Lieblingsspeisen und anderes - Scary food!

 In letzter Zeit habe ich öfter mal ein „carpaccio“ aus roten Beten oder Ranen, wie sie im Alpenraum heißen, gemacht: entweder hauchdünne rohe Scheiben, gut in Zitrone und Olivenöl mariniert, oder auch mal vorgekochte Bete in Salatdressing. Wir sind geradezu süchtig danach! 

Oft denke ich an den Graus, wenn es in der Kindheit „rote Ruam“ gab, so verhasst! Fast so schlimm wie die Muizlsuppn - bis heute weiß ich nicht, was da drin war, aber fast ein Grund, von daheim auszureißen. Ansonsten mochte ich alles was uns die Oma auftischte. Exotisches gab es eh nicht, Kürbis, Oliven, Avocado, Brokkoli — all das hab ich erst als Erwachsene kennengelernt.

Dafür machte Oma die besten Reiberdatschi und und einen traumhaften Apfelstrudel... Mehlspeisen gab es oftmals am Freitag, als höfliche Geste gegenüber dem katholischen Grafing. Wir hätten ja ohne weiteres Fleisch essen dürfen als „emfangelische Deifi“ , wie wir in unserer nach dem Modell Apartheid getrennten Volksschule bezeichnet wurden. Aber Fleisch, mei. Hackbraten oder Gulasch gab es sowieso, wenn überhaupt, dann nur am Sonntag. Wir hatten ja keinen männlichen Fleischfresser im Haus, für uns war der Strudel das höchste. Ach ja, da gab es noch eine Horrorspeise: Himmel und Erde. Äpfel und Kartoffeln. Würg.

Man kann sagen, wir vier waren kein Feinschmeckerinnenhaushalt. Die Kuchen schmeckten am besten bei Tante Miggi - mit stolzen 10 Eiern gebacken (das war wiederum für das Luiserl eine grausige Vorstellung. Ich war da tapfer). Die Sonntagskuchen von unserer Mutti waren der 60er-Jahre Goldstandard: beim Bäcker gekaufter Tortenboden, belegt mit Dosenpfirsichen, Dosenananas und einem schickem Rand von halbierten Bananen, genannt Obstkuchen. Oben drüber dick Gelatine. Konnte ich ohne weiteres den Erwachsenen überlassen. Das beste, womit Mutti uns Sonntags beglückte, war der kalte Hund - wer von uns Nachkriegskindern kennt ihn nicht! Er kühlte bis zum Einsatz auf der Kellertreppe, und man ging hin und wieder zu ihm um zu sehen, ob er schon so weit war..

Bild aus dem Blog Hexenlabor
 
I can honestly say that our family of four women was no bunch of gourmets. We ate what our Granny put on the table, which mostly was good solid food, except when she made beetroot salad. Or a potato  and apple pie known as "heaven and earth" (it wasn't!). The worst was a brown soup with indefinite offal content - I dreaded coming home from school when it was on the menu. 
We weren't humoured like a friend's little boy who got out of eating his broccoli by saying "I'm frightened of the green!"
We adored bussel sprouts and spinach, with exotic foods like squash, olives, avocado, or brokkoli  completely unknown in our childhood. 
 
She made wonderful latkes and the best apple strudel ever. We often had that on Fridays, when the rest of our catholic town was not allowed meat. Being protestants, we didn't eat meat on Fridays, maybe out of solidarity.
Except meat would have been off the menu anyway. With no male meat fiends in the house, there was the occasional meatloaf of a Sunday or maybe goulash with bread dumplings.
 
 
My Mum's regular cake was a very popular version of a fruitcake - a (bought) sponge base covered with tinned fruit and a frame of bananas, all covered in a thick layer of jelly. Not my idea of delicious, I was a fan of our Auntie's bright yellow Sunday cakes (10 eggs! she'd boast, to the horror of my little sister, whose liver wasn't up to this).
The best cake my mum had on offer was called "cold dog", layers of biscuits joined with a mix of chocolate and plant fat. Disgustingly delicious! It used to be chilled on the steps to our coal cellar, and we could hardly wait for it to be ready. It's still quite amazingly popular in Germany.

Bild von "Essen & Trinken"

Zum Schluss ein schönes Rezept für Kartoffeln, Karotten und Ranen; es sieht nicht nur schön aus, es ist ein Traum, und ganz einfach gemacht. Gemüse in feine Scheiben schneiden, arrangieren, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, mit gutem Olivenöl beträufeln und für ca. 30 Minuten bei 180°C in den Ofen. Fertig ist das Vorzeigegratin!

Let me leave you with this beautiful gratin: finely slice potatoes, beets and carotts, with a mandolin if you have. Douse the lot with olive oil, salt, pepper, a bit of nutmeg, and bake in the oven at the usual 180°C for about 30 Minutes or until the veg is soft.

Comments

  1. Himmel und Erde :(( und ich dachte immer, das käme aus Schlesien, wo meine Mutter herstammt...war ich auch nie begeistert von, schlimmer war nur Blutwurst ;)

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    1. Ach ja, Blutwurst hab ich ganz vergessen. Jetzt esse ich sie, weil sie gesund ist.

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    2. Himmel und Erde... Göttlich... darin in Butter gebratene Zwiebelringe und warme Blutwurst, (vielleicht klappte das in Bayern nicht so...).... 😊

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    3. Schlaue Myri weiß: glückliche Köchin macht gutes Essen

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    4. Oh Gott. Himmel, Erde, und Blutwurst. Da wäre ich von zuhause abgehauen.

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    5. Schlimm war nicht das Essen, sondern der BEFEHL:, dreimal am Tag den Teller leerzuessen, egal was drauf lag. Ich wollte auch abhauen 🏃‍♀️, wurde aber später doch nie ess gestört.

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  2. Liebe Ilse, ich bin zwar kein Nachkriegskind, aber meine Mutter hatte es auch nicht so mit kochen. Dafür wohnten wir ein paar Jahre in einem 50 Seelen Bauerndorf mitten in Bayern (auch als evangelische, die einzigen weil zugroist), ich war als Kind schon sehr extrovertiert und habe mich durch alle Küchen des Dorfes gegessen, die Bäuerinnen hatten die reine Freude an mir. Bis heute nie wieder so gute Mehlspeisen bekommen. Und frische Milch direkt von der Kuh, herrlich. GLG, dani aka sraluigi

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    1. Das kann ich mir so richtig als Film vorstellen!

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  3. Kalter Hund ist mir erspart geblieben, das kannte ich früher gar nicht. Manchmal gab es etwas Ähnliches, eine Oblatentorte mit einer (fetten) Schoko-Buttercreme gefüllt, die hat mir aber ganz gut geschmeckt. Meine Mutter hatte mit Kochen und Backen nicht viel am Hut, aber meine Oma hat uns immer mit köstlichsten Mehlspeisen und Essen für die halbe Woche versorgt, wenn wir sie jedes Wochenende besucht haben... Leider hat sie viele ihrer Rezepte nicht aufgeschrieben.
    Dein Gratin ist das richtige im grauen Winter!

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    1. Ohne Omas wärren wir verloren ( und etwas schlanker!) übrigens lese ich sehr gerne bei dir mit, darf aber deine Cannelloni gerade nicht kommentieren.

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  4. An diese "Obstkuchen" habe ich nicht mehr gedacht, das war meine Aufgabe sie zu belegen und die Mama hat dann den warmen Glibber drüber gegossen - ich habe das sehr gerne gegessen. Den kalten Hund habe ich einige Male zum Geburtstag bekommen, auch eine vergessene Leibspeise. Aber Mamas Apfelstrudel, von dem träume ich immer noch! Das mit den Ranen muss ich entgegen meinem tiefeingefressenen Widerwillen nach der Internatsverköstigung doch noch mal angehen. Wir bekommen ja in Ifni dieses Zeug frische und preiswert.

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  5. Ui, ich fühle mich sofort zurückversetzt in meine Kindheit. Muizlsuppn gab es bei uns öfter. Das war das pure Grauen und wurde mit der Milz vom Reh gekocht. Und saures Lingerl. Schon auf dem Herd hat beides so eklig gerochen, dass man am liebsten gar nichts gegessen hätte. Im Vergleich war der glibbrige Dosenobst-Kuchen geradezu paradiesisch.

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  6. Diesen "Obstkuchen" hat meine Mutter (geb. 1939) gefühlt ewig gemacht. Den kalten Hund gab es bei uns - glaube ich - nicht.

    Ich habe die neue Podcast-Folge von "Toast Hawaii" (mit Bettina Rust) gehört. Da geht es ja u.a. um "das Essen meiner Kindheit". Dieses Mal war es Anja Kling, die in der DDR groß wurde. Fast alle Folgen fand ich interessant. Es ist erstaunlich, was Menschen essen wollten, mussten oder hassten.
    Und ich habe nun längst nicht mehr das Gefühl, dass ich "seltsam" esse. ;-)
    Ahoi Oona

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    1. Was ist schon seltsam? Hauptsache es schmeckt. Der Podcast klingt lustig, wo findet man den?

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    2. Spotifiy. Oder einfach im Internet eingeben: Toast Hawaii von Bettina Rust. Logo ist eine Toastscheibe. Es gibt nur 2 oder 3 Folgen die nicht so gut sind. Viel Spaß!

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  7. Interessant dass Kürbis als Exot galt, er wächst doch super auf dem Misthaufen…

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    1. Exot ist was man nicht kennt. Bei uns lag nicht vor jedem Haus ein Misthaufen.

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  8. Uh wei, die Muizlsuppn hört sich sich echt nicht so grandios an ;-))) Mein Papa hat mal ein Ragout aus Stierhoden gemacht und mir erst danach gesagt, was ich da gegessen hab ... Hab drei Tage lang nicht mit ihm geredet!
    Alles Liebe!

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    1. Das war ja eine brutale Überraschung! Da hast du dich wunderbarst kulinarisch emanzipiert!

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  9. Ja uhi was für ein schönes Thema! Bei uns hat immer meine Oma gekocht, die anderen Erwachsenen waren in der Arbeit, meine Oma hatte Heimarbeit (Lederhandschuhe nähen). Reiberdatschi - die hießen bei uns "Backesle", weil meine Großeltern eine Weile in Franken gewohnt hatten - gab es jede Woche. Und ich liebte sie! Es gab auch eine Variante aus gekochten Kartoffeln, "Quäcker", auch nicht schlecht. Kalter Hund, kenn ich auch. Gab es aber nicht so oft. Freitag, ja, der handgemachte Apfelstrudel - ein Traum. Vorspeise - Karoffelsuppe mit viel Majoran. Kuchen - Oma machte ganz oft eine Bisquitrollade - einfach mit roter Marmelade drin. Meine Mutter backte jahrelang jeden Samstag eine "Sachertorte", das Rezept wohl nicht authentisch - war halt ein dunkler Kuchen und das Beste, der Guss - den Kuchen mit einer Schicht Aprikosenmarmelade überzogen und drüber geschmolzene Milka Vollmilch mit ein bissel Kokosfett zum fest werden. Oft gab es auch Vanillepudding, aus dem Dr. Oetker Packerl. Das war das Standard Desert. Es gab zwei upgrades - einmal 2 Zwiebacks mit roter Marmelade dazwischen, mehrere in eine flache Form, heißen Pudding drüber und kalt werden lassen. Ich konnte nie erwarten, bis das endlich abkühlte. Ich liebte das! Zweite Variante - Bananen in den heißen Pudding mischen. Samstag Abend gab es fast immer Bratwürste - die guten aus Franken- mit Sauerkraut und weißen Semmeln. Meine Mutter machte eine braune Soße dazu. Mochte ich auch. Und - ach ja - Samstag Mittag gab es Fast Food, weil immer viel zu erledigen war und wenig Zeit zu kochen: Miraculi! Es gab ganz wenig, dass ich nicht mochte - ich aß sogar gerne Spinat und auch Blut- und Leberwurst. Das interessante war, dass sich alles immer wiederholt hatte, das fand ich damals schön, es war so vertraut.

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  10. Klingt nach einer glücklichen Kindheit, jedenfalls in der Küche! Bei Schokoladenpudding mit Bananen hat bei mir auch was geklingelt. Und natürlich Kokosfett! Biskin, im kalten Hund!

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    1. Ja tatsächlich glückliche Kindheit in der Küche. Und das Wichtigste hab ich vergessen! Zudelbrocken. Genau, Zudelbrocken. Das war der Hit überhaupt. Wenn du das Rezept hörst ist das schwer vorstellbar. Die Zudelbrocken sind kleine handhemachte rohe Kartoffelklöße in einer Brühe aus angebräuntem und dann gekochten Wammerl. Also das Wammerl anbraten, dann mit Rinderbrühe aufgießen und weich kochen. Die Klöße in der Brühe kochen. Ein kleines bisschen säuerlich machen, Schuss Essig. Und Kümmel.

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    2. Klingt eigentlich gut - was kann man mit Kartoffelknödl schön falsch machen? 😋

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