Ersatzhandlungen
Oh je, jetzt geht's wieder los, wie jeden Sommer wenn der fette Auftrag kommt... Vermeidungsstrategien ohne Ende. Ich weiß, dass ich es jedes Jahr geschafft habe, diese Daten, Berichte, Recherchen, Telefonanrufe, Statistiken und Historien zu einem sinnvollen Ganzen zu vereinen. Aber jetzt, Woche 2 von 9, wird mir morgens noch schlecht wenn ich mich an den Rechner setze weil das Versagen so verlockend im Raum steht: entweder ist das Wetter zu schlecht und ich habe keine Energie, oder es ist zu sonnig und ich muss raus. Ich schaue alle zwei Stunden, ob es Neues in der Blogwelt gibt. Ich renne auf die Terrasse, weil das Licht auf den Tomaten so besonders schön ist und ich Fotos machen muss. Ich checke meine e-mails, feile meine Nägel, ziehe mich um, mache mir Kaffee - und endlich, endlich, ist es dann Mittag und ich darf was kochen.
Gestern wagte ich mich zum ersten Mal an Marillenknödel, und...oh Mann!!! Habe ich je etwas Köstlicheres gegessen? Dass aus Butter, Zucker und uralten, selbstgemörserten Semmelbröseln in der Pfanne sowas Konfektähnliches wird! Die Knödel selber wurden riesige Brummer, weil die Aprikosen so groß waren, und ich machte nur vier davon und fror die Hälfte des Teiges ein.
Das Rezept stammt aus Südtirol und ist ganz einfach. Ich wählte den Quarkteig statt dem traditionellen Kartoffel-Grießteig. Ist etwas leichter, HAHA. Als ob es hier um Leichtigkeit ginge..250 g Quark werden mit ca. 120 g Mehl, einem großen Löffel Grieß, Zitronenzeste und einem Ei gemischt. Es entsteht ein Baatz, den ich in einem Berg Mehl knetete bis er nicht mehr an den Händen klebte. Etwas ruhen lassen, inzwischen die Aprikosen öffnen und den Kern mit einem Stück Würfelzucker (hatte ich nicht, nahm einen Löffel braunen Zucker) füllen. Den Teig abschneiden, flachziehen und die Frucht einwickeln und zu einem Knödel rollen. Die Knödel in einem großen Topf köchelnden Wassers garen, dauert ca. 12-15 Minuten - sie schwimmen dann oben. In einer Pfanne Butter schmelzen, etwas Zucker rein und leicht karamellisieren lassen. Dann Semmelbrösel dazu (keine Leimer und kein Pankozeugs, selber machen geht gut in der Kaffeemühle oder im Mörser) und alles bräunen. Die Knöderl darin bräunen und auf der sonnigen Terrasse ganz langsam und genüsslich essen.
Dann zurück an den Schreibtisch...
It is the season of the BIG ONE, my annual job that secures my luxuries for the next year. I know I can do it, have done it three years running, but the truth is I don't feel like it. I wake up with a belly-ache, thinking of all those statistics, the information I will have researched, the phone interviews I will be making, the accidental insights all woven into a coherent piece of work. The truth is that I wish my real paid work were that of taking pictures of the sunlight on my tomatoes, of the sunrises and sunsets, and last not least of the food I make. Yesterday I managed to waste quite a bit of valuable work time making that Alpine special, apricot dumplings (look for "Marillenknödel" on the menus of Austria and Bavaria). They are listed as a dessert but they could easily be a main course for the sweet-toothed.
Usually the dough is made with boiled potatoes and semolina, but I went for the "lighter" (as if light even comes into this dish) mixture of flour, 250g quark, large spoonful of semolina and one egg. Add lemon zest if you like. Cut the apricots open and stick a sugar cube in the hollow. I had no cubes, so I just put a spoonful of brown sugar inside the fruit.
The recipe says 120g flour - this makes the dough far too sticky. You have to roll the dough in a mound of flour until it stops sticking to your hands, then cut slices, flatten them, wrap the apricot in it and roll a dumpling. Cook in simmering water for about 12-15 minutes, depending on the size of the fruit.
Then melt butter in a large pan, add sugar and a few spoonfuls of breadcrumbs, I sprinkled some cinnamon in. This makes a crunchy coating to roll the dumplings in before serving. It tastes wickedly, sinfully, ambrosiacally, diabolically delishous.
And then, return to work, if you can...
hihi ja
ReplyDeleteselten so saubere fenster und eine so blitzende wohnung gehabt wie nach den wochenende an denen ich akten mit nach hause nahm...
allerliebste grüße birgit
das rezept ignoriere ich vorsichtshalber
Sieht sehr lecker aus! Quark gibts hier leider nicht, irgendwie ulkig, alle moeglichen Variationen von Frischkaese, aber keinen Quark.
ReplyDeleteIch kenn das mit dem hin- und herschieben der Arbeit, irgendwie sieht der Anfang immer schwierig aus. Aber das wird schon!
Liebe Gruesse und viel Erfolg!
Hast du den Quark vorher entwässert? (Im Sieb über Nacht abtropfe lassen oder im Geschirrtuch ein wenig auspressen. Meine Mutter empfiehlt ohnehin Schichtkäse.)
ReplyDeleteLiebe Ilse,
ReplyDeletedie Marillenknödel sind ja ein Bild von Marillenknödeln. Wunderbar und mutig!
Mutig, mutig, und ein wunderbares Ergebnis.
ReplyDeleteUnd: auch viel Mut zur Arbeit wünsch ich dir,
herzlich Ingrid
marillenknödel als konfekt zu bezeichnen- das adelt sie ja geradezu!
ReplyDeleteich mach da immer die "alltags"-version: das stück zucker anstatt des kerns lass ich weg ( meine marillenknödel haben dann halt den kern drin).
und: die brösel machens erst richtig perfekt!
liebe grüße, christa
deine vermeidungsstrategien finde ich beachtlich - marillenknödel und paradeiserfotos. gibts was schöneres? und deine leserinnen machst du glücklich!
ReplyDeleteliebgrüßt
ingrid
ich habe die einmal gemacht, aus Brandteig, das war eine Fitzelei und Kleberei, nie wieder! Aber lecker ist es schon!
ReplyDeleteDamit Du auch alle zwei Stunden was zu lesen hast:
ReplyDeleteDas klingt einfach unglaublich lecker und du hast das so beschrieben, das man es nachkochen müsste.
Das mit der Verdrängungstatik / Ersatzhandlungen kenne ich auch. Alles ist besser als: den Keller aufräumen, die Steurerklärung zu machen, sich xy´s langweiligen Geschichten am Telefon anzuhören oder die Jalousie anzudübeln.
Statt dessen lese ich oder gehe einfach für ein Stündchen ins Bett, surfe im Internet oder höre ein Hörbuch...
Viel Erfolg bei dem fetten Auftrag!
Grüße aus dem gewitterwolkenträchtigen Bremen
Oona
Ach - Marillen, Paradeiser..wie ich die österreichischen Worte liebe.
ReplyDeleteKaltmamsell, guter Tipp mit Quark abhängen. Werde es ausprobieren.
Ansonsten befinde ich mich wohl in bester Gesellschaft.
I blogged about Zwetschgenknödel last summer - same thing, different fruit, but I failed to mention that it's got to be my favourite comfort food of all. I like the apricot ones just as much and am trying to stop myself from making some and gaining another ten pounds.
ReplyDeleteha was soll ich dazu sagen - das ist der grund warum ich nicht selbstständig arbeiten kann. ich brauche gefängnis mit aussehern ;-) für die verschieberei gibt es auch ein wundervolles fremdwort: prokrastrination und eine meiner lieblingsprokrastrinationswebseiten ist: http://www.theselby.com/ - falls man eine schwäche dafür hat, die wohnungen anderer leute anzuschauen.
ReplyDeleteIch bin auch dabei....in Eurem Club! Ein sehr aktives und erfindungsreiches Mitglied bin ich da sogar ;)Oft nervt's mich, aber manchmal finde ich es auch erfrischend.
ReplyDeleteSuper-schöne Marillenknödel hast Du da gezaubert! Ich liebe auch diese seelenvollen österreichischen Wörter :)
Liebe Grüße
ja vielen Dank, Ingrid J., dafür dass du mir jetzt NOCH eine Ablenkung geschenkt hast...
ReplyDeleteMaxivida - I remember your post well, it was one of the stepping stones towards trying it out myself. And, never mind the kilos!
mhhhmm! wunderbar! Marillenknödel!
ReplyDeleteLeide parallel!!
ReplyDeleteund werde mich demzufolge demnächst auch einmal an diese Knödel wagen...
♥-liche Grûsse Brigitte
Boah, sehen die lecker aus!
ReplyDeleteJetzt sitze ich vor dem PC und sabbere.
Die Knödel brachten mich auf die Idee, aus den Zwetschgen, die morgen beim Datschi backen bestimmt übrig bleiben werden, Zwetschgenknödel zu machen.
Marillenknödel welch ein Graus, wegen diesen Biestern saß ich vor ein paar Wochen heulend in der Küche. :-D
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