Fidele Gastro*

 * den Namen lasse ich mir übrigens für mein nächstes Restaurantprojekt patentieren!

Schon lange fasziniert mich das Thema der kulinarischen Trends, sowohl theoretisch ( habe vier Jahre als Redakteurin bei einer Foodfachzeitschrift gearbeitet) als auch praktisch ( mein wunderbares Café in London).

 

Aber als Foodie würde ich mich nicht bezeichnen. Ich hab nie mit Sauerteig gebacken, mag keine Austern, jage in fremden Städten nicht den angesagten Restaurants nach. Fine dining ist mir ein Graus; ich habe als Redakteurin in vielen Lokalen gegessen wo Essen als Erlebnis zelebriert wird,  und wo viel Verschwendung stattfindet. Wenn ich Köche mit Pipetten arbeiten sehe, oder einen Gang eingeschweißt in einer Blechdose serviert kriege, schüttle ich nur den Kopf - wozu das alles? (Dazu kann ich den gruslig satirischen Film „the Menu"empfehlen...) Selbst begeisterten Restaurantkritikerinnen können die künstlerischen Schmierspuren und Türmchen, ganz zu schweigen von den inkontinenten Tröpfchen aus Balsamicoessig auf den Tellern, irgendwann zu viel werden.

 

Ich merke auch, dass mich Rezeptmoden immer weniger interessieren. Dank meiner frühen Begeisterung für Ottolenghi habe ich inzwischen ein Regal voller Gewürze, die ich einmal und nie wieder benutze. Ich brauch ja schon kaum je Sojasauce, so konventionell koche ich. Und Granatapfelkerne gehen mir auch langsam auf die Nerven. 

Am Beispiel scharfe Gewürze sehe ich, was im Laufe der Zeit angesagt und dann wieder von Neuem verdrängt war. Es fing ganz bescheiden an mit Paprika, kennt jede, ungarisch. Dann tauchten die Blechdöschen mit Pimentón de la Vera auf. Ich kaufte peperoncini, Piment d’Espelette, dann kam Aleppopfeffer, pul biber - steht alles im Regal. Aber nein, jetzt muss es koreanisches gochujang sein, oder zumindest chakalaka aus Südafrika.

Auch #Poke ist schon wieder der heiße Scheiß von gestern (was, du weißt nicht was Poke ist? Schätze dich glücklich). Dafür sieht man weiterhin viele #bowls mit #Superfood-Einlagen wie seltene Getreidesorten und Beeren (Superbowls?). Grünkohl ist ein Dauerbrenner - dabei hat sich erwiesen, dass schon der Fötus im Mutterleib das Gesicht verzieht wenn Mutter Grünkohl isst. (Bei Karotten lacht das Baby! Ja, all das weiß man jetzt). 

Zu den langsam abnehmenden Trends gehört die gefächerte #Avocado (13 Mill. Einträge bei Instagram) und der leicht angekokelte Blumenkohl aus dem Backofen. Wobei Pizza inzwischen auch nur noch mit verkohltem Rand geht. Auch der Dauerbrenner Sauerteigbrot oder #sourdough wird vornehmlich mit schwarzen Rändern präsentiert, für Maximum Instagramability.

Der neueste (für mich jedenfalls) heiße Scheiß ist Kartoffelpavé. Aus meinem Lieblingsgasthaus, dem Kloster in München, kenne ich solch zusammengedrückte Kartoffeln zwar als Gratin. Aber das Pavé - schaut's euch an - hat namensgemäß die Form eines Pflastersteins. Ich empfinde einen fast unwiderstehlichen Drang, das auszuprobieren...

Das Bild stammt von der wunderbaren Mrs.Flax auf Vive la Réduction! Da findet ihr auch das Rezept.

 https://i0.wp.com/www.mrsflax.net/wp-content/uploads/2021/05/F07A0224.jpg?fit=2401%2C1600&ssl=1

Jamie Oliver tornado potatoes

Meine eigenen/my very own Hasselback potatoes

You are reading my blog, so you know that I am passionately interested in everything to do with food. When I was young, that used to be music. But now, those portly later years are devoted to cooking, reading about cooking, writing about cooking, and of course, eating.

For a few years, I ran a cafe in London. We had some fabulous chefs and served beautiful food (until everything went pearshaped, of course). Then I worked as a journalist on a professional food magazine, and exactly 15 years ago, I started this food blog. It's been such a learning curve!

 

That's me in WKD Cafe, with Brian who is a soul singer now, and Gala, who is about 32....

I am following food trends, enjoying them, trying them out, dismissing them, often dissing them. Don't start me on the subject of haute cuisine, fine dining, finickety plating....I don't think food should be served in tins, no one needs 15 courses, and I won't take out a bank loan to eat in a starred restaurant.

Just watch "The Menu", the first foodie horror film!  And read Grace Dent in the Guardian on plates decorated with fancy smears...

And talking about trends - I shall leave you with yesterday's hot stuff, spaghetti cacio e pepe. Can't get away from this deeply local, simple Roman dish, ever since Jamie Oliver launched it upon the foodie world. I used to eat it in Rome, made by my friend Roberto while I watched him.

Find one of the many recipes here or here. Enjoy.

Ach ja. Zum Schluss noch Spaghetti cacio e pepe. Nie gehört? Von einer bescheidenen römischen Spaghettisoße zu Weltruhm gelangt. Warum? Jamie Oliver hat den Hype losgetreten, und jetzt ist sie bei Instagram mit 315.000 Einträgen vertreten. Und so geht's:

 Spaghetti cacio e pepe für vier Personen: drei Zutaten 

400g Spaghetti/Spaghettoni oder Tonnarelli in gesalzenem Wasser al dente kochen. 

280g Pecorino Romano reiben. Einen EL schwarzen Pfeffer grob mahlen.

Pecorino Romano findet man außerhalb Italiens höchsten bei italienischen Delis oder Eataly (d.h. nicht in Grafing. Ich nehme Parmesan, Schock Horror!)

Den Käse mit zwei EL Kochwasser zu einer Creme verrühren.

Den Pfeffer in einer Pfanne etwas ohne Öl toasten, dann mit zwei EL vom Kochwasser ablöschen. Die Nudeln abgießen, dabei einen Becher Kochwasser aufheben. Nudeln in der Pfanne mit dem Pfeffer gut vermischen, dann vom Herd nehmen und die Käsecreme drunterziehen. Falls zu trocken, noch etwas Kochwasser reinlöffeln.

Gut pfeffern, sofort essen.

Cacio e pepe ricetta 

 Bild/picture  @giallozafferano

Comments

  1. Liebe Ilse, diese Spaghetti sehen soooo lecker aus, das werde ich sicher in Kürze ausprobieren! Lieben Dank dafür! Mir selbst sind die Rezepte "einfach und gut" ohne Chichi auch die liebsten. Ich ziehe einen guten Butter-Zucker-Kuchen diesen himmelschreienden "Kreationen", die meine Tochter mir manchmal auf Instagram zeigt, vor.
    Herzlichst, Andrea

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    1. Butterkuchen wird mein nächster Post - auf Instagram schon zu sehen!

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  2. Genau so ist es! Ich habe mich schlapp gelacht, bei diesem "Rant". Schlimm, dieses verkokelte Essen. Rosenkohl etwa. Ich frage mich immer: wird das tatsächlich gegessen. Verbranntes ist gesundheitsschädlich. Weiss das niemand mehr? Rasch gedämpftes Gemüse wird verschmäht. Dafür lieber trockenes, halbgares Ofengemüse, dass eine Stunde im Backofen war. Wollte man nicht eigentlich Energie sparen? Wein ist auch so ein Thema. Alles was mehr als 30 Euro die Flasche kostet, ist nicht besser, sondern nur teurer. Diese Erkenntnis kommt nicht von mir, sondern von jemandem, der Wein verkauft und sehr gut davon lebt.

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    1. Es geht bei so vielem nur ums aussehen und angeben .

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  3. Dein Restaurant würde ich natürlich sofort besuchen 😉

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  4. liebe ilse, wie lustig, da bist du ja jetzt der mega trendsetter, gestern gabs cacio e pepe bei kitchen impossible. in der schweinsblase. kein witz. lg, daniela

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    1. Das ist doch genau was ich meine, Essen zur sinnlosen Unterhaltung verkommen.

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  5. ich weiß nicht, was poke ist, liebe Ilse. und was Du so schreibst könnte ich nicht besser sagen! Deshalb lieeeeebe ich Deinen blog und Deine Küche - und sonst nix! Tr. aus dem Allgäu

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  6. Ich freu mich immer so über dein Lob! Poke ist so eine Bowl mit rohem Fisch und Salatzeug, für dünne Frauen....

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  7. Nix gegen Grünkohl, ich liebe ihn, und ich verkohle ihn auch im Backrohr, haha! Aber der Film hat's gut getroffen, Gschisti-Gschasti und kaum was auf dem Teller, und das Ganze zur Religion erhoben. Und sagenhaft, was dafür dann zu bezahlen ist. Gut, dass es noch reichlich normale Lokale gibt. Und Fidele Gastro: großartig!!

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    1. Und wer bist du, verehrte/r GrünkohlverkohlerIn?

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    2. Ups, kann schon wieder nur anonym Posten: die Bettina bin ich!

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    3. Darfst ruhig Grünkohl essen, Hauptsache nicht schwanger 🤣

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  8. Mittlerweile lebe ich ja wieder im Grünkohlland, wo vor Urzeiten Kirchen zu Ostern mit den grünen Blättern geschmückt wurden, da es keine Blumen gab, und wo Dir die Metzgereifachangestellte fetten Speck zum Grünkohlkochen mit den Worten empfiehlt: Der Kohl muss glänzen! Kale und Bowl ist das eher nicht!
    Ansonsten halte ich es wie Du, liebe Ilse: Je weniger chichi, umso besser – down to earth!
    Gschmackige Grüße
    Petra
    PS: Der Gastroname für Dein nächstes Restaurant-Projekt ist erste Sahne!

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    1. Wer weiß, vielleicht bin ich die erste 80-jährige die ein Restaurant aufmacht....
      Übrigens glaube ich, dass die Metzgereiverkäuferin schon weiß wovon sie spricht. Glänzend kann ich mir Grünkohl ganz gut vorstellen, verkohlt eher nicht!

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  9. Haha, das war lustig zu lesen ... ich spüre ja auch immer den Drang, Foodtrends auszuprobieren und die Kartoffel-Pflastersteine nehme ich mir auf jeden Fall mit. Bei mir warten übrigens noch jede Menge Chiapudding-Rezepte aufs Veröffentlichen, weil ich mag die wirklich sehr und es gab eine Zeit, da hab ich sie oft gemacht. Aber irgendwie trau ich mich fast nicht mehr, Chiapudding ist ja schon sowas von "over" - vielleicht warte ich einfach drauf, bis er wieder "in" ist?
    Alles Liebe!
    Maria

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  10. Liebe Maria, ich glaube wer Leidenschaftlich kocht, kommt an food trends nicht vorbei... an chiasamen bin ich allerdings im Laufschritt vorbei. Reines Vorurteil, hab’s nicht mal probiert. Falls ich mal bei dir vorbeikomme, machst mir einen Chiapudding?

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  11. Meine Mutter behauptete, die Schwiegermutter sei an Leberkrebs zugrunde gegangen, weil sie Grünkohl in reinem Fett zubereitet hat. Sie selber hat Bregenwurst in den Grünkohl getan mit Wasser und Salz gekocht. Es war ein Gedicht!!! (vielleicht etwas Zwiebelwürfelchen)

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