nicht gehen. Denn Probleme aus dem engen Umfeld gesellen sich ja auch noch dazu. Ich muss heute wieder dagegen „anbacken“....Liebe Grüße

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  4. Schlecht wird mir angesichts dessen, was sich gerade abspielt. Mir vergeht auch der Appetit. Dem politischen Geschwafel kann ich gar nicht mehr zuhören. Wie heißt es so schön: mit voller Hose ist gut stinken....

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  5. Ihr lieben Frauen, etwas anderes als Solidarität mit den Frauen in Afghanistan hätte ich auch nicht erwartet.
    Über AfV e.V., den Verein afghanischer Frauen in Deutschland, kann man spenden.

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  6. Es ist unerträglich. Bis auf spenden und Petitionen für die Aufnahme kann man nahezu nix tun und auf Hilfe seitens der Politik zu warten ist wohl überflüssig. Mir blutet das Herz.

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  7. Es ist alles so zum Heulen, und ich wundere mich aus welcher politischen Richtung gerade humanitärere Ansagen als aus den C-Parteien kommen – ich versteh die Welt nicht mehr!
    Mal so ganz allgemein gesagt: Gesellschaft verwalten oder gestalten sind eben doch verschiedene Paar Schuhe. Und vielleicht müssen wir als Bürger+innen uns stärker vor Ort engagieren?
    Gänsehaut macht mir deine Aussage, unser hiesiges Frauenleben sei Luxus – also immer noch keine Selbstverständlichkeit, auch hier? Ja, tatsächlich wohl nicht, es muss weiter errungen und verteidigt werden.
    Bekümmerte Grüße
    Petra

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  8. Das mindeste, was wir tun können- ja, spenden, und um uns herum gut aufpassen auf das, was wir für uns errungen haben.

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    1. Bitte nicht schrei(b)en "machtlos"! Das wirft einen Fluch.

      Das mindeste, was wir tun können, ist immer uns selber treu zu bleiben, hier im Westen, wo wir dazu die Chance haben, auch wenn sie uns verkapselt mehr und mehr abgerungen wird und die Strategie darin besteht, seit Jahrzehnten, uns Frauen mehr und mehr zu kleinen Mädchen zu degradieren.

      Wir hier haben Macht! wir müssen sie nur erkennen!

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    2. Gegen die Machtübernahme der Taliban bin ich tatsächlich machtlos. In meinem eigenen Leben lebe ich eigenmächtig, das haben wir Frauen uns in vielen kleinen Schritten erkämpft.

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  9. Liebe Ilse, Du sprichst auch mir aus dem Herzen. Ich hab ja in Brasilien erlebt, wie es ist, in einer machistischen Gesellschaft mit (für mich) veralteten Regeln zu leben. Bin ich froh, mit meinen Töchtern (und natürlich auch meinem Mann) wieder hier zu sein.
    Malala's Buch hatte ich erst vor Kurzem angefangen zu lesen...
    Was wir tun können außer spenden und Petitionen: uns nicht unterkriegen lassen, in Diskussionen ruhig und bestimmt bleiben, unsre Kinder bewußt erziehen, wählen gehn, beim Kauf von Produkten auf die Herkunft/Herstellung achten...es gibt ganz viele, kleine Dinge ;) ganz herzlich, Ursel

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  10. I truly appreciate your sentiments, which resonate with me too.

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