Kochen gegen den frühen Herbst

 Ich könnte natürlich über das unfassbare Sommerwetter jammern (laut Aurel Mertz "Winter light"), das uns langsam dazu bringt die Heizungen wieder einzuschalten. Oder ich könnte mich darüber aufregen, dass die US-Armee den Taliban ihre gesamte Hardware dagelassen hat, sowie Informationen zu ihren Helfern, was die Taliban zur bestausgerüsteten Militärmacht in diesem Teil Asiens macht. Könnte ich.
Mache ich aber nicht.  
Es ist nämlich Zwetschgenzeit. Ich koche Kompott, ich koche Marmelade und ich backe Buchteln.
***
I could moan about our abysmal summer (or "Winter Light", according to a very funny German comedian). Or I could get outraged about the US Army leaving all their hardware behind for the Taliban to pick up and become the most modern military force in the area. 
But, hell. No. 
I decided to cook compote/kompot, make jam and bake some buns. It's damson season in Germany.
Das Kompott mache ich mit nur ganz wenig Zucker und genug Wasser, dass ich es später nicht nur essen, sondern auch trinken kann wie in Osteuropa, wo "Kompot" ein Obstgetränk ist! Und weder Vanille noch Zimt, höchstens im Zucker ein wenig Tonkabohnengeschmack.
***
I love a stewed damson, the oval plums that are in season and everywhere now. I make something similar to the rather liquid - drinkable - Eastern European "kompot" rather than the thicker "compote", using just a little tonka-bean flavoured sugar and nothing else.
Ich wollte eigentlich Zwetschgenknödel machen, aber auf halber Strecke habe ich den Teig zu Buchteln geformt und im Ofen gebacken. 
Aus 250g Mehl, 10g Hefe aufgelöst in einer kleinen Tasse Milch, einem Ei und einem Löffel Zucker, dazu Zitronenabrieb und 30 g weicher Butter, habe ich einen Teig gemischt. Sehr batzig! Sauerei!
Den Teig ließ ich nur eine Stunde gehen, das war genug. Danach war er so weit, dass ich ihn gut kneten konnte. In acht Stücke teilen, in der Handfläche flachdrücken, eine Zwetschge, mit einem TL Zucker gefüllt, reinlegen und zu einem Ball formen. 
Meine acht Bällchen in einer Form mit flüssiger Butter arrangiert, etwas Milch drübergeträufelt, und ca. 20 Minuten bei 180° gebacken. Dazu eine Schluck Wasser in den Backofen geschüttet, wegen Dampf.
(Ihr habt wahrscheinlich eh alle schon Backöfen mit Dampf)?
Dazu gibts Vanillesauce, oder eben das Kompott!
This is a deeply Alpine recipe for damson (or apricot) filled baked dumplings, it's made across Austria and southern Germany. The dough is similar to brioche, or Zopf.
For 8 dumplings, put 250g plain flour in a large bowl, make a hollow in the middle. In this you put 10g fresh yeast  (or 4g dry yeast), a couple of tbsp sugar, a pinch of salt and enough tepid milk to make a soft dough, with a fork. Proceed to mix in a beaten egg, the zest of an organic lemon and 30g soft unsalted butter. Leave to rise while you watch an episode of your current series. 
It should now have roughly doubled its size, and become less sticky. Give it a good workout, then divide into 8 balls which you fill with a piece of fruit each, by first flattening and then closing around the fruit.
Arrange in a pan with liquid butter, sprinkle some milk over your dumplings and bake at 180° for about 20 minute. Chuck a handful of water into the overn, before you close it. Unless you have a state of the art steamer oven...
Eat with custard or the kompot! 

Ach ja, die Marmelade! Ganz einfach Obst mit  2:1 Gelierzucker und sonst garnix ca. 6 -8 minuten sprudelnd gekocht und in heiß ausgespülte Gläser füllen. Für die Etiketten habe ich von Bettina einen heißen Tipp: ein normales STück Papier mit Milch befeuchten und an das Glas drücken.
 Hält und kann mit Wasser wieder abgelöst werden! Öko!
***
Emglish readers: if you're really really interested, I will mail you the info 
Eine sehr köstlich Entdeckung aus dem Dunstkreis von Ottolenghi ist diese Gemüsepaste namens Muhammara. Sie ähnelt von der Herstellung her der Walmusspaste von Melanie, und ist irgendwie auch verwandt mit einer Romesco-Sauce, die ich vor einiger Zeit entdeckt hatte. So geht's:

70g Walmüsse, in kleine Stücke gebrochen

3 EL extra-virgin Olivenöl
1 große rote Paprika, das Fleisch klein würfeln
20g grobe Brotbrösel
2 TL Aleppopfeffer, Pul biber oder Chiliflocken
1½ TL Paprika
2 TL Weißweinessig oder Zitronensaft
3 EL Granatapfelsirup (oder Honig)

Alle Zutaten grob mit dem Zauberstab pulsieren.

Serviert mit Sumac (falls da), Minzeblättern (ich Petersilie), Fladenbrot.
For you lucky English language readers, I have a recipe for you from the horse's mouth for this delicious levantine/Syrian/Lebanese dip called Muhammara, or Muhummara as the Guardian recipe has it. It is based on a similar idea as the Romesco sauce I made a while ago. Goes with many dishes, or just pile it onto fresh foccaccia or pita bread.

 

Zum Schluss noch ein Tipp für alle liebenden Ehemänner: Was die meisten Frauen sicher nicht wollen, ist eine zärtliche Umarmung von hinten wenn sie beim Kochen sind. In den ersten paar Ehejahren schmiegt sie sich vielleicht noch, etwas genervt, nach hinten. Später ist die Antwort eher ein ungeduldiges "jetzt nicht, Schatz". Wenn sie ihm nur noch einen Kick mit dem Hintern gibt, ist das Ende abzusehen.

***

Finally, a useful hint for hubby: don't hug her from behind while she is cooking. She might, during the first few years of blind devotion, nestle back into the hug - with her behind. Later, she'll whisper a slightly impatient "not now, babe". By the time she ass butts you, the end is in sight.

Comments

  1. Buchteln sind eine feine Idee, werde ich gleich mal auf den Speiseplan setzen. Das Aufregen habe ich auch aufgegeben. Es bringt ja nichts. Ich bin eher dafür Felder des Friedens und der Gemütlichkeit zu schaffen und zu hoffen, dass es ansteckend wird. Kochen und fein essen gehört dazu. Auch hier bollert der Ofen, aber es soll ja noch mal schön werden, verkündete der Gatte. Er ist der Wetterfrosch in der Familie. Alles Liebe

    ReplyDelete
    Replies
    1. Dann hoffen wir, dass der Gatte recht behält!

      Delete
  2. Da unser Zwetschgenbaum dieses Jahr voll hängt, werde ich auch saarländische Lattwerg machen: Pflaumen durch den Wolf drehen und mit der entsprechenden Menge Zucker vermischt auf den Herd stellen/oder in den Backofen, eine Zimtstange mit rein und 12 Stunden!!! köcheln lassen, ab und an umrühren. Ergibt ein sehr dunkles würziges Pflaumenmus, hhhmmm! Sehr gut auch, wenn ein paar Birnen dabei sind! Aber da sich Deine Buchteln auch so lecker lesen, werde ich ein paar Zwetschgen für die Buchteln aufheben :-))

    ReplyDelete
    Replies
    1. Ich mag gerade das frische, fruchtige an den Zwetschgen.

      Delete
  3. Kachelofen ist an, 18 Grad im Wohnzimmer, da geb ich auf. Einkochen, genau, meine Paradeiser sind in den Gläsern, und jetzt kommt der Holler dran. Und wenn die Walnüsse reif sind, wird dein Aufstrich nachgemacht. Und ein paar warme Tage wird's ja wohl doch noch geben!

    ReplyDelete
    Replies
    1. Kachelofen eine Woche nach Teichschwimmen! Aber schon sehr gemütlich...

      Delete

Post a Comment